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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Sache.
    »Monsieur Poirot, ich will verhindern, dass mein Sohn die Schauspielerin Jane Wilkinson heiratet.«
    Wenn Poirot innerlich staunte, so verrieten seine Züge nichts davon. Er betrachtete sie nachdenklich und ließ sich mit der Antwort Zeit.
    »Können Sie sich nicht ein wenig bestimmter darüber auslassen, inwiefern ich mitwirken soll, Madame?«
    »Das ist nicht leicht, Monsieur. Ich fühle, dass solch eine Heirat das Leben meines Sohnes ruinieren würde.«
    »Glauben Sie, Madame?«
    »Glauben? Ich weiß es. Mein Sohn hat sehr hohe Ideale, weiß wenig von der Welt und hat sich aus den jungen Mädchen seiner eigenen Gesellschaftsschicht, die er hohlköpfig und frivol nennt, nie etwas gemacht. Was aber jene Frau betrifft, nun, sie ist ungewöhnlich schön, zugegeben, und versteht es, die Männer zu Sklaven zu machen. Sie hat auch meinen Sohn verzaubert, Monsieur Poirot, und leider ist der Zauber noch nicht gebrochen. Dem Himmel sei Dank, dass sie nicht frei war. Aber jetzt, nach dem Tod ihres Gatten – « Sie brach ab.
    »In wenigen Monaten wollen sie sich trauen lassen, Monsieur. Und da muss ein Riegel vorgeschoben werden«, fuhr sie mit Entschiedenheit fort.
    Poirot zuckte die Achseln.
    »Ich bestreite nicht, dass Sie Recht haben, Madame. Nein, ich stimme Ihnen sogar bei, dass diese Heirat unpassend ist. Aber was tun?«
    »Entscheiden Sie das, Monsieur. Doch jedenfalls müssen Sie mir helfen.«
    »Ich fürchte, Ihr Herr Sohn wird keinem, der etwas gegen die Dame sagt, Gehör schenken. Und überdies ist meines Erachtens nicht sehr viel gegen sie zu sagen. Ich bezweifle stark, dass wir irgendwelche diskreditierenden Vorfälle aus ihrer Vergangenheit ausgraben können.«
    »Das weiß ich«, stieß die Herzogin grimmig hervor.
    »Ah? Sie haben also bereits entsprechende Nachforschungen angestellt?«
    Unter Poirots durchdringendem Blick errötete sie leicht. »Es gibt nichts, das ich nicht tun würde, um meinen Sohn vor dieser Heirat zu bewahren. Nichts, Monsieur Poirot!«, sagte sie mit Nachdruck.
    Wieder entstand eine Pause.
    »Verlangen Sie, was Sie wollen, Monsieur. Und wenn es ein Vermögen kostet, diese Ehe muss verhindert werden.«
    Poirot schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann nichts tun – aus einem Grund, den ich Ihnen sofort erklären werde, aber ich glaube – entschuldigen Sie meinen Freimut! – überhaupt nicht, dass irgendetwas getan werden kann. Werden Sie es mir nicht als Unverschämtheit auslegen, wenn ich Ihnen einen Rat gebe, Madame la Duchesse?«
    »Welchen Rat?«
    »Widersetzen Sie sich Ihrem Sohn nicht. Er ist in dem Alter, selbst seine Wahl zu treffen. Weil seine Wahl nicht die Ihre ist, dürfen Sie nicht annehmen, dass Sie im Recht sind. Wenn Unglück daraus erwächst, nehmen Sie es in Kauf. Seien Sie zur Stelle, um ihm zu helfen, wenn er Hilfe benötigt; aber erklären Sie ihm nicht den Krieg.«
    »Sie verstehen meine Lage nicht, Monsieur.« Sie war aufgestanden, ihre Lippen zitterten.
    »Madame la Duchesse, ich verstehe Sie sehr gut – ich verstehe das Mutterherz. Niemand versteht es besser als ich, Hercule Poirot. Und dennoch wiederhole ich nachdrücklich: Seien Sie geduldig. Geduldig und ruhig, und beherrschen Sie Ihre Gefühle. Noch besteht ja auch die Möglichkeit, dass die Sache von selbst in die Brüche geht; Widerstand aber würde Ihren Sohn in seinem Eigensinn nur bestärken.«
    »Guten Tag, Monsieur Poirot«, sagte die Herzogin kalt. »Sie haben mich sehr enttäuscht.«
    »Ich bedaure unendlich, Madame, dass ich Ihnen nicht dienen kann. Sehen Sie, ich befinde mich in einer schwierigen Lage. Lady Edgware hat mir schon die Ehre erwiesen, mich um Rat zu fragen.«
    »Ah… Das also ist es!« Messerscharf wurde ihre Stimme. »Sie stehen im gegnerischen Lager. Hieraus erklärt sich wohl auch, weshalb Lady Edgware noch immer nicht wegen Ermordung ihres Gatten verhaftet worden ist.«
    »Comment, Madame la Duchesse?«
    »Ich spreche doch klar und deutlich, sollte ich meinen. Warum ist sie nicht verhaftet? Am Mordabend hat sie, wie Zeugen bekunden, das Haus betreten, ist in die Bibliothek gegangen. Außer ihr hat sich niemand Lord Edgware genähert, und obwohl man den Mann tot auffand, erfreut sie sich weiter ihrer Freiheit. Die Korruption bei unserer Polizei muss ja ungeheuer sein!«
    Mit bebenden Händen ordnete sie den Schal um ihren Hals, neigte kaum merklich den Kopf und rauschte hinaus.
    »Puh!« stöhnte ich. »Das ist ja ein schrecklicher Drachen! Und trotzdem bewundere ich

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