Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Verneigung.
    »Seit wann gehören Sie zu den Schmeichlern, Monsieur Poirot?«, entgegnete der Filmschauspieler mit einem kurzen Auflachen.
    »Nein, nein, nein. Ist Martin Bryan denn nicht der Abgott aller jungen Mädchen, gleichgültig ob Dienstmädchen, Teenager, Tippse oder höhere Tochter? Gibt es eine einzige, die Ihnen widerstehen kann?«
    »Oh, eine ganze Menge vermutlich«, erwiderte Bryan, und unvermittelt brach er auf. »Noch einmal vielen Dank, Monsieur Poirot. Und verzeihen Sie die Störung.«
    Jetzt trat der gequälte Ausdruck noch mehr zu Tage und machte den Mann um Jahre älter.
    Ich wurde von Neugier verzehrt, und sobald die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, bestürmte ich meinen Freund:
    »Poirot, haben Sie wirklich erwartet, dass er auf die Untersuchung dieser seltsamen Vorfälle in Amerika verzichten würde?«
    »Sie hörten es doch.«
    »Aber dann…« Rasch stellte ich eine logische Überlegung an. »Dann müssen Sie ja wissen, wer die geheimnisvolle junge Dame ist?«
    »Ich habe wieder einmal eine kleine Idee, mein Freund, auf die mich, wie gesagt, der Goldzahn brachte.«

18
     
    I ch habe weder die Absicht, den Untersuchungstermin in der Sache Edgware zu beschreiben, noch jenen, der sich mit Carlottas Tod befasste. Bei Carlotta lautete der Spruch: Tod infolge eines Unglücksfalls. In der Affäre Lord Edgware wurde nach Verlesung der ärztlichen Gutachten die Verhandlung vertagt. Aufgrund der Magenanalyse war man zu dem Schluss gekommen, dass der Tod mindestens eine Stunde nach dem Dinner, möglicherweise auch anderthalb bis zwei Stunden nachher, eingetreten sei – das hieß also zwischen zehn und elf Uhr.
    Kein Wort sickerte darüber durch, dass Carlotta unter der Maske Jane Wilkinsons den Ermordeten aufgesucht hatte. Die Zeitungen veröffentlichten eine Beschreibung des flüchtigen Butlers, den man allgemein als den Täter bezeichnete. Seine Geschichte von Jane Wilkinsons abendlichem Besuch wurde als freche Lüge gewertet, zumal die Öffentlichkeit von Miss Carrolls bekräftigendem Zeugnis gleichfalls nichts erfuhr. Und all die spaltenlangen Aufsätze über Mord waren eigentlich kläglich arm an wirklicher Information.
    Inzwischen war Japp eifrig an der Arbeit. Hercule Poirot jedoch erklärte, er ziehe es vor, den Fall sitzenderweise zu lösen.
    »Aber das können Sie doch nicht, Poirot.«
    »Nicht völlig – das gebe ich zu.«
    »Verstehen Sie mich recht, mein Lieber: Wir tun nichts, und Japp tut alles.«
    »Was mir wunderbar gefallt«, ergänzte er unerschüttert.
    »Mir gefällt es durchaus nicht«, entgegnete ich gereizt. »Sie müssen etwas unternehmen.«
    »Das tue ich ja.«
    »Was tun Sie denn?«
    »Ich warte.«
    »Worauf?«
    »Dass mir mein Jagdhund das Wild apportiert«, belehrte mich Poirot schmunzelnd.
    »Wie bitte?«
    »Ich meine den guten Japp. Warum sich einen Hund halten und dann selber bellen? Japp hat verschiedene Mittel zu seiner Verfügung, die ich als Ausländer nicht habe, und wird daher fraglos über kurz oder lang mit etlichen Neuigkeiten anrücken.«
    Durch beharrliche Nachforschung brachte Inspektor Japp tatsächlich langsam Material zusammen. Aus Paris freilich kehrte er mit leeren Händen zurück. Doch schob er sich einige Tage später mit selbstgefälligem Lächeln zur Tür herein.
    »Es hat schwergehalten«, sagte er, »aber etwas sind wir doch vorwärtsgekommen.«
    »Gratuliere, Inspektor. Was gibt’s also Neues?«
    »Ich habe entdeckt, dass an dem fraglichen Abend eine blonde Dame um neun Uhr einen kleinen Handkoffer in der Gepäckaufgabe des Euston-Bahnhofs hinterlegte. Als wir dem Beamten Miss Adams’ Koffer zeigten, erklärte er, dass es dieser gewesen sei. Es ist eine amerikanische Marke und unterscheidet sich ein wenig von unseren englischen Fabrikaten.«
    »Ah, Euston! Die letzte große Station vor Regent Gate. Wahrscheinlich machte sie sich im dortigen Waschraum zurecht. Wann wurde der Koffer wieder abgeholt?«
    »Gegen halb elf, und zwar, nach Aussage des Beamten, von derselben Dame. Das ist aber nicht die einzige Neuigkeit, Monsieur Poirot. Ich habe Grund zu der Annahme, dass Carlotta Adams um elf im Lyon Corner House gewesen ist.«
    »Ah, c’est très bien ça!«
    »Der Zufall war mir behilflich. In einigen Zeitungen wurde die kleine Golddose mit den Rubinen erwähnt, und irgendein Reporter, der für die Sonntagsausgabe einen romantischen Stoff brauchte, verfertigte hierauf einen Artikel über den Hang junger Schauspielerinnen zu Drogen. Das

Weitere Kostenlose Bücher