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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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unterbrach sie Japp.
    »Gegen acht.« Jetzt schien Jane Wilkinson die Scheu vor einer Aussage überwunden zu haben, denn ohne Weiteres fügte sie hinzu: »Ich sprach dann ein paar Minuten im Piccadilly vor, um einer amerikanischen Freundin, die nach New York zurückfährt, glückliche Reise zu wünschen. Mrs van Düsen heißt sie übrigens. Bei Sir Montague werde ich um Viertel vor neun eingetroffen sein.«
    »Und wann brachen Sie dort wieder auf?«
    »Gegen halb zwölf.«
    »Sie kehrten ohne Umwege hierher zurück?«
    »Ja.«
    »In einem Taxi?«
    »Nein. In einem Mietwagen von Daimler.«
    »Und zwischendurch haben Sie sich von dem Fest nicht entfernt?«
    »Nun… ich…«
    »Also haben Sie sich entfernt?« Japp glich einem Terrier, der auf eine Ratte losfährt.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Man rief mich während des Dinners zum Telefon.«
    »Wer rief Sie?«
    »Inspektor, ich glaube, es ist ein Schabernack gewesen. Eine Stimme fragte: ›Lady Edgware?‹ Und als ich antwortete: ›Ja, persönlich‹, hörte ich ein Lachen, und die Verbindung wurde unterbrochen.«
    »Verließen Sie das Haus, um zu telefonieren?«
    Wieder riss Jane erstaunt die Augen auf.
    »Aber nein!«
    »Wie lange waren Sie vom Tisch abwesend?«
    »Eine bis anderthalb Minuten.«
    Jetzt erlitt Japp beinahe einen Kollaps. Ich war überzeugt, dass er nicht ein Wort von ihrer Aussage glaubte, aber nachdem er sie angehört hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als neue Erkundigungen einzuziehen.
    Mit kaltem Dank zog er sich zurück, und auch wir wollten aufbrechen. Doch Jane Wilkinson hielt Poirot mit der Bitte zurück, ihr einen Gefallen zu erweisen.
    »Senden Sie ein Telegramm an den Herzog in Paris. Er wohnt im Crillon. Er muss doch über das Vorgefallene unterrichtet werden. Und ich möchte ihm nicht selbst telegrafieren, da ich wohl oder übel zwei Wochen die einsame Witwe spielen muss.«
    »Das Telegramm dürfte sich erübrigen, Madame«, sagte Poirot. »Die Zeitungen werden den Fall schnell genug und ausführlich aufgreifen.«
    »Habe ich nicht gesagt, dass Sie ein Pfiffikus sind? Natürlich wird er es aus den Zeitungen erfahren, und es ist viel besser, ihm nicht zu telegrafieren. Keinen Schritt, den man einer Witwe vielleicht vorwerfen könnte! Ob ich wohl für George einen Kranz Orchideen bestelle? Es gibt doch keine kostbarere Blume. Zu dem Begräbnis werde ich wohl auch gehen. Was halten Sie davon?«
    »Als erstes werden Sie zu dem Untersuchungstermin gehen, Madame.«
    »Wirklich?« Sie überlegte ein paar Sekunden. »Ja, ich glaube, Sie haben abermals Recht. Ach, wie mir dieser Inspektor von Scotland Yard zuwider ist! Er erschreckte mich zu Tode… Monsieur Poirot?«
    »Madame?«
    »Eigentlich ist es doch ein unsagbares Glück, dass ich mich anders besann und doch noch zu der Party ging.«
    Poirot, der bereits auf dem Weg zur Tür war, wirbelte herum. »Wie, was, Madame? Sie besannen sich anders?«
    »Ja. Ich wollte ursprünglich absagen, da ich gestern Nachmittag eine furchtbare Migräne hatte.«
    Poirot schluckte, als säße ihm ein Kloß in der Kehle.
    »Madame, haben Sie das irgendjemandem gegenüber erwähnt?«
    »Mehreren gegenüber sogar. Ich saß mit verschiedenen Freunden und Bekannten beim Nachmittagstee, die mich zu einer anschließenden Cocktailgesellschaft schleppen wollten, worauf ich nein sagte und hinzufügte, dass ich wegen meiner Kopfschmerzen auch Sir Montague Corner eine Absage schicken würde.«
    »Und weshalb überlegten Sie es sich dann doch anders?«
    »Ellis setzte mir zu. Behauptete, dass ich Rücksichten zu nehmen hätte. Gewiss, der alte Sir Montague hält viele Fäden in seiner Hand und ist von geradezu mimosenhafter Empfindlichkeit. Sehr rasch verschnupft, verstehen Sie? Gott, mir könnte das ja mehr oder weniger gleichgültig sein, denn sobald ich Merton heirate, stehe ich über dem Ganzen. Ellis jedoch ist eine vorsichtige Frau. Und vielleicht hat sie Recht. Kurz und gut, ich ließ mich überzeugen und ging hin.«
    »Sie sind Ellis zu großer Dankbarkeit verpflichtet, Madame.«
    »Ja, das scheint mir auch so! Jener brummige Inspektor hätte meine Abwesenheit sicherlich negativ ausgelegt, wie?«
    Sie lachte, aber Poirot stimmte nicht mit ein. Mit gepresster Stimme meinte er: »Trotzdem gibt einem dies alles heftig zu denken. Heftig, Madame!«
    »Ellis!«, rief Jane Wilkinson. »Mr Poirot sagt, es sei ein wahres Glück, dass du mich zur Teilnahme am gestrigen Dinner überredetest.«
    Ellis, die aus dem

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