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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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darauf nicht einging, fuhr er fort: »Wenn er nicht schuldig ist, warum überredete er dann Miss Adams zu der Wette? Die Wette bezweckt nur das eine: den wahren Verbrecher zu schützen.«
    »Darin stimme ich Ihnen vollkommen bei.«
    »Gut, dass wir wenigstens in etwas übereinstimmen!«
    »Sagen Sie mir mal Ihre Meinung über Carlotta Adams’ Tod«, verlangte mein Freund unvermittelt.
    Japp räusperte sich, ehe er erwiderte: »Ein Unglücksfall. Freilich ein Unglücksfall, der sich zu sehr gelegener Stunde ereignete. Ronald Marsh kann seine Finger nicht dabei im Spiel haben, denn an seinem Alibi nach Theaterschluss ist nichts auszusetzen. Er saß bis ein Uhr mit den Dortheimers bei Sobranis, als sie schon längst, längst für immer eingeschlafen war. Hätte sich dieser Unglücksfall allerdings nicht zugetragen, so würde er sie durch andere Mittel zum Schweigen gebracht haben. Erst wieder das übliche Einschüchtern – dass man sie, wenn sie die Wahrheit gestände, unweigerlich wegen Mordes verhaften würde. Und dann wäre sie mit einer neuen anständigen Geldsumme bedacht worden.«
    »Sind Sie sich denn klar darüber, Japp, dass Miss Adams durch ihr Schweigen eine andere Frau an den Galgen gebracht hätte?«
    »Jane Wilkinson wäre nicht gehenkt worden. Die Zeugenaussagen von Sir Montagues Gästen fielen zu stark in die Waagschale.«
    »Aber der Mörder konnte das nicht voraussehen. Er rechnete damit, dass Jane Wilkinson verurteilt und Carlotta Adams den Mund halten würde.«
    »Ah, Monsieur Poirot, Sie philosophieren! Und jetzt sind Sie fest davon überzeugt, dass Ronald Marsh, das Unschuldslamm, keinem Böses zufügen kann. Glauben Sie etwa jener Mär von dem verdächtigen Mann, den er ins Haus gehen sah? Er nannte mir gegenüber sogar den Namen: Martin Bryan. Na, was sagen Sie nun? Martin Bryan, der Lord Edgware niemals im Leben begegnet war!«
    »Dann musste es Marsh um so mehr befremden, wenn dieser Mann sich mit einem Schlüssel Zutritt zum Haus verschaffte.«
    »Bah!«, schnaubte Japp, was bei ihm den Ausdruck höchster Verachtung bedeutete. »Also hören Sie, Monsieur Poirot: Martin Bryan ist an jenem Abend gar nicht in London gewesen. Er machte mit einer jungen Dame einen Ausflug nach Molesey, von wo die beiden erst gegen Mitternacht heimkehrten.«
    »Und wer war die junge Dame? Ebenfalls eine Künstlerin?«
    »Nein. Die Besitzerin eines Modesalons. Aber wozu die Umschweife? Es war Carlotta Adams’ Freundin, Miss Driver. Ihre Aussage werden Sie ja wohl nicht in Zweifel ziehen.«
    »Nicht im Geringsten, mein Freund.«
    »Sie sind in die Enge getrieben, alter Knabe, und wissen es«, lachte der Inspektor. »Niemand ging in das Haus Nr. 17 oder in eins der beiden Nachbarhäuser – und das beweist? Dass der neue Lord Edgware ein Lügner ist.«
    Japp erhob sich – ein Mensch, mit sich und der Welt zufrieden. Und diese Zufriedenheit vermochte auch Poirots nächste Frage nicht zu erschüttern.
    »Wer ist D. Paris, November?«
    »Wahrscheinlich ein längst vergessener Freund. Muss denn ein Erinnerungsstück, das das Mädchen vor sechs Monaten bekam, durchaus mit diesem Verbrechen zu tun haben?«
    »Vor sechs Monaten«, murmelte Poirot. »Dieu, que je suis bête!«, rief er plötzlich mit funkelnden Augen.
    »Was sagt er?«, fragte der Inspektor, der kein Französisch verstand.
    »Hören Sie!« Poirot hatte sich erhoben und klopfte bei jedem Wort auf Japps Brustkasten. »Warum erkannte Miss Adams’ Haushälterin die Dose nicht wieder? Warum erkannte sie auch Miss Driver nicht?«
    »Ich verstehe nicht, was – «
    Schon setzte das Hämmern gegen die Brust wieder ein. »Weil die Dose neu war! Man hatte sie ihr gerade erst geschenkt. Paris, November – das mag das Datum sein, an welches die Dose erinnern soll. Doch als Geschenk erhielt Carlotta sie erst jetzt. Nicht damals, Japp. Ganz kürzlich wurde sie gekauft! Forschen Sie nach, Japp, ich flehe Sie an. Wahrscheinlich kaufte man sie in Paris. Wäre sie hier gekauft worden, so hätte sich nach den Bekanntmachungen in den Zeitungen irgendein Juwelier bei der Polizei gemeldet. Ja, ja, Paris. Kundschaften Sie das aus, scheuen Sie keine Mühe, Japp. Ich muss unbedingt wissen, wer der geheimnisvolle D. ist.«
    »Ich bin zwar nicht so neugierig wie Sie«, lachte der Inspektor gutmütig. »Doch warum soll ich Ihnen den Gefallen nicht tun? Je mehr wir erfahren, desto besser.«
    Und mit einem fröhlichen Nicken ging er zur Tür.

23
     
    » A uf zum Lunch!«, rief

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