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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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arbeiten. Aber damit schaffen Sie nichts, mein Bester. Sie müssen sich hinausbemühen, um die Dinge zu suchen, denn sie kommen nicht zu Ihnen hereinspaziert.«
    In diesem Augenblick trat unser Hausmädchen ins Zimmer.
    »Mr Martin Bryan lässt fragen, ob Sie ihn empfangen wollen, Sir.«
    »Ah, da werde ich mich verdrücken.« Japp hievte sich aus dem Sessel. »Bei Ihnen scheinen sich ja sämtliche Stars der Theater- und Filmwelt Rat zu holen.«
    Poirot wehrte bescheiden ab, und der Inspektor lachte.
    »Sie sind auf dem besten Weg, Millionär zu werden, Monsieur Poirot. Was machen Sie nur mit all dem Geld?«
    »Erzählen Sie mir lieber, wie Lord Edgware über sein Geld verfügte. Das ist augenblicklich wichtiger.«
    »Alles, was nicht zum Fideikommiss gehört, hat er seiner Tochter vermacht. Ein Legat von fünfhundert Pfund fällt an Miss Carroll. Andere Legate sind nicht vorgesehen. Mithin ein sehr kurzes, bündiges Testament.«
    »Und wann wurde es abgefasst?«
    »Kurz nachdem seine Frau ihn verließ – vor über zwei Jahren. Er schließt sie ausdrücklich von jeder Erbschaft aus.«
    »Ein rachsüchtiger Mensch«, murmelte Poirot.
    Und dann ging Japp mit einem munteren »Auf Wiedersehen« davon, weil Martin Bryan bereits im Türrahmen auftauchte.
    Er war mit vorbildlicher Eleganz gekleidet, und jeder, der ihm Gerechtigkeit widerfahren ließ, musste ihn einen schönen Mann nennen. Aber auf mich machte er einen verstörten und nicht sehr glücklichen Eindruck.
    »Ich glaube, dass ich ungebührlich lange auf mich warten ließ, Monsieur Poirot«, entschuldigte er sich. »Und zudem habe ich Ihre Zeit für nichts und wieder nichts in Anspruch genommen.«
    »En vérité?«
    »Ja. Ich sprach mit der betreffenden Dame, beschwor sie, flehte… aber sie will nichts davon hören, dass Sie sich der Angelegenheit annehmen. Infolgedessen bin ich gezwungen, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Es tut mir leid, dass ich Sie belästigte…«
    »Du tout – du tout«, sagte Hercule Poirot liebenswürdig. »Ich erwartete nichts anderes.«
    »Ah… Sie erwarteten das?…«, stammelte er.
    »Mais oui. Sobald Sie davon redeten, sich erst mit Ihrer Freundin zu beraten.«
    »Dann haben Sie schon eine Theorie?«
    »Ein Detektiv hat immer eine Theorie, Mr Bryan. Man erwartet das von ihm. Ich selbst pflege dergleichen allerdings eine kleine Idee zu nennen. Das ist die erste Stufe.«
    »Und die zweite?«
    »Wenn die kleine Idee sich bewahrheitet – dann weiß ich. Nichts einfacher als das, nicht?«
    »Wollen Sie mir nicht erzählen…«
    »Merken Sie sich das eine, mein Lieber: Ein Detektiv erzählt nichts.«
    »Aber vielleicht andeuten?«
    »Nein. Immerhin mögen Sie erfahren, dass meine Theorie entstand, als Sie den Goldzahn erwähnten… Doch meine ich, wir sollten das Thema wechseln«, lächelte mein Freund.
    »Aber Ihr Honorar… Sie müssen mir gestatten – «
    Poirot schnitt ihm mit einer ungewohnt herrischen Bewegung das Wort ab.
    »Pas un sou! Ich habe nichts getan, um Ihnen zu helfen.«
    »Aber Sie opferten mir Ihre Zeit.«
    »Wenn mich ein Fall interessiert, nehme ich kein Geld an. Und der Ihrige interessiert mich ungemein.«
    Der Schauspieler zupfte nervös an seinen Handschuhen, und Poirot klopfte ihm auf die Schulter: »Also – sprechen wir von etwas anderem.«
    »Ich sah eben den Scotland-Yard-Beamten von Ihnen fortgehen. Er war heute auch bei mir und stellte mir ein paar Fragen über die arme Carlotta Adams.«
    »Sie haben sie gut gekannt, nicht wahr?«
    »Gut – das wäre zu viel gesagt. Ich kannte sie als Kind in Amerika. Hier waren wir nur selten zusammen. Die Polizei scheint an einen Selbstmord zu glauben, Monsieur Poirot.«
    »Möglich. Ich jedoch glaube nicht daran.«
    »Auch ich halte einen Unglücksfall für wahrscheinlicher.«
    Dann stockte das Gespräch, bis Hercule Poirot mit einem Lächeln sagte: »Finden Sie nicht auch, dass der Fall Edgware beginnt, reichlich verworren zu werden?«
    »Ja. Wissen Sie… oder vielmehr, gibt es irgendwelche Mutmaßungen, wer es war – jetzt, nachdem Jane endgültig ausscheidet?«
    »Mais oui, die Polizei hegt einen starken Verdacht.«
    Martin Bryans Spiel mit den Handschuhen begann von Neuem.
    »Wirklich? Gegen wen?«
    »Der Butler ist geflüchtet. Sie begreifen: Flucht ist so gut wie eine Beichte.«
    »Der Butler?«
    »Jawohl. Er war ein außergewöhnlich gut aussehender Mensch – ein wenig ähnelte er Ihnen, Monsieur Bryan.« Diese Worte begleitete Poirot mit einer kleinen

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