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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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überworfen – das genügt eigentlich, um in den Kreis der Verdächtigen einbezogen zu werden. Aber der glückliche Erbe konnte mir ein einwandfreies Alibi nachweisen; er war mit den Dortheimers in der Oper. Ich ließ vorsichtshalber die Angaben nachprüfen – sie stimmen. Er hat das Dinner in ihrer Gesellschaft eingenommen, sie dann in die Oper begleitet, und hinterher sind sie zu viert zu Sobranis gegangen.«
    »Und Mademoiselle?«
    »Edgwares Tochter meinen Sie? Auch sie verbrachte den Tag außerhalb des Hauses. Zum Dinner bei einer Familie Carthew West, mit denen sie ebenfalls die Oper besuchte. Viertel vor zwölf kam sie heim… Miss Carroll, die Sekretärin, halten Sie wohl auch für eine durchaus anständige, über jeden Verdacht erhabene Person? Weiter, der Butler. Ich müsste lügen, wenn ich sagen wollte, dass er mir gefällt. Irgendetwas ist faul mit ihm; dunkel und unverständlich auch, wie er in Lord Edgwares Dienste trat. Keine Bange, Monsieur Poirot, ich werde in der Vergangenheit dieses Menschen noch gründlich herumstöbern! Aber ein Mordmotiv sehe ich bei ihm eigentlich nicht.«
    »Und sonst nichts Neues?«
    »Lord Edgwares Schlüssel fehlt, wenn Ihnen das der Erwähnung wert erscheint.«
    »Der Hausschlüssel?«
    »Ja.«
    »Natürlich ist das wichtig, mon ami!«
    »Möglich. Bedeutsamer aber dünkt mich die Tatsache, dass Lord Edgware gestern für seine Pariser Reise hundert Pfund in französische Noten umgewechselt hat, die verschwunden sind.«
    »Wer erzählte Ihnen das?«
    »Miss Carroll, die das Geld auf der Bank besorgte. Sie erwähnte es rein zufällig, und erst hinterher fand ich heraus, dass es fehlte.«
    »Wo war es gestern Abend?«
    »Das weiß Miss Carroll nicht. Sie händigte die Noten Lord Edgware nachmittags gegen halb vier in der Bibliothek aus, und er legte sie – in dem Briefumschlag der Bank – auf einen Tisch.«
    »Mein lieber Japp, das gibt zu denken… und macht den Fall verwickelter.«
    »Oder einfacher. Was übrigens die Wunde betrifft…«
    »Ja?«
    »… so erklären die Ärzte, dass sie von keinem der üblichen Federmesser herrührt. Die Klinge müsse eine ungewöhnliche Form gehabt haben und erstaunlich scharf gewesen sein.«
    »Ein Rasiermesser?«
    »Nein, nein. Viel kleiner.«
    Während Poirot nachdenklich die Stirn runzelte, setzte Japp seinen Bericht fort:
    »Dem neuen Lord Edgware scheint die Vorstellung, dass man auch ihn der Tat verdächtigen könne, ungeheuren Spaß zu bereiten. Verdrehter Geschmack, was? Für ihn war der Tod des Onkels ja wie ein Geschenk des Himmels, und schleunigst ist er wieder in das Haus übergesiedelt, das man ihm vor drei Jahren verbot.«
    »Wo hat er bislang gewohnt?«
    »Martin Street, St. George’s Road. Kein sehr standesgemäßes Viertel!«
    »Hastings, seien Sie so nett und notieren Sie doch bitte die Adresse.«
    Ich erfüllte den Wunsch meines Freundes, wenngleich mir der Zweck nicht einleuchtete. Wenn Ronald seinen Wohnsitz nach Regent Gate verlegt hatte, wozu brauchte man dann noch die alte Adresse?
    Inzwischen rüstete sich Inspektor Japp zum Aufbruch.
    »Na, ich neige immer mehr zu der Ansicht, dass diese Carlotta Adams die Täterin war. Eine feine Nase haben Sie heute gehabt, Monsieur Poirot!« Als ob ihn dieses uneingeschränkte Lob reue, fügte er rasch hinzu: »Freilich, wenn Sie nicht Zeit hätten für Theater und ähnliche Vergnügungen, so wären Sie auch nicht darauf gekommen… Jammerschade, dass kein augenfälliges Tatmotiv vorhanden ist, aber mit ein bisschen Schürfarbeit werden wir es schon entdecken.«
    »Ist Ihnen bewusst, mein lieber Inspektor, dass Sie einer bestimmten Person, die sehr wohl ein Motiv hat, keinerlei Beachtung geschenkt haben?«, bemerkte Poirot.
    »Wer ist das, Sir?«
    »Der Herr, den man als künftigen Gatten von Lord Edgwares Witwe betrachtet. Der Herzog von Merton.«
    Japp brach in Lachen aus. »Bei dem fehlt allerdings das Motiv nicht. Doch wird ein Herr in seiner Stellung nicht zum Mörder. Und außerdem befindet er sich in Paris.«
    »Also halten Sie ihn nicht für ernsthaft verdächtig?«
    »Sie etwa, Monsieur Poirot?« Und mit dröhnendem Lachen schüttelte Inspektor Japp uns beiden die Hand.

17
     
    D er folgende Tag war ein Tag der Untätigkeit für uns und regster Geschäftigkeit für Japp. Zur Teestunde kam er auf einen Sprung bei uns vorbei. Sein Gesicht, rot und grimmig, verhieß nichts Gutes.
    »Ich habe einen Schnitzer gemacht.«
    »Unmöglich, lieber Freund«, sagte Hercule

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