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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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beiden sagen.«
    »Darf ich der Vernehmung beiwohnen?« Beinahe demütig klang die Frage.
    »Das versteht sich von selbst, nachdem Sie das Ganze ja überhaupt in die Wege geleitet haben.«
    Während er den Brief in seinem Schreibtisch verschloss, zog ich meinen Freund beiseite.
    »Wo fehlt’s denn, Poirot?«
    »Ich bin sehr unglücklich, Hastings. Obwohl die Rechnung so glänzend aufzugehen scheint, steckt irgendwo ein Fehler. Alles greift genau ineinander, wie ich es mir ausmalte – und dennoch, mon cher, hapert es irgendwo.«

21
     
    I ch verstand meinen Freund nicht mehr. Was plagte er sich, nachdem die Dinge eine Entwicklung nahmen, die er längst vorausgesagt hatte, mit missmutigem Grübeln?
    Auf der ganzen Fahrt nach Regent Gate saß er brütend, mit finster gerunzelter Stirn, neben uns und schenkte Japps selbstzufriedener Fröhlichkeit keine Beachtung.
    »Auf alle Fälle können wir ja hören, was er zu sagen hat«, fuhr er schließlich seufzend fort.
    »Wenn er klug ist, hält er den Mund«, meinte der Inspektor.
    Bei der Ankunft in Regent Gate erfuhren wir, dass unser verfolgtes Wild im Bau war. Man saß noch beim Lunch, und Japp bat um eine sofortige Unterredung mit Lord Edgware allein.
    Wieder wurden wir in die Bibliothek geführt. Ronald trat nach wenigen Minuten herein, ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht, das sich etwas veränderte, als er unsere kleine Gruppe mit einem raschen Blick überflog. Seine Lippen wurden schmal.
    »Hallo, Inspektor, was bedeutet das?«
    Japp sagte seinen Spruch.
    »So, so. Also so weit sind wir!«, meinte Lord Edgware.
    Er zog einen Stuhl zu sich heran, setzte sich und holte sein Zigarettenetui aus der Tasche.
    »Inspektor, ich möchte Ihnen ein Geständnis machen.«
    »Ganz wie es Ihnen beliebt, Mylord.«
    »Selbst auf die Gefahr hin, dass Sie mich hinterher für einen Narren halten. Ich habe nämlich keinen Anlass, die Wahrheit zu fürchten, wie die Romanhelden immer so schön sagen.«
    Inspektor Japp erwiderte nichts, sein Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Sehen Sie, da drüben stehen Tisch und Stuhl«, fuhr der junge Mann fort. »Nehmen Sie dort Platz. Dann können Sie meine Aussage gleich bequem mitstenografieren.«
    Vermutlich begegnete es dem Scotland-Yard-Beamten zum ersten Mal, dass sich ein Mordverdächtiger um seine Bequemlichkeit sorgte!
    »Und nun zur Sache! Da ich nicht ganz auf den Kopf gefallen bin, nehme ich an, dass mein wunderschönes Alibi in Rauch aufgegangen ist, wie? Aus mit den nützlichen Dortheimers. Taxichauffeur, ja?«
    »Uns sind Ihre sämtlichen Schritte in jener Nacht bekannt«, sagte Japp steif.
    »Ich habe immer die größte Bewunderung für die Tüchtigkeit Scotland Yards gehabt. Aber wissen Sie, Inspektor, wenn ich wirklich eine Gewalttätigkeit geplant hätte, würde ich bestimmt in kein Taxi geklettert und schnurstracks zum Hause meines Onkels gefahren sein. Und ebenso bestimmt hätte ich das Auto nicht warten lassen. Haben Sie das nicht bedacht? Ah, Monsieur Poirot, Ihnen sind wohl derartige Bedenken gekommen?«
    Poirot nickte.
    »Ein wohl überlegter Mord wird anders in Szene gesetzt«, fuhr Lord Edgware fort. »Man klebt sich meinetwegen einen roten Schnurrbart an, versteckt sich hinter einer großen Hornbrille, fährt bis zur nächsten Straßenecke und bezahlt den Chauffeur. Oder nimmt die Untergrundbahn… Na, lassen wir das! Für ein paar tausend Pfund wird Ihnen mein Advokat das besser schildern als ich. Ihre Antwort, Inspektor, weiß ich schon im Voraus: keine vorbereitete, sondern eine aus einem jähen Impuls geborene Tat. Aber auch das stimmt nicht, sondern in Wirklichkeit verhält sich alles folgendermaßen: Ich brauchte Geld, brauchte es dringend. Wenn ich es nicht bis zum nächsten Tag beschaffte, war ich verloren. Mein Onkel? Er liebte mich nicht, doch ich glaubte, es sei ihm vielleicht an der Ehre seines Namens etwas gelegen. Altere Herren werden bisweilen von solchen Gefühlen beherrscht. Mein Onkel jedoch erwies sich in seiner schamlosen Gleichgültigkeit als bedauernswert modern.
    Was tun? Bei dem alten Dortheimer einen Pumpversuch machen? Ich wusste, dass das zwecklos gewesen wäre. Und seine Tochter heiraten – nein, dazu vermochte ich mich nicht zu überwinden. Da traf ich durch reinen Zufall meine Kusine in der Oper. Unsere Wege kreuzen sich nur selten, doch verstehen wir uns ziemlich gut. Ich vertraute ihr meine Schwierigkeiten an, und Geraldine, das liebe Kind, drängte mir ihre Perlen auf, die einst ihrer Mutter

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