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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sie.«
    »Weil sie das gesamte Weltall zu ihrer Denkweise bekehren will?«
    »Poirot, seien Sie gerecht, es liegt ihr doch nur das Wohl ihres Sohnes am Herzen.«
    »Das schon, Hastings. Aber ist es für den Herzog denn tatsächlich solch ein Übel, Jane Wilkinson zu heiraten?«
    »Sie glauben doch nicht etwa, dass sie ihn liebt?«
    »Ihn nicht, aber seine soziale Stellung. Und als außerordentlich schöne und sehr ehrgeizige Frau wird sie ihre neue Rolle mit aller Sorgfalt spielen. Nein, eine Katastrophe ist diese Heirat nicht. Der junge Mann hätte leicht ein Mädchen seiner Kreise heiraten können, das ihm das Jawort aus denselben Gründen wie Jane Wilkinson gegeben haben würde, aber kein Mensch hätte dann ein Aufhebens davon gemacht. Und wenn er ein Mädchen heiratet, das ihn leidenschaftlich liebt – bedeutet das denn solch einen großen Vorteil? Eine verliebte Frau inszeniert Eifersuchtsszenen, macht den Mann lächerlich, verlangt, dass er ihr all seine Zeit und Aufmerksamkeit widmet. Ah non, es ist kein Bett von Rosen.«
    »Poirot, Sie sind ein unverbesserlicher Zyniker!«
    »Mais non, mon cher, ich stelle nur meine Überlegungen an. Aber eigentlich stehe ich auf der Seite der guten Mama. Haben Sie bemerkt, wie gut unterrichtet die Frau war? Und wie rachsüchtig? Sie kannte das ganze Material, das gegen Jane Wilkinson spricht. Woher aber kannte sie es?«
    »Jane erzählte es dem Herzog; der Herzog erzählte es ihr. Höchst einfach.«
    »Dennoch – «
    Das Telefon schrillte.
    Ich ging zum Apparat hinüber, und bei dem Gespräch, das sich nun entwickelte, beschränkte sich meine Rolle darauf, in einigen Abständen ja zu sagen. Schließlich legte ich den Hörer auf und wandte mich aufgeregt an Poirot.
    »Das war Japp. Erstens sind Sie wie gewöhnlich ein findiger Kopf. Zweitens hat er ein Telegramm aus Amerika erhalten. Drittens trieb er den Chauffeur auf. Viertens bittet er Sie, schnell zu ihm zu kommen und der Vernehmung des Mannes beizuwohnen. Fünftens sind Sie nochmals ein findiger Kopf, und sechstens hat er sich davon überzeugt, dass Sie mit Ihrer Meinung, es stecke ein Mann hinter dem Ganzen, den Nagel auf den Kopf getroffen haben… Leider versäumte ich, ihm mitzuteilen, dass wir soeben von einer Besucherin erfuhren, wie ungeheuerlich die Korruption bei der Polizei sei.«
    »Sieh da! Japp hat sich endlich überzeugen lassen«, murmelte Poirot. »Gerade in dem Augenblick, da ich selbst von dieser Theorie etwas abrücke und mir eine andere aufbaue.«
    »Welche?«
    »Dass das Motiv für den Mord möglicherweise gar nicht Lord Edgware selbst betrifft. Stellen Sie sich vor, jemand hasste Jane Wilkinson so glühend, dass er sie gern wegen Mordes sogar am Galgen baumeln sehen möchte. C’est une idee, ça!«
    Er seufzte – riss sich dann von seinen Gedanken los: »Kommen Sie, Hastings, wir wollen hören, was Japp uns Neues zu sagen hat!«

20
     
    » F ein, dass Sie da sind!«, sagte Inspektor Japp und unterbrach bei unserem Eintritt das Verhör des älteren Mannes mit struppigem Schnurrbart und Brille. »Die Dinge entwickeln sich. Hier, dieser Mann – sein Name ist Jobson – hatte in der Nacht des 29. Juni in Long Acre die zwei Fahrgäste, nach denen Sie Ausschau halten.«
    »Jawohl«, bestätigte der Genannte mit heiserer Stimme. »Eine schöne Nacht war es. Mondschein und alles, was man sich nur wünschen kann. Die junge Dame und der Herr hielten mich bei der Untergrundbahn an.«
    »Waren sie in Abendkleidung?«
    »Ja. Der Herr in weißer Weste und die junge Dame ganz in Weiß, mit Blumen oder Vögeln darauf gestickt. Ich glaube, sie kamen aus der Royal Opera.«
    »Um wie viel Uhr?«
    »Ein bisschen vor elf.«
    »Und weiter?«
    »Ich sollte sie nach Regent Gate fahren, befahlen sie mir, aber möglichst rasch. Das sagen die Leute immer. Als ob uns daran läge, wie eine Schnecke zu kriechen! Je schneller wir einen Fahrgast loswerden, desto eher können wir einen anderen nehmen, und weiter wollen wir doch nichts. Doch daran denken die Herrschaften nicht. Wenn’s aber einen Unfall gibt, dann sind natürlich immer wir Taxifahrer schuld.«
    »Das dürfen Sie sich denken«, unterbrach ihn Japp ungeduldig. »Oder gab’s in jener Nacht etwa einen Unfall?«
    »Nein«, brummte der Mann mürrisch, weil er den Bericht nicht abfassen konnte, wie es ihm beliebte. »Nein, ich kam ganz ohne Zwischenfall in knapp sieben Minuten nach Regent Gate. Und dort klopfte der Herr an die Scheibe, sodass ich anhielt. So

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