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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Vorher will ich Dir nur schnell noch von einigen Leuten erzählen, mit denen ich z u sammen war. Zuerst Mr Hergsheimer. Er zeigt mir ein großes Wohlwollen und beabsichtigt, mich in den nächsten Tagen zum Lunch einzuladen, bei welcher Gelegenheit ich Sir Montague Corner kennenlernen soll, dessen Unterstützung von unschätzb a rem Wert sein würde. Gestern Abend machte ich die Bekann t schaft Jane Wilkinsons, die mich wegen meiner Leistungen und besonders wegen der täuschenden Nachahmung ihrer Person mit Lob überhäufte. Und das leitet schon zu dem über, was ich Dir gleich erzählen will. Sympathisch ist mir J. eigentlich nicht. Ich habe kürzlich von einem beiderseitigen Bekannten, dem gegenüber sie sich sehr herzlos und – man kann es nicht anders bezeichnen – heimtückisch benommen hat, manches über sie gehört; aber Dir alles zu schreiben würde heute zu weit führen. Du weißt wohl, Kleines, dass J. eigentlich Lady Edgware heißt. Auch über ihren Gatten erfuhr ich allerhand, das nicht schön ist. Er behandelte seinen Neffen, Captain Marsh, den Du ja bereits aus meinen Briefen kennst, in der rücksichtslosesten Weise – warf ihn buc h stäblich aus dem Haus und brach jede Brücke ab. Ich weiß das alles aus Marshs eigenem Mund, und der Arme tut mir herzlich leid. Er hegt ebenfalls große Bewunderung für mich, er sagte: › Ich glaube, Sie würden sogar Lord Edgware selbst täuschen. Hören Sie, würden Sie das um einer Wette willen unter Beweis stellen? ‹ Ich lachte und sagte: › Wieviel bringt’s ein? ‹ Liebe, kleine Lucie, die Antwort raubte mir fast den Atem. Zehnta u send Dollar. Zehntausend Dollar – kannst Du das fassen? Zehntausend Dollar, nur um jemandem zu helfen, eine einfältige Wette zu gewinnen! › Nun, dafür würde ich auch den König im Buckingham-Palast zum Narren halten und eine Majestätsbele i digung riskieren! ‹ , erwiderte ich. Wir steckten also die Köpfe zusammen und berieten uns über die Einzelheiten. Ob man mich erkennt oder nicht, werde ich Dir nächste Woche erzählen. Aber ob Erfolg oder Misslingen – zehntausend Dollar bekomme ich. Oh, Lucie, was das für uns bedeutet!
     
    Keine Zeit jetzt für mehr – muss sofort zu meinem › Posse n spiel ‹ .
    Tausend, tausend, tausend Grüße, mein geliebtes Kleines,
    Deine Carlotta.«
     
    Poirot legte den Brief nieder, der ihn, wie ich bemerkte, sehr ergriffen hatte. Bei Japp indes brachte er eine ganz andere Wirkung hervor. »Jetzt haben wir ihn gefasst«, frohlockte er.
    »Ja«, erwiderte mein Freund. Seine Stimme klang merkwürdig gepresst.
    »Was ist denn los, Monsieur Poirot?«, fragte der Inspektor.
    »Nichts. Es ist nur, irgendwie, nicht ganz so, wie ich dachte. Voilà.« Er sah unglücklich aus. »Aber es muss so sein«, sagte er wie im Selbstgespräch. »Ja, es muss so sein.«
    »Selbstverständlich ist es so; Sie haben das ja schon längst prophezeit.«
    »Nein, nein. Sie verstehen mich falsch, Japp.«
    »Haben Sie nicht immer gepredigt, es sei jemand im Hintergrund, der das ahnungslose Mädchen zu jener Maskerade überredet hätte?«
    Poirot seufzte und entgegnete nichts, sodass der Inspektor fortfuhr: »Sie sind ein wunderlicher Heiliger! Nie zufrieden. Ich meine, wir können von Glück sagen, dass Miss Adams diesen Brief schrieb.«
    Und plötzlich pflichtete ihm Poirot mit unerwarteter Heftigkeit bei. »Mais oui, mais oui, das ist es ja, was der Mörder nicht wissen konnte. Als Carlotta Adams die zehntausend Dollar annahm, unterzeichnete sie ihr Todesurteil. Er schmeichelte sich, alle Vorsichtsmaßregeln getroffen zu haben – doch sie überführte ihn, in aller Unschuld: Die Tote spricht. Es ist in meiner Praxis nicht das erste Mal, dass die Toten sprechen.«
    »Ich habe nie geglaubt, dass sie auf eigene Faust handelte«, gab Japp unverfroren von sich. »So, und nun muss ich die weiteren Maßnahmen treffen.«
    »Sie wollen Captain Marsh – Lord Edgware, meine ich, verhaften?«
    »Weshalb nicht? Kann noch der geringste Zweifel an seiner Schuld bestehen? Ich begreife Ihre Niedergeschlagenheit nicht, Monsieur Poirot. Statt stolz zu sein, dass Ihre eigene Theorie sich siegreich behauptet, sitzen Sie trübselig da. Sehen Sie denn irgendeine brüchige Stelle in dem Beweismaterial?«
    Hercule Poirot schüttelte den Kopf.
    »Ob Miss Marsh seine Helfershelferin war, wissen wir noch nicht«, führte der Inspektor aus. »Der gleichzeitige Opernbesuch lässt es fast vermuten. Nun, ich werde ja hören, was die

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