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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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an seinen Lippen. Endlich glaubten sie ihm. Endlich sahen sie die Gefahr, vor der er sie lange schon hatte warnen wollen.
    Jakob hatte eine Vollversammlung einberufen, um ein für alle Mal zu klären, wie sich die Dörfler von nun an verhalten sollten. Immerhin trieben hier wilde Bestien ihr Unwesen. Teuflische Kreaturen, die einen von ihnen brutal umgebracht hatten …
    Emerald schüttelte den Kopf, um die Bilder zu verdrängen, die ihn seitdem nicht mehr loslassen wollten. Hätte Rosa die Dörfler am Morgen nicht besänftigt, wären sie sofort zu Fionas Hütte gestürmt. Allen war klar, dass Zwieker keinem gewöhnlichen Tier zum Opfer gefallen war.
    »Wir müssen die Teufel aus unserem Dorf vertreiben«, brüllte einer aus der Menge.
    »Und dank Emerald wissen wir auch, wo wir sie zu suchen haben«, rief ein anderer.
    »Ein Hoch auf meinen Sohn«, krakeelte Hermann.
    »Emerald«, brüllten die Leute und reckten begeistert die Fäuste in die Luft. »Unser Emerald!«
    Ungläubig starrte er in die Menge. Alles war so gekommen, wie er es erhofft hatte. Sein Ruf war wiederhergestellt – noch besser, er war ein Held! Warum war er trotzdem nicht zufrieden …?
    »Wir müssen zu Fiona und sie zur Rede stellen«, verlangte jemand, als die Leute wieder zur Ruhe gekommen waren.
    »Zur Rede stellen? Genug der Worte«, rief Hannelore. »Dieses Balg hat sich hier eingenistet, hat unser Essen gegessen und sich bedienen lassen! Schon ihren Vater konnte ich nicht leiden!«
    »Darum geht es doch gar nicht …«, meinte Emerald, als Sarah und die anderen auf ihn zukamen. Er sprang vom Tresen, sie scharten sich um ihn, klopften ihm anerkennend auf die Schultern.
    Sarah stellte sich dicht an seine Seite. »Du bist ein Held!«, hauchte sie. »Tut uns leid, dass wir dir nicht gleich geglaubt haben.«
    Die anderen nickten.
    Gustav stieß seinem Nebenmann in die Seite. »Nicht wahr, Thorsten?«
    »Ja«, knurrte dieser. »’tschuldigung.«
    Emerald winkte ab. »Du kannst ja nichts dafür. Man wird als Trottel geboren.«
    Gustav, Sarah und Tobi lachten.
    Alle wollten wieder, dass er und nur er ihr Anführer war. Emerald drehte ihnen den Rücken zu. Ob mit Nanna alles in Ordnung war …? Es sah nicht gut aus, dass die Alte nicht zur Vollversammlung gekommen war …
    Er wandte sich dem Ortsvorsteher zu, der inzwischen an seiner statt auf den Tresen gestiegen war.
    »Hannes und sein Sohn sind schon zu lange fort. Wir sollten mehr Wachen aufstellen«, schlug der untersetzte Mann nervös vor. »Die Frauen und Kinder bleiben erst einmal im Haus.«
    »Und ihr Männer, ihr zeigt es dem Mädchen!«, rief Hannelore.
    »Genau!«, brüllte Emeralds Vater. »Wir werden sie zwingen, uns alles über diese Biester zu verraten!«
    »Gemeinsam sind wir stark!«, brüllte Erwin. »Jetzt oder nie!«
    »Zuerst sollten wir an Zwiekers Beerdigung denken«, mahnte der Ortsvorsteher. »Wir haben es Rosa versprochen!«
    »Und es wäre auch nicht klug, Hals über Kopf zum Forsthaus zu stürmen«, meinte Lennart ernst.
    »Stimmt!«, rief Emerald. »Wir brauchen erst mal einen Plan!«
    Endlich beruhigte sich die Menge etwas. Mit einem Mal wurde die Tür zum Wirtshaus aufgerissen. Sie flog gegen die Innenwand der Schenke.
    Gunnar kam herein, keuchend, zitternd. »Sie ist hier! Fiona ist hier!«
    Für einen Moment herrschte Totenstille.
    Die Erkenntnis brach wie eine Lawine über die Leute herein. Plötzlich brüllten alle und stürmten ins Freie.
    Emerald hielt schützend seine Hände vors Gesicht, damit er keine Ellbogen abbekam, als er von der Menge mitgerissen und nach draußen gedrückt wurde.
    »Jetzt zeigen wir’s ihr!«, hörte er Thorsten brüllen.
    Er konnte nicht glauben, dass Fiona so dumm war, nach alledem hier aufzutauchen. Wenn die Verrückte bloß nicht Nanna mit in die Sache hineinzog! Die Alte mochte eine Hexe sein, aber alles in allem war sie doch ziemlich in Ordnung.
     
    *
     
    Der Mann rührte sich nicht vom Fleck. Starr und ernst stand er mitten auf der Straße.
    Fiona verlangsamte ihren Schritt nicht. Sie würde ganz einfach an ihm vorbeigehen. Der wollte nichts von ihr, der wartete bestimmt nur auf seinen Kumpel, der ins Wirtshaus gerannt war. Das hatte nichts mit ihr zu tun, sagte sie sich und wünschte, sich zumindest an den Namen des Kerls zu erinnern – damit sie ihm ein freundliches Wort zurufen konnte. Bloß, um ihn davon abzuhalten, sie weiter anzustarren, kalt, drohend …
    Plötzlich musste sie an Zwiekers Überfall im

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