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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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hielt den Apparat ans Ohr.
    »Ja?«, fragte der Mann mit dem grauen Bart.
    |315| »Der Lkw fährt los.«
    »Gut. Kannst du den Transporter sehen?«
    Barry warf einen Blick auf den staubigen, schmutzigen Peugeot. »Ja, sie machen sich jetzt auf den Weg.«
    »Jay ruft gleich Eben an, der die Hintertür bewacht. Dann wendet er den Transporter und kehrt zum Tor an der Upper Orange
     zurück. Er will fahrbereit in Richtung Stadt stehen. Wenn sie rauskommen und das Tor durchqueren, gibst du mir Bescheid.«
    »Mach ich. Bis gleich.«

|316| 33
    Piet van der Lingen stand neben ihr am großen Arbeitstisch. Sie sagte: »Der Polizist ist unterwegs, Captain Bennie Ghree-zil.«
     Der alte Mann konnte förmlich dabei zusehen, wie eine Verwandlung mit ihr vorging. Plötzlich blitzten ihre Augen fröhlich,
     und alle Anspannung war von ihr abgefallen. Er lächelte mit seinen schneeweißen falschen Zähnen und scherzte: »Jetzt musst
     du nur noch richtig Afrikaans lernen. Sag mal: Ch-riess-el.«
    »Chchch…«, machte sie, als hätte sie einen Frosch im Hals.
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Und dann das ›r‹ hinterher. Chriessel.«
    » Ghe-riessel .«
    »Fast. Ggg-rrriessel.«
    »Griessel.«
    »Sehr gut!« Beide lachten, und Rachel sagte: »Wie kann ich Ihnen nur jemals danken?«
    »Für was willst du dich bedanken? Dafür, dass du einem alten Mann mit deiner Gesellschaft eine Freude bereitet hast?«
    »Nein, dafür, dass Sie mir das Leben gerettet haben.«
    »Na ja, wenn du es so siehst … Dann wünsche ich mir, dass du noch mal zum Mittagessen kommst, bevor du nach Hause fliegst.«
    »Sehr gerne!«
    Dann sah sie, wie er den Kopf hob und zum Fenster hinausblickte. Er wirkte plötzlich besorgt. Sie folgte seinem Blick, und
     da sah sie die Männer. Vier von ihnen kamen auf das Haus zu.
    »Oh, mein Gott!« Rachel richtete sich im Stuhl auf. »Nicht die Tür aufmachen!« Ihre Stimme klang wieder verängstigt. »Die
     wollen mich umbringen – gestern Nacht haben sie meine Freundin ermordet!« Sie rannte den Flur entlang, aber das war eine Sackgasse.
     Sie hörte, wie jemand von außen grob am Türknauf zerrte und fuhr voller Panik herum.
    |317| Dann zerbrachen sie das Bleiglas der Haustür.
    Rachel stürzte durch die Diele, eilte in die Küche, dort gab es eine Hintertür. Eine Hand griff durch das kaputte Fenster,
     um die Haustür von innen zu öffnen. »Kommen Sie!«, rief sie van der Lingen zu. Der alte Mann stand da wie angewurzelt, als
     wolle er die Eindringlinge aufhalten.
    »Nein!«, schrie sie.
    Die Tür schwang auf. Sie musste weg, stürmte durch die Küche, hörte einen Schuss in der Diele, stieß einen Angstlaut aus,
     erreichte die Hintertür, sah das lange Fleischmesser auf dem Trockengestell, griff danach, riss die Hintertür auf und stand
     plötzlich draußen im hellen Sonnenschein. Im Garten wurde sie von zweien von ihnen abgepasst, die ihr den Weg zu dem kleinen
     Tor in der Ecke versperrten. Sie rannten auf sie zu, schwarz und weiß, entschlossene Gesichter. Hinter ihr eilige Schritte.
     Sie hatte keine Wahl. Sie sprintete auf den ersten zu, es war der Weiße. Mit ausgebreiteten Armen wollte er sie fangen. Blitzschnell
     stieß sie mit dem Messer zu, voller Hass und Ekel und hysterischer Todesangst. Sie zielte auf seine Brust. Er wollte ausweichen,
     aber es war zu spät. Das Messer durchdrang seine Kehle. Ungläubig sah er sie an.
    »Miese Schlampe!«, schrie der Schwarze. Er schlug sie mit der Faust, traf ihre Schläfe, eine Kaskade von Licht explodierte
     in ihrem Kopf. Rachel fiel nach rechts auf den Rasen, hörte ihre Rufe. Sie zappelte und versuchte aufzustehen, doch sie stürzten
     sich auf sie, einer, zwei, drei, noch mehr, noch ein Faustschlag ins Gesicht. Sie hielten ihre Arme fest und stießen kurze,
     brutale Rufe aus. Rachel sah einen Arm, hocherhoben, etwas Metallisches, das auf ihr Gesicht zukam. Dann wurde es dunkel.
     
    Griessel kurvte im Höllentempo durch die Straßen. Er hatte das Blaulicht aus dem Kofferraum geholt, auf das Dach gepflanzt,
     es an den Zigarettenanzünder angeschlossen, aber das verdammte Ding funktionierte nicht. Also fuhr er mit Warnblinker, aber
     das nutzte nicht viel. Er drückte auf die Hupe, sagte zu Vusi: »Ich hätte doch einen Wagen mit Sirene nehmen sollen!« Er raste
     weiter die Langstraat hinauf und überfuhr eine rote Ampel nach der |318| anderen. Aber jedes Mal musste er vom Gas gehen, den Arm zum Fenster rausstrecken und dem Verkehr von links und rechts

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