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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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Soldaten.
    »Mona, es ist ja gut«, redete der blonde Mann eindringlich auf das Mädchen ein. »Ja, du wurdest von Wölfen angegriffen. Doch jetzt sind sie fort. Ich verspreche dir, wir werden dich beschützen!«
    Fiona atmete erleichtert aus. Das Mädchen beruhigte sich allmählich. »Das ist allein deine Schuld!«, fuhr der Kräftige den Blonden an. »Wozu wolltest du auch anhalten, um irgendwelche Fremden zu warnen? Das Kind muss nach Hause. Und ich will um jeden Preis dabei sein, wenn wir unseren Gegenangriff starten!«
    Er wandte sich hastig an Lex, Carras und Fiona. » Also, sucht eure Pilze gefälligst woanders!« Dann trieb er die Pferde voran.
    »Ich bitte euch«, meinte der Jüngere noch einmal besorgt, »meidet dieses Dorf!«
    Er drückte Mona mit der Linken fester an sich, lockerte mit der Rechten die Zügel und folgte seinem Kameraden.
    Der Kutscher schnalzte und als der beladene Wagen an ihr vorüberfuhr, rückte Fiona unwillkürlich näher an Lex heran. Sie wagte nicht, sich noch ein einziges Mal nach der Ladung umzusehen.
    Die Freunde blieben wortlos im prasselnden Regen stehen. Da brach Carras das betretene Schweigen. »Wölfe …! Dieses Mädchen ist tatsächlich von Wölfen angegriffen worden. Ich konnte sie ganz deutlich riechen«, raunte er Fiona und Lex zu, als wären ihm seine eigenen Worte nicht geheuer.
    »Die Schwarze Sichel  …«, flüsterte Fiona.
    »Ich wusste es! Ja, ich wusste es«, rief Lex mit bebender Stimme. »Noch ist nichts verloren!« Er ließ Fiona los, griff nach dem Sack, den Carras hatte fallen lassen, warf ihn sich schwungvoll über die Schultern und lief los. Er drehte sich ungeduldig nach Fiona und dem Wolfsjungen um. »Na los! Worauf wartet ihr?« Seine Augen blitzten. »Diesen zerstörten Weiler müssen wir uns genauer ansehen!«
     
    *
     
    Gebannt sah Serafin zu, wie der Regen durch das schmale kleine Fenster in den Keller drang, der sein Gefängnis war. Die vergitterte Fensteröffnung lag auf einer Ebene mit dem Burghof. So hatte er die Füße der Rudelmitglieder sehen können, die über die glitschigen Steine geeilt waren, um sich in ihren Zelten vor dem kalten Nass in Sicherheit zu bringen. Inzwischen war es totenstill auf dem Burghof.
    Serafin blieb regungslos in seiner Zelle sitzen, auch wenn die Nässe mittlerweile über den Kellerboden zu ihm gekrochen war. Er starrte auf die Tropfen, die den Sandstein hinunterrannen. Nah am Fenster schimmerten sie rot wie Blut, doch je weiter es sie in die Tiefe zog, desto mehr ergrauten sie, bis sie schließlich in der Dunkelheit des Kellergewölbes verschwanden. Auch mit mir wird es bald zu Ende gehen, dachte er finster.
    Da erklangen von Neuem Schritte auf dem Burghof, die auf sein Gefängnis zuhielten. Serafin vernahm das Rasseln eines Schlüsselbunds und die Tür zu seiner Zelle sprang auf. Er musste blinzeln und glaubte für einen Moment, es wäre Neuschnee, die geduckt durch die niedrige Türe trat. Jetzt erkannte er den Duft der Besucherin, die am Absatz der Treppe innehielt und zu ihm niederblickte.
    Dornstern …?
    Verwundert sah Serafin zu der Wolfsfrau auf, die jetzt – gefolgt von zwei Gestalten – rasch und aufrecht die Kellerstufen hinunterstieg. Ihr schneller Gang und ihre schmalen, drahtigen Glieder zeugten davon, dass sie einmal eine der schnellsten Jägerinnen der Sichel gewesen war. Das breite, nachtblaue Fell, das viel zu schwer auf ihren Schultern lag, und die gewundene Schlange, die ihr auf den schmalen Hals gebrannt war, verrieten ihm, dass Dornstern inzwischen einen höheren Rang im Rudel eingenommen hatte.
    »Du bist die Hohe Richterin?«, sagte er ungläubig.
    Sie nickte nur.
    Erst jetzt achtete er auf die Dienerin, die voller Angst nach Dornsterns Hand griff, um zu verhindern, dass sie dem Gefangenen noch näher kam. Maron hatte noch immer die großen, braunen Augen des Kindes, als das Serafin sie kannte. Ihre weiblichen Formen verrieten, dass die Zeit nicht stehen geblieben war. Den jungen breitschultrigen Wächter, der den beiden Wölfinnen zur Seite stand, kannte er nicht einmal beim Namen. Früher war ihm kein Gesicht im Rudel fremd gewesen …
    Dornstern befreite ihre Hand entschieden aus dem sorgenvollen Griff der Dienerin, trat nah an Serafin heran und beugte sich zu ihm hinunter. Dabei klackerten die Holzperlen, die sie um ihren Hals und an den Armgelenken trug, leise und Regentropfen fielen von dem blauen Pelz.
    »Bitte, kommt ihm nicht zu nah«, bat Maron ein zweites

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