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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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kleine Belgier missgönne ihm die Lorbeeren, die ihm die erfolgreiche Aufklärung des Falles bescheren würde.
    Und meine Vermutung wurde durch die Antwort des Inspektors bestätigt.
    »Sie können beruhigt sein, Monsieur Poirot«, sagte er. »Ich werde nicht verfehlen, Ihre verdienstvolle Mitwirkung hervorzuheben.«
    »Darum handelt es sich doch nicht«, rief Hercule Poirot verzweifelt. »Mir bedeutet Anerkennung nichts. Und außerdem wird es keine geben.« Ungeduldig benetzte er die Lippen mit der Zunge. »Es ist ein Misserfolg, der Ihnen bevorsteht, mon ami, und ich, Hercule Poirot, bin die Ursache.«
    Angesichts dieser Trübsal brach Japp in ein schallendes Gelächter aus. Er lachte und lachte, bis ihm die Tränen in den Augen standen.
    »Verzeihung, Monsieur Poirot«, prustete er, indem er sich die Augen wischte. »Wenn Sie sich anschauen könnten, würden Sie auch lachen. Wie eine sterbende Ente im Gewittersturm sehen Sie aus…! Einigen wir uns also: Sowohl das Verdienst als auch den Tadel werden wir in dieser Affäre brüderlich teilen. Es mag sein, dass ein geschickter Anwalt den edlen Lord herausreißt – Geschworene sind unberechenbar. Aber auch ein Freispruch wird die Tatsache nicht verschleiern, dass wir den richtigen Mann auf die Anklagebank brachten.«
    Poirot sah ihn sanft und traurig an. »Fast möchte man Sie um diese Zuversicht beneiden! Nie machen Sie halt und fragen sich: Kann es so sein? Nie zweifeln Sie oder wundern sich. Nie denken Sie: Das ist zu leicht!«
    »Sehen Sie, Monsieur Poirot, das ist genau der Punkt: Warum soll eine Sache nicht leicht sein?«
    Mein Freund stieß einen tiefen Seufzer aus, hob beide Hände hoch und ließ sie wieder auf die Armlehne fallen.
    »C’est fini! Ich will kein Wort mehr darüber verlieren.«
    »Wunderbar!«, sagte Japp herzlich. »Möchten Sie nun erfahren, was ich inzwischen getan habe?«
    »Bitte.«
    »Ich sprach mit Miss Marsh, deren Schilderung sich genau mit der ihres Vetters deckt. Dass die beiden unter einer Decke stecken, glaube ich nicht. Meine Ansicht geht dahin, dass er sie täuschte. Die Nachricht von seiner Verhaftung hat sie übrigens vollkommen niedergeschmettert.«
    »Und die Perlen?«
    »Das hat seine Richtigkeit. Am folgenden Morgen verschaffte er sich in aller Herrgottsfrühe durch ihre Verpfändung das Geld. Aber finden Sie, dass dadurch die Anklage gegen ihn entkräftet wird? Ich stelle mir Folgendes vor: Während Ronald Marsh in der Oper mit der Kusine plaudert, fällt ihm ein, dass er, wenn er sie in das Verbrechen verstrickt, vermehrte Sicherheit für sich selbst gewinnt. Deshalb klagt er ihr sein Leid, macht eine Anspielung auf die Perlen, die sie ihm bereitwilligst zur Verfügung stellt, und fährt mit ihr davon. Sobald sie im Haus ist, folgt er ihr, geht in die Bibliothek, wo Lord Edgware in seinem Stuhl eingeschlummert sein mag. Jedenfalls ist in zwei Sekunden der tödliche Stich ausgeführt und Ronald Marsh schon wieder draußen. Ich glaube, dass es seine Absicht war, wieder auf der Straße wartend auf und ab zu gehen, wenn seine Kusine mit den Perlen kam, aber das misslang ihm.
    Am nächsten Morgen muss er natürlich, um den Schein zu wahren, die Perlen verpfänden. Als dann das Verbrechen bekannt wird, schüchtert er Geraldine Marsh ein, damit sie ihre Fahrt nach Regent Gate verheimlicht; beide wollen sagen, dass sie die Pause zusammen im Opernhaus verbrachten.«
    »Und warum sagten sie das nicht?«, fragte Poirot scharf.
    Japp zuckte gleichmütig die Achseln. »Was weiß ich? Vielleicht, weil Ronald Marsh fürchtete, sie würde nicht imstande sein durchzuhalten. Sie ist ziemlich nervös.«
    Poirot zog versonnen mit der Fußspitze das Teppichmuster nach. »Meinen Sie nicht, mon cher, es wäre für Captain Marsh einfacher gewesen, sich während der Pause allein fortzustehlen? Ganz still mithilfe des Schlüssels in das Haus zu schleichen, den Onkel zu töten und nach Covent Garden zurückzukehren, statt ein Taxi draußen warten zu lassen und sich mit einem nervösen Mädchen zu belasten, das jede Sekunde die Treppe herunterkommen und im ersten Schreck Unheil anrichten konnte?«
    Der Inspektor grinste. »Sie und ich, ja, wir wären allein gefahren. Aber wir sind beide ein bisschen heller als Captain Marsh.«
    »Von dem letzteren bin ich keineswegs überzeugt. Auf mich macht er einen recht intelligenten Eindruck.«
    »Kann sich seine Intelligenz etwa mit jener Hercule Poirots messen?«, gab Japp lachend zurück. Und als Poirot

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