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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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    Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf. Ihr war schwindlig, sie taumelte, bei jedem Schritt schmerzte ihr Knie. Dennoch ging sie weiter, lief, rannte den Wolfsmenschen nach. Schneller, immer schneller den Bergpfad entlang. »Bitte lasst mich nicht zurück«, flehte sie leise, bog, als sich der Weg um einen Felsvorsprung krümmte, hastig ab und stieß hart gegen etwas Warmes, Lex‘ Rücken.
    Erleichtert und erschrocken rang sie nach Luft und stützte sich gegen den Felsen, damit sie nicht schon wieder umkippte. Lex durfte nicht merken, dass sie geheult hatte. Er warf ihr zum Glück nur einen kurzen Blick zu und beugte sich wieder zu Carras hinunter, der am Boden hockte und sich die Nase rieb.
    »Hier haben die drei eine Rast gemacht. Es gab Brot zu essen und …«, schnüffelnd las der Wolfsjunge einen bräunlichen Fetzen vom Boden auf und steckte sich ihn in den Mund, »… hm, und Dörrfleisch!«
    »Aha, eine Rast. Na ja, vielleicht sollten wir auch …«, wollte Fiona, noch immer an den Felsen gestützt, hoffnungsvoll vorschlagen.
    Abrupt drehte sich Lex zu ihr um. »Nein, die Zeit haben wir nicht.«
    »Ich … verstehe. Auch kein Problem …«, keuchte Fiona. Lex beugte sich skeptisch mit hochgezogener Augenbraue zu ihr hinunter. »Ach? Es ist also kein Problem für dich?«
    »Sonst würd’ ich’s ja nicht sagen!«, fauchte sie.
    Carras tastete den Boden weiter nach Essensresten ab.
    »Ach komm schon!«, meinte Lex. »Kleine, du kannst ja kaum stehen!«
    Fiona biss sich auf die Lippen.
    »Ich bin gestolpert«, gab sie schließlich zu. »Geht schon wieder.«
    »Du kannst nicht mehr weitergehen«, stellte Lex unbeirrt fest. »Aber wir können nicht herumstehen und auf dich warten, wenn wir Serafin jemals einholen wollen. Wir müssen weiter!«
    Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte er ihr den Rücken zu.
    »Du … Du kannst mich nicht zurücklassen! Du hast versprochen, dass …«, protestierte sie panisch – und verstummte, als Lex mit einem Mal in die Hocke ging und über seine Schulter zu ihr sah.
    »Komm, spring auf«, forderte er sie wie selbstverständlich auf. «Ich trag dich ein Stück.«
    Vollkommen überrascht rang Fiona nach Worten.
    Carras kicherte.
    »Freut mich, dass du das so lustig findest, Carras. Du wirst natürlich unser Gepäck schleppen, während ich die Kleine trage«, erstickte Lex die gute Laune des Wolfsjungen im Keim.
    »Ich hab nicht gesagt, dass ich mich von dir tragen lasse. Ist nämlich gar nicht nötig …«, murmelte Fiona verlegen.
    Lex grinste.
    »Ist ein einmaliges Angebot, Kleine. Wird sich so schnell nicht wiederholen.«
    Fiona biss sich noch einmal auf die Lippen, dann holte sie tief Luft, stieß sich mit dem linken Bein ab – und hängte sich mit solch einem Schwung an Lex‘ Hals, dass der ins Taumeln geriet.
    »Hey, nicht so hastig! Rutsch mal höher … ja, genau so. Und jetzt winkelst du die Beine an und hältst dich gut fest. Festhalten, nicht festkrallen!«
    Carras, der ihnen amüsiert zugeschaut hatte, schulterte schicksalsergeben den schweren Rucksack und stapfte voran, dicht gefolgt von Lex und dem Mädchen. So liefen sie schweigend durch die Nacht.
    Den Kopf an Lex’ Schulter gelehnt, blickte sie den dunklen Berghang hinunter. Die Angst war verschwunden, jetzt, da sie seinen ruhigen Atem hören konnte. Trotzdem dauerte es noch eine ganze Weile, bis sie sich dazu durchrang, Lex ein leises »Dankeschön« ins Ohr zu flüstern.
    »Tja, ich hab ja von Anfang an gesagt, dass du mir auf dieser Reise eine Last sein würdest. Jetzt bist du’s sozusagen wortwörtlich.«
    »Blödmann …«, murmelte Fiona. Bald darauf war sie eingeschlafen.
     
    *
     
    Am ersten Morgen ihrer langen Reise fand sich Fiona zusammengerollt zwischen Lex und Carras unter einer kratzigen Wolldecke und auf einem kalten, steinigen Untergrund wieder, dem sie es ohne Zweifel zu verdanken hatte, dass jedes ihrer Glieder teuflisch schmerzte.
    Auch am zweiten Morgen nach ihrem Aufbruch erwachte sie mit schmerzenden Gliedern, obendrein mit einem fauligen Geruch in der Nase. Sie war im Schlaf auf einen fauligen Apfel gerollt, der nun an ihrer Schulter klebte.
    Am dritten Morgen brauchte sie Ewigkeiten, um aufzustehen. Ihr linkes Bein, das ihr seit dem peinlichen Sturz vor ein paar Tagen ohnehin noch schmerzlich auf die Nerven ging, war eingeschlafen. Beäugt von Lex und Carras, hatte sie peinlich lang gebraucht, der taube, kribbelnde Körperteil durch Schütteln

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