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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Poirot gut gelaunt, hakte sich bei mir ein und blickte mich lächelnd an. »Hastings, ich habe Hoffnung.«
    Ich freute mich, dass er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, und über unverfängliche Dinge plaudernd, gingen wir zusammen zum Lunch.
    Als wir uns an einem Tisch niederließen, bemerkte ich am anderen Ende des Saals Martin Bryan und Jenny Driver. Sollte sich zwischen den beiden etwa eine kleine Romanze entspinnen? Jetzt hatten sie uns erblickt, und Jenny winkte uns mit der Hand.
    Später, während man uns den Kaffee servierte, verließ sie ihren Begleiter und kam, so lebendig und energiegeladen wie nur je, zu uns herüber.
    »Darf ich mich einen Augenblick zu Ihnen setzen, Monsieur Poirot?«
    »Ich bin entzückt, Sie zu sehen, Mademoiselle. Will Monsieur Bryan uns nicht auch das Vergnügen machen?«
    »Nein. Ich bat ihn, drüben zu bleiben, weil ich mit Ihnen über Carlotta sprechen möchte. Sie haben mich damals gefragt, ob nicht irgendein Mann ihrem Herzen nähergestanden habe. Erinnern Sie sich, Monsieur Poirot?«
    »Ja, ja.«
    »Nun, ich habe gegrübelt und gegrübelt. Bisweilen muss man, um ein klares Bild zu gewinnen, sich eine Menge geringfügiger Worte und Sätze, denen man früher keine Beachtung schenkte, ins Gedächtnis zurückrufen. So habe ich’s auch gemacht und bin schließlich zu einem gewissen Ergebnis gekommen.«
    »Ja, Mademoiselle?«
    »Ich glaube, der Mann, der sie interessierte – oder besser gesagt, zu interessieren begann –, war Ronald Marsh, der jetzige Lord Edgware.«
    »Woraus schließen Sie das, Mademoiselle?«
    »Eines Tages bemerkte Carlotta ganz im Allgemeinen, dass Pech und Unglück ungünstig auf den Charakter eines Mannes wirkten, dass er im Grunde seines Herzens ein wirklich anständiger Kerl sein und es dennoch mit ihm bergab gehen könne. Mehr ein Opfer der Sünde anderer, als selbst sündigend – Sie verstehen, Monsieur Poirot? Ich weiß, was es bedeutet, wenn Frauen solche Dinge sagen. Und als die kluge, verständige Carlotta damit anfing, sagte ich mir: Halt, da stimmt was nicht! Wohl verstanden, sie erwähnte keinen Namen. Jedoch fast unmittelbar darauf kam sie auf Ronald Marsh zu sprechen, meinte, dass er schlecht behandelt worden sei. Sie sagte es ohne leidenschaftliche Anteilnahme, sodass ich damals keinen Zusammenhang sah. Aber jetzt? Jetzt glaube ich, dass das Ganze auf Ronald gemünzt war. Was denken Sie, Monsieur Poirot?« Ernst hing ihr Blick an seinem Gesicht.
    »Ich denke, Mademoiselle, dass Sie mir da vielleicht eine sehr wertvolle Auskunft gegeben haben.«
    »Prächtig!« Jenny klatschte in die Hände.
    »Es ist Ihnen vermutlich noch nicht bekannt, Mademoiselle, dass der betreffende Herr gerade verhaftet worden ist?«
    »Oh!« Ihr blieb der Mund vor Überraschung offenstehen.
    »Oh! Dann komme ich mit dem Ergebnis meines Grübelns reichlich spät!«
    »Zu spät ist es nie, Mademoiselle. Ich danke Ihnen.«
    Sie verabschiedete sich von uns und kehrte zu Martin Bryan zurück.
    »Nun, Poirot«, sagte ich, »das versetzt Ihrer Theorie wohl den letzten Stoß?«
    »Im Gegenteil, Hastings – es stärkt sie.«
    Ungeachtet dieser tapferen Behauptung hatte ich das Gefühl, dass Poirot im Geheimen schon zu Japp übergeschwenkt sei.
    Im Verlauf des nächsten Tages erwähnte er den Fall Edgware mit keiner Silbe. Wenn ich die Sache anschnitt, antwortete er einsilbig und ohne Anteilnahme. Mit anderen Worten: Er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Welche Ideen auch in seinem wunderlichen Hirn gekeimt haben mochten, nunmehr sah er sich gezwungen, sie als Wahngebilde zu bezeichnen und sich einzugestehen, dass seine erste Auffassung, die Ronald Marsh der Tat bezichtigte, die richtige gewesen war. Doch da er Hercule Poirot hieß, konnte er das nicht offen zugeben, sondern tat so, als sei der Fall für ihn reizlos geworden.
    So deutete ich wenigstens seine Haltung.
    Aber vierzehn Tage später, als wir eines Morgens beim Frühstück saßen, wurde ich mir meines ungeheuren Irrtums bewusst. Neben Poirots Gedeck lag der gewohnte ansehnliche Stapel Briefe, den er mit flinken Händen durchging. Und plötzlich stieß er einen Laut der Befriedigung aus und behielt einen Brief mit amerikanischer Briefmarke in der Hand.
    Ohne Hast schnitt er ihn auf und entnahm dem Umschlag ein Schreiben und eine ziemlich dicke Beilage.
    Zweimal las er das erstere, ehe er mich fragte: »Wollen Sie sehen, Hastings?«
    Und ich las das Folgende:
     
    Sehr geehrter Monsieur Poirot!
    Ihre

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