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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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andere ans Licht kommt.
    Haben Sie noch irgendwelche Anregungen oder Fingerzeige für mich?«
    »Eine Anregung, ja.«
    »Heraus damit!«
    »Fragen Sie bei den Taxichauffeuren herum, bis Sie denjenigen finden, der in der Mordnacht einen Fahrgast – oder viel wahrscheinlicher zwei Fahrgäste – aus der nächsten Umgebung von Covent Garden nach Regent Gate brachte. Zeit: ungefähr zwanzig Minuten vor elf.«
    »Also daher pfeift der Wind? Gut, soll geschehen. Schaden kann’s ja nicht – und außerdem sind Ihre Ideen manchmal gar nicht so übel.«
    Kaum hatte er uns verlassen, schoss mein träger Freund mit ungeahnter Energie aus seinem bequemen Sessel hoch und begann seinen Hut zu bürsten.
    »Keine Fragen, Hastings! Und Sie verübeln mir wohl nicht, wenn ich Ihnen sage, dass mir die Art, wie Sie Ihre Krawatte gebunden haben, durchaus nicht gefällt.«
    »Sie ist doch sehr hübsch gebunden.«
    »So? Vor dreißig Jahren fand man das vielleicht mal sehr hübsch. Ich flehe Sie an, nehmen Sie eine andere, und bürsten Sie sich den rechten Ärmel ab.«
    »Wollen wir vielleicht dem König im Buckingham-Palast einen Besuch machen?«, fragte ich sarkastisch.
    »Nein. Aber ich las in der Morgenzeitung, dass der Herzog von Merton in London eingetroffen ist, und da er zum englischen Hochadel zählt, will ich ihm alle gebührenden Ehren erweisen.«
    »Was wollen wir beim Herzog?«
    »Ich will ihn sprechen.«
    Zu weiteren Erklärungen ließ er sich nicht herbei. Und als sein kritisches Auge an meinem Äußeren nichts mehr auszusetzen fand, machten wir uns auf den Weg.
    In Merton House fragte uns ein Diener, ob wir angemeldet seien, was Poirot verneinen musste. Er händigte ihm seine Karte aus, und nach wenigen Minuten kehrte der Mann mit dem Bescheid zurück, dass Durchlaucht bedaure, uns infolge dringender Geschäfte nicht empfangen zu können.
    Hercule Poirot nahm unverzüglich auf dem ersten besten Stuhl Platz.
    »Très bien!«, sagte er. »Ich warte. Und werde, wenn nötig, mehrere Stunden warten.«
    Dies erwies sich jedoch als überflüssig. Wahrscheinlich glaubte der Herzog, den ungelegenen, zudringlichen Besucher am schnellsten dadurch loszuwerden, dass er ihn sofort zu sich rief. Wir sahen uns einem etwa Siebenundzwanzigjährigen gegenüber, einer hageren, kränklichen Erscheinung mit fahlem Haar, das sich an den Schläfen bereits bedenklich lichtete, kleinem verbittertem Mund und wässerigen, verträumten Augen. In dem Raum, in dem er uns empfing, hingen größere und kleinere religiöse Gemälde, und das große Bücherregal schien ausschließlich theologischen Büchern vorbehalten zu sein.
    Ein Herzog? Nein, viel eher glich der junge Mann einem dürren Kurzwarenhändler!
    Wegen seiner zarten Gesundheit zuhause erzogen, hatte er, wie ich wusste, als Knabe von acht Jahren die Herzogwürde geerbt und war unter dem herrischen Regiment einer willensstarken Mutter aufgewachsen. Das war also der Mann, der eine sofortige Beute Jane Wilkinsons geworden war!
    »Vielleicht ist Ihnen mein Name bekannt«, begann Poirot.
    »Nein, durchaus unbekannt«, kam es frostig zurück.
    »Ich studiere die Psychologie des Verbrechens.«
    Der Herzog schwieg. Er saß an seinem Schreibtisch, und vor ihm lag ein unvollendeter Brief.
    »Aus welchem Grund wünschen Sie mich zu sprechen«, erkundigte er sich schließlich und tippte ungeduldig mit dem Federhalter auf die Platte.
    Poirot hatte ihm gegenüber Platz genommen, den Rücken dem Fenster zugekehrt.
    »Ich bin gegenwärtig damit beschäftigt, die mit Lord Edgwares Tod verknüpften Umstände zu untersuchen.«
    Kein Muskel rührte sich in dem wenig charaktervollen, aber störrischen Gesicht.
    »So? Ich war nicht mit ihm bekannt.«
    »Aber Sie sind mit seiner Frau bekannt – mit Miss Jane Wilkinson.«
    »Allerdings.«
    »Wissen Sie, dass man vermutet, sie habe Ursache gehabt, den Tod ihres Gatten zu wünschen?«
    »Ich weiß nichts Derartiges.«
    »Durchlaucht, vielleicht ist es besser, wenn ich Sie rundheraus frage, ob Sie Jane Wilkinson heiraten wollen.«
    »Wenn ich mich mit irgendeiner Dame verlobe, wird es in den Zeitungen bekannt gegeben werden. Ihre Frage aber, mein Herr, fasse ich als eine Frechheit auf. Guten Morgen!«
    Poirot erhob sich, linkisch, verlegen. Er hielt den Kopf gesenkt und stammelte: »Ich wollte Sie nicht… Je vous demande pardon…«
    »Guten Morgen!«, wiederholte der Herzog, ein wenig lauter als das erste Mal.
    Poirot gab auf. Mit einer resignierten Handbewegung wandte

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