Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Poirot beschwichtigend.
    »Ja. Ich habe diesen (hier erlaubte er sich eine schlimme Entgleisung)… von Butler entwischen lassen.«
    »Wie? Er ist fort?«
    »Jawohl, verduftet! Und mir hirnverbranntem Idioten erschien er gar nicht so verdächtig!«
    »Beruhigen Sie sich doch, mein Bester. Beruhigen Sie sich!«
    »Sie haben gut reden! Möchte mal Ihre Ruhe sehen, wenn Sie von Ihrem Vorgesetzten heruntergeputzt würden!«
    Japp wischte sich die Stirn, während Poirot mitleidige Laute von sich gab, die irgendwie an eine eierlegende Henne erinnerten. Als besserer Kenner des englischen Charakters mixte ich einen steifen Whiskysoda und stellte ihn vor den schwermütigen Scotland-Yard-Beamten hin. Und tatsächlich klärten sich seine Züge etwas auf.
    »Das kann mir nichts schaden«, sagte er.
    Gleich darauf sprach er schon merklich froher.
    »Ich bin auch jetzt keineswegs sicher, dass er der Mörder ist. Selbstverständlich deutet diese Flucht auf ein schlechtes Gewissen, aber er kann ja auch was anderes ausgefressen haben. Ein wenig bin ich ihm nämlich schon auf die Schliche gekommen. Scheint in ein paar der anrüchigsten Nachtclubs verkehrt zu haben – nicht etwa die landläufigen Lokale dieser Art. Nein, etwas viel Widerlicheres und Schmutzigeres, und deshalb von einer gewissen Menschengattung sehr gesucht. Wirklich, er ist ein sauberes Früchtchen.«
    »Aber, wie Sie sehr richtig sagten, nicht unbedingt ein Mörder.«
    »Nein. Ich bin mehr denn je überzeugt, dass Carlotta Adams den Mord beging, obwohl ich es vorläufig noch durch nichts zu beweisen vermag. Ich habe heute ihre Wohnung um und um gekehrt… umsonst. Ah, sie muss ein ganz durchtriebenes Geschöpf gewesen sein! Hat nichts von Bedeutung verwahrt mit Ausnahme einiger Verträge, alle hübsch geordnet und mit Aufschrift versehen. Ferner fand ich ein dickes Bündel Briefe von ihrer Schwester in Washington, offenherzige, nette Briefe. Ein paar schöne Schmuckstücke, offenbar Erbstücke – nichts Neues oder Kostbares. Vergebens suchte ich nach einem Tagebuch, und ihr Pass und ihr Scheckbuch sind trostlos nichts sagend. Zum Kuckuck, dieses Mädchen scheint überhaupt kein Privatleben geführt zu haben!«
    »Man hat sie mir allgemein als still und verschlossen geschildert«, sagte Poirot grübelnd. »Von unserem Standpunkt aus ist das natürlich bedauerlich.«
    »Ich habe ihre Haushälterin wie eine Zitrone ausgequetscht. Nichts! Ich habe die Freundin, die einen Hutsalon besitzt, aufgesucht…«
    »Ah, Miss Driver. Was halten Sie von ihr?«
    »Ein aufgewecktes Ding, aber helfen konnte sie mir auch nicht. Das überrascht mich keineswegs. Von all den vielen als vermisst gemeldeten Mädchen, denen ich im Lauf meiner Praxis nachspüren musste, sagten ihre Familien und Freundinnen stets dasselbe: ›Sie war heiter und liebevoll veranlagt und hatte auf keinen Fall irgendwelche Freunde.‹ Das stimmt niemals. Es ist auch unnatürlich. Mädchen müssen Freunde haben. Haben sie keine, so hapert es irgendwo bei ihnen. Ach, wenn Sie ahnten, wie diese vertrottelte Biederkeit von Freunden und Verwandten einem Detektiv das Leben vergällt!«
    Er machte eine Atempause, und ich benutzte sie, um ihm von Neuem einzuschenken.
    »Schönen Dank, Captain Hastings – wirklich, das kann mir nicht schaden. Also zurück zu Carlotta Adams! Sie hat ein Dutzend junge Herren oberflächlich gekannt, mit denen sie gelegentlich tanzte und zum Essen ausging, aber nicht einen scheint sie bevorzugt zu haben. Unter ihnen befinden sich Ronald Marsh, der jetzige Lord Edgware, dann Martin Bryan, der Filmstar, und die übrigen sind der Erwähnung nicht wert. Geben Sie Ihrer Idee von dem geheimen Drahtzieher den Laufpass, Monsieur Poirot; sie ist falsch. Ich hoffe, Ihnen eines Tages beweisen zu können, dass Miss Adams allein zu Werke ging. Vorläufig suche ich allerdings erst mal nach der Verbindung zwischen ihr und dem Ermordeten, und diese Suche wird mich wahrscheinlich nach Paris führen. Paris war in die kleine Golddose eingraviert; Paris war, wie mir Miss Carroll erzählte, im letzten Herbst verschiedentlich Lord Edgwares Reiseziel, der dort Antiquitäten und Raritäten kaufte. Auf morgen Früh ist der Untersuchungstermin anberaumt, und vielleicht fahre ich dann noch mit der Nachmittagsfähre.«
    »Sie haben eine Energie im Leibe, die mich verwirrt, Japp.«
    »Ja, Sie werden träge; Sie sitzen in Ihrem bequemen Stuhl und denken! Oder – wie Sie es nennen – Sie lassen die kleinen grauen Zellen

Weitere Kostenlose Bücher