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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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aufgelöst.
    »Was stehst du da herum? Los komm!«, drängte Lex und zog sie weiter. Fiona hatte nicht bemerkt, dass sie zurückgeblieben war. Aufgewühlt sah sie den Wolfsmann an. Lex atmete angestrengt ein und aus.
    Auch Carras sog, obgleich Angst und Unsicherheit in seinem Gesicht standen, tief die Gerüche des Weilers ein. Reiß dich zusammen, die beiden haben schließlich eine schwerere Aufgabe als du!
    Inmitten des größten Trümmerhaufens wehte eine blau-weiße Fahne kraftlos an ihrer verkrümmten Haltestange. Vogel und Lanze, das gleiche Wappen, das die Reiter auf ihren Uniformen getragen hatten, war auf dem zerfetzten Stoff kaum noch zu erkennen.
    Lex und Carras gingen auf die Knie und schnupperten hektisch.
    »Noch nie habe ich an einem Ort so viele Wolfsmenschen auf einmal gerochen!«, stellte Carras aufgeregt fest.
    »So viel weiß ich auch!«, herrschte Lex ihn an. »Aber du selbst ernannter Fährtenschnüffler solltest uns noch mehr zu berichten haben!«
    Fiona blickte erwartungsvoll zu dem Wolfsjungen, der die Augen schloss, noch einmal tief einatmete und gebückt losrannte.
    »Es waren mehr als sechs!«, erklärte Carras, dem sie auf dem Fuß folgten. Die Nase an den Boden geheftet, eilte er fort von den Trümmern den Weg entlang. »Acht, nein, neun sind es gewesen! Sie sind von hier gekommen!«
    Schon verließ er das, was einmal ein Menschenort werden sollte, und eilte den kahlen Hang hinauf. Er rutschte auf der nassen Erde aus, stolperte und fiel auf die Knie, doch sofort richtete er sich wieder auf und wetzte voran. Schon war Carras auf dem Hügel angekommen, auf dem nichts als eine alte, einsame Esche gen Himmel zeigte. »Da lang! Da ist es!«
    Als Fiona näher gekommen war, konnte sie vor dem Baum ein zerfetztes Seil ausmachen.
    Carras hob es auf und drückte es fest an sein Gesicht. »Er … er war wirklich hier!«, stammelte er schließlich. »Serafin ist hier gewesen!« Aufregt hielt er den Freunden den Strick entgegen. »Ich glaube, hiermit ist er gefesselt worden!«
    »Er hat sich losgemacht …«, murmelte Lex.
    »… und ist hier lang gelaufen!«, rief Carras und war schon wieder auf den Beinen, um seitwärts die Böschung hinunterzurasen. Schlagartig warf er sich ins Gras, kroch weiter, schnüffelte am Boden – und drehte sich voller Angst zu Lex und Fiona um.
    Keuchend kamen sie vor ihm zum Stehen.
    »Was ist? Was hast du?«, japste Fiona.
    »Serafin …«, sagte Carras mit bebender Stimme. »Er ist hier zusammengebrochen! Ich rieche einen Hauch von Blut!«
    »Und dann? Was ist dann passiert?«, fuhr Lex ihn an. Carras senkte den Blick. »Ich weiß es nicht …« Mit zitternden Händen fuhr er durch das nasse Gras. »Sie sind dort entlang verschwunden. Aber ob Serafin laufen konnte …«
    »Verdammt!«, brüllte Lex in den Wolkenhimmel. »Zum Teufel, was hat das schon wieder zu bedeuten?«
    Fiona atmete tief ein. »Das«, erklärte sie und strich sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht, »heißt zuallererst einmal, dass wir eine neue Spur haben!«

Kapitel 13
    Hohes Gericht
     
     
     
    E s war totenstill, als Serafin in Begleitung zweier finster dreinschauender Wachen den Burghof betrat. Ein schwacher Windhauch ließ die in einem weiten Kreis aufgestellten Fackeln gespenstisch aufflackern.
    Sie waren alle gekommen, alle. Keiner wollte sich dieses Schauspiel entgehen lassen. Die Älteren, die Serafin noch von früher kannte, mit denen er aufgewachsen war, und die Jüngeren, an die er sich nicht erinnern konnte, die jedoch die Gerüchte gehört haben mussten über Schattenklaue, den Verräter, der sein Rudel im Stich gelassen hatte.
    Endlich war der Augenblick gekommen, auf den er so lange gewartet hatte. Endlich konnte er Alkarn und den anderen erklären, was damals wirklich geschehen war.
     
    *
     
    Eisenfell, der Anführer der Ersten Kohorte, schüttelte sich. Er hatte schon viel gesehen in seinem Leben. Aber was man diesem Werwolf vorwarf, war ungeheuerlich. Raub des heiligsten und begehrtesten Artefakts der Wölfe. Mord an einem Rudelbruder, noch dazu einem Kohortenführer. Und dann die feige Flucht.
    Unruhig strich er sich, der sonst ein so besonnener Krieger war, und der kraft seines Amtes zum Gerichtstribunal gehörte, über den kurzen grauen Vollbart, in dem die wulstige Narbe verschwand, die sich quer über sein Kinn bis zum Hals zog. Er hatte auf einer einfachen Holzbank Platz genommen, zwischen Bluter und Horniss. Die strenge Anführerin der Zweiten Kohorte,

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