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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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kalten Nicken fertigte er den Inspektor ab.
    »Ich verstehe nicht, weshalb Sie mich kommen ließen, Monsieur Poirot«, wandte er sich dann wieder an meinen Freund. »Diese ganze unerfreuliche Sache geht doch mich nichts an.«
    »Nehmen Sie erst einmal Platz«, lud Poirot freundlich ein. »Bei einem Mordfall muss man den persönlichen Widerwillen überwinden.«
    »Nicht in meiner Lage. Ich habe mit Jane zusammengearbeitet. Verdammt, sie gehört zu meinem Freundeskreis.«
    »Was Sie nicht hinderte, bei der Nachricht von Lord Edgwares Ermordung sofort die Schlussfolgerung zu ziehen, dass sie ihn getötet hat«, ergänzte Poirot sarkastisch.
    Der Schauspieler fuhr empor.
    »Meinen Sie etwa…« Seine Augen quollen ihm förmlich aus den Höhlen. »Meinen Sie, dass ich mich irre? Dass sie nichts damit zu tun hat?«
    An Poirots Stelle übernahm Inspektor Japp die Antwort. »Im Gegenteil, Mr Bryan. Sie hat reichlich viel damit zu tun.«
    »Also doch«, stammelte der junge Mann und sank müde in seinen Sessel zurück. »Ich dachte schon, ich hätte einen grässlichen Irrtum begangen!«
    »In einer Angelegenheit dieser Art darf man der Freundschaft keinen Einfluss einräumen«, griff jetzt Poirot entschieden ein. »Sie wollen sich doch nicht ernstlich an die Seite einer Frau stellen, die einen Mord begangen hat?
    Mord – das verabscheuungswürdigste aller menschlichen Verbrechen.«
    Martin Bryan seufzte. »Sie verstehen das nicht. Jane ist keine gewöhnliche Mörderin. Da ihr das Gefühl für Recht oder Unrecht abgeht, ist sie nicht verantwortlich für ihr Tun.«
    »Diese Frage hat das Gericht zu entscheiden«, ließ sich Japp vernehmen, und Poirot versuchte es mit freundlichem Zureden.
    »Nun seien Sie vernünftig, mein Lieber. Es läuft ja nicht darauf hinaus, dass Sie Jane Wilkinson anklagen; sie ist bereits angeklagt. Und daher dürfen Sie nicht mit dem hinter dem Berg halten, was Sie wissen. Man hat Pflichten gegenüber der menschlichen Gesellschaft, junger Freund.«
    Wieder seufzte Martin Bryan, während Poirot dem Inspektor einen auffordernden Blick zuwarf.
    »Haben Sie jemals gehört, dass Lady Edgware Drohungen gegen ihren Gatten ausstieß?«, begann Japp das Verhör.
    »Ja, verschiedentlich. Neulich erst machte sie eine derartige Äußerung in Gegenwart der beiden Herren hier – nicht wahr, Monsieur Poirot?«, wandte er sich, um Unterstützung flehend, an meinen Freund.
    Poirot nickte wortlos.
    »Es ist uns zu Ohren gekommen, dass sie ihre Freiheit wiederhaben wollte, um eine neue Ehe einzugehen. Wissen Sie, wer der betreffende Mann ist?«, bohrte Japp weiter.
    »Ja. Der Herzog von Merton.«
    »Sieh da, der Herzog von Merton!« Der Inspektor stieß einen kleinen Pfiff aus. »Hatte hochfliegende Pläne, die Dame. Der Herzog gilt als einer der reichsten Männer Englands.«
    Bryan nickte, niedergeschlagener denn je.
    Mehr und mehr wurde mir Poirots Haltung unverständlich. Er lag weit zurückgelehnt in seinem bequemen Sessel, die Fingerspitzen gegeneinandergepresst, und die rhythmische Bewegung seines Kopfes erinnerte an den Beifall eines Menschen, der eine Schallplatte ausgewählt hat und jetzt die Musik genießt.
    »Wollte ihr Gatte sie nicht frei geben?«
    »Er weigerte sich hartnäckig.«
    »Sind Sie da ganz sicher?«
    »Ja.«
    »Und nun«, sagte Poirot, das Wort plötzlich wieder an sich reißend, »hören Sie, wie ich in die Angelegenheit hineingezogen wurde, mein guter Japp. Lady Edgware bat mich, ihren Mann aufzusuchen und zu einer Scheidung zu überreden. Ich hatte mit Lord Edgware für heute Vormittag eine Unterredung vereinbart.«
    »Das wäre vergebliche Mühe gewesen«, warf Martin Bryan ein. »Nie würde er eingewilligt haben.«
    »Meinen Sie?«, fragte Poirot, ihn mit einem freundschaftlichen Blick musternd.
    »Nie!«, wiederholte der andere. »Jane selbst glaubte auch nicht recht an den Erfolg Ihrer Bemühungen. Sie hatte die Hoffnung bereits aufgegeben. Der Mann war ja in Bezug auf Scheidung von fixen Ideen besessen.«
    Poirot lächelte, und seine Augen nahmen plötzlich eine schillernd grünliche Färbung an.
    »Falsch, mein lieber junger Herr«, sagte er mit unverminderter Freundlichkeit. »Ich habe gestern mit Lord Edgware gesprochen, und er hatte nichts gegen eine Scheidung einzuwenden.«
    »Sie… Sie sahen ihn… gestern?«, stotterte Martin Bryan, wie vor den Kopf geschlagen.
    »Gestern, um Viertel nach zwölf«, erklärte Poirot in seiner kleinlich genauen Art.
    »Und er willigte in die

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