Dreizehn Stunden
wild
zuwinken. Vusi tat dasselbe auf seiner Seite.
»Sie müsste eigentlich in Sicherheit sein«, wandte Vusi vorsichtig ein. Dieser ewige verdammte Diplomat! Griessel wusste,
was er meinte: Wir brauchen doch nicht so zu rasen, sie hat doch gesagt, sie wäre bei einem netten Mann.
»Ja, müsste sie«, erwiderte Griessel, fuchtelte wild herum und hupte infernalisch, »aber ich kann mir keinen Fehler erlauben.«
Er gab Vollgas, dass die Reifen des Opels aufjaulten.
Mbali Kaleni fuhr gelassen die Annandale entlang, wo sich der Verkehr kurz vor der Abzweigung in die Bo-Oranje staute. Sie
schaltete den Blinker ein, weil sie sich einordnen wollte, aber niemand ließ sie rein. Sie schüttelte den Kopf. Typisch Kapstädter.
In Durban würde das nie passieren. Endlich wurde links eine Lücke frei, und sie zog rüber.
Die Ampel war rot.
Ist ja wie im Bienenstock, dachte Fransman Dekker. Das Summen, die Mikrofone wie Stacheln. Und sie konnten stechen, wenn sie
wollten.
Er postierte sich auf der Treppe und rief laut: »Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit!«
Die Traube schwärmte auf ihn zu. Es mussten an die zwanzig Journalisten sein, die jetzt ihn mit Fragen bombardierten und ihm
die Mikros entschlossen entgegenstreckten. Er hörte nur Satzfetzen: »… Iván Nell ihn erschossen hat?« – »… wann beten die
Geysers?« – »… versucht, Alexa Barnard zu ermorden?« – »… Xandra tot?«
Dekker hob die rechte Hand, um sie zum Verstummen zu bringen. Still stand er da, mit gesenktem Kopf. Irgendwann mussten sie
ja mal den Mund halten.
Kaleni sah sie.
Zuerst fiel ihr der Transporter vor dem Haus auf. Im ersten Moment dachte sie, es seien diese Idioten von der Spusi. Sie |319| konnte die beiden nicht leiden. Ärger stieg in ihr auf. Was hatten die hier noch zu suchen?
Als sie näher heranfuhr, erkannte sie eine Bewegung auf der Belmontstraat. Leute, die etwas trugen.
Was war hier los?
Sie fuhr noch näher heran. Sie waren zu viert und offenbar in Eile. Jeder trug einen Teil der Last. Sie liefen wie eine Krabbe
über den Bürgersteig, aber der Holzzaun verbarg ihre Fracht. Mbali Kaleni vermutete, dass sie auf dem Weg zu dem in der Bo-Oranje
geparkten Transporter waren.
Merkwürdig.
Als sie hinter der Ecke des Holzzauns hervorkamen, erkannte Kaleni, was sie da trugen: Es war das Mädchen. Reglos hing sie
da, und die jungen Männer schleppten sie an Armen und Beinen.
Mbali Kaleni fuhr schneller, fasste mit der rechten Hand an die Hüfte, schob die Lederschlaufe von ihrer Dienstwaffe, schwenkte
quer über die Straße und hielt genau auf den Kühler des Transporters zu. Sie fuhr zu schnell, würde nicht rechtzeitig anhalten
können, trat mit voller Wucht auf die Bremse. Auf der Fahrerseite stieg ein Mann aus dem Transporter, eine Pistole mit Schalldämpfer
in der Hand. Die kleinen Reifen des Corsas quietschten, das Heck rutschte weg, sie würde gegen den Bordstein knallen, riss
das Lenkrad herum, kam zum Stehen, nur einen Meter von dem Peugeot entfernt. Der Corsa stand quer. Instinktiv versuchte Kaleni,
das Nummernschild zu erkennen, CA 4 … Sie sah, wie eine Schusswaffe auf sie gerichtet wurde, in der Windschutzscheibe war
plötzlich ein Stern, die Kugel schlug in etwas Metallisches hinter ihr, sie wollte sich ducken, aber der Sicherheitsgurt hielt
sie zurück.
»
uJesu
«, sagte sie leise und streckte die Hand aus, um die Schnalle zu lösen.
Er schoss auf sie, traf sie, sie fühlte den furchtbaren Einschlag in ihrem Körper, aber der Sicherheitsgurt war gelöst, und
sie legte sich flach hin. Mit der rechten Hand zog sie ihre Pistole und feuerte drei Mal blindlings durch die Windschutzscheibe.
Der Schmerz war ein Erdbeben, das sie langsam und unaufhaltsam durchzog. Sie sah sich die Wunde an. Ein kleines Loch unter |320| der linken Brust. Blut, ein Rinnsal, das in eine Pfütze auf dem Polster tropfte. Wo sie doch ihr Auto immer so picobello sauber
hielt! Sie gab weitere Schüsse ab und richtete sich dann rasch auf. Der Schmerz schien sie in der Mitte zu zerreißen.
Wieder warf sie einen raschen Blick durch die Windschutzscheibe. Der Mann war fort, doch aus den Augenwinkeln heraus nahm
sie eine Bewegung wahr. Er stand neben ihr! Genau neben ihrer Tür, die Pistole in beiden Händen, den tödlichen, langen Dämpferlauf
auf ihr Auge gerichtet. Sie sah, dass er etwas um den Hals trug, eine Art afrikanischen Anhänger, Perlen, die ein Wort bildeten.
Sie riss
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