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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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mir am anderen Morgen für Geraldines Perlen Geld lieh. Und wenn Sie meine Kusine fragen, wird sie Ihnen jedes Wort bestätigen.«
    Lord Edgware lehnte sich in seinen Stuhl zurück und blickte Japp an. Doch dessen Gesicht behielt dieselbe maskengleiche Ausdruckslosigkeit.
    »Sie sagen, Lord Edgware, dass Sie glaubten, Jane Wilkinson habe den Mord begangen?«, warf er hin.
    »Würden Sie das etwa nicht gedacht haben, Inspektor? Nach dem, was der Butler erzählte?«
    »Und Ihre Wette mit Miss Adams?«
    »Wette mit Miss Adams? Carlotta Adams meinen Sie? Was hat sie damit zu schaffen?«
    »Leugnen Sie, dass Sie ihr die Summe von zehntausend Dollar boten, damit sie in jener Nacht hier Jane Wilkinson spielte?«
    Ronald starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Zehntausend Dollar? Unsinn! Jemand hat Ihnen einen Bären aufgebunden, Inspektor. Als ob ich zehntausend Dollar anzubieten hätte! Hat sie Ihnen das gesagt? Oh, verdammt – ich vergaß, sie ist ja tot.«
    »Ja«, mischte sich Poirot ruhig ein. »Sie ist tot.«
    Ronald blickte uns drei der Reihe nach an. Sein Gesicht hatte seine frische Farbe verloren, und in den Augen lauerte Angst. »Ich verstehe kein Wort von allem«, sagte er. »Was ich Ihnen erzählte, ist die reine Wahrheit. Aber mir scheint, Sie glauben mir nicht – keiner von Ihnen.«
    Und da trat zu meinem Erstaunen Hercule Poirot vor.
    »Doch«, erklärte er. »Ich glaube Ihnen.«

22
     
    W ir waren in unsere Wohnung zurückgekehrt.
    »Was in aller Welt – «, fing ich an und wurde durch die maßloseste Bewegung, die ich je bei Poirot sah, zum Schweigen gebracht. Seine beiden Arme kreisten durch die Luft.
    »Ich flehe Sie an, Hastings! Nicht jetzt. Nicht jetzt!«
    Und hierauf ergriff er seinen Hut, klatschte ihn sich auf den Kopf, als ob er niemals von Ordnung und Methode gehört hätte, und stürmte aus dem Zimmer. Er war auch noch nicht wieder da, als eine Stunde später Japp erschien.
    »Ist der Kleine ausgegangen?« Ich nickte.
    Der Inspektor sank müde in einen Sessel und betupfte seine Stirn mit einem Taschentuch, denn der Tag hatte uns eine ziemliche Hitze beschert.
    »Was ist denn bloß in ihn gefahren?«, forschte er. »Ich denke, mich trifft der Schlag, als er plötzlich auf den Mann zutritt und feierlich sagt: ›Ich glaube Ihnen.‹ Mit dem Pathos eines Schauspielers! Offen gestanden, Captain Hastings, ich bin platt.«
    Ich war ebenso platt und verhehlte es nicht.
    »Und dann marschiert er auf und davon und lässt Sie hier allein sitzen! Was sagte er denn?«
    »Nichts!«
    »Nichts?«
    »Gar nichts. Als ich zu sprechen anfing, fuchtelte er mit den Armen, nahm seinen Hut – und weg war er!«
    Wir blickten uns an, und Japp tippte viel sagend gegen seine Stirn.
    In diesem Augenblick trat Poirot über die Schwelle.
    Er hatte, wie ich mit einem tiefen Dankgefühl feststellte, seine Ruhe wiedergefunden. Sehr sorgsam nahm er seinen Hut ab, legte ihn samt dem Stock auf ein Tischchen und ließ sich in seinem Lieblingssessel nieder.
    »Mein guter Japp, ich bin außerordentlich froh, dass Sie da sind, weil ich so der Mühe enthoben werde, Sie aufzusuchen.« Der Inspektor, in dem sicheren Gefühl, dass dies lediglich die Einleitung war, erwiderte nichts. Und tatsächlich fuhr mein Freund, langsam und jedes Wort überlegend, fort:
    »Ecoutez, Japp. Wir haben uns geirrt. Schmerzlich, es zuzugestehen – aber wir haben einen Fehler gemacht.«
    »Das kommt schon in Ordnung«, sagte der Inspektor zuversichtlich.
    »Keineswegs. Es ist kläglich, jämmerlich und drückt mir das Herz ab.«
    »Grämen Sie sich nicht über den jungen Herrn, Monsieur Poirot. Er hat die Strafe redlich verdient.«
    »Nicht seinetwegen gräme ich mich – sondern Ihretwegen.«
    »Meinetwegen? Das ist wirklich nicht nötig.«
    »So? Wer hat Ihnen denn diesen Tipp gegeben? Ich, Hercule Poirot. Mais oui, ich setzte Sie auf die Fährte; ich lenkte Ihre Aufmerksamkeit auf Carlotta Adams, ich erwähnte Ihnen gegenüber den Brief nach Amerika. Ich, ich und überall ich.«
    »Auch ohne Sie wäre ich zu diesem Ziel gelangt«, erklärte Japp kühl. »Sie landeten dort nur ein bisschen vor mir – das ist alles.«
    » Cela se peut. Aber das tröstet mich nicht. Wenn Ihnen Schaden erwüchse, wenn Ihr Prestige litte, weil Sie meine kleinen Ideen beachteten, so würde ich mir schwere Vorwürfe machen.«
    Japp blickte sehr verschmitzt drein. Ich denke, dass er Poirots Reden auf wenig lautere Quellen zurückführte und sich einbildete, der

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