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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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den Kopf zurück und schwenkte ihre Waffe herum, jedoch mit der Gewissheit, sterben zu müssen und einer flüchtigen
     Enttäuschung darüber, dass es so kurz gewesen war, dieses Leben. Sie sah, wie sich der Finger entschlossen um den Abzug krümmte.
     
    Griessel hupte sich den Weg von der Annandale in die Bo-Oranje frei. Ein Typ in einem ekelhaft gelben Hummer zeigte ihm den
     Stinkefinger, zwei Fahrzeuge mussten scharf bremsen, als er über die Kreuzung flog. Vusi klammerte sich an dem Handgriff über
     dem Fenster fest. Er sagte kein Wort.
    Bennie gab Vollgas, beschleunigte aus der Kurve heraus. Sie waren fast da. Ein Verrückter in einem silbernen Transporter kam
     bergab angerast, mitten auf der Straße. Wieder drückte er auf die Hupe, wich aus, fuhr vorbei und erhaschte dabei einen Blick
     auf das Gesicht des Fahrers. Ein junges Arschloch mit verkniffenem Gesicht. Dann blickte er wieder auf die Straße vor sich,
     die plötzlich leer und offen vor ihm lag. Er schaltete einen Gang zurück, trat das Gaspedal durch bis aufs Bodenblech. Der
     Motor heulte auf, er schaltete wieder, rauf auf den Hügel, hier kannte er sich aus. Seine Wohnung lag nur einen Block entfernt
     in der verdammten Vriendestraat. Idiotischer Name, fand er bis heute. Auf der rechten Seite kam der De Waalpark, da sagte
     Vusi: »Es ist gleich da vorne.«
    Als sie die Kuppe des Hügels erreichten, sahen sie den Corsa. Sie sagten kein Wort. Sie wussten, wenn ein Auto so schief mitten
     auf der Straße stand, war immer irgendetwas oberfaul.
    |321| Plötzlich fuhr ein Pickup ganz knapp vor ihm auf die Straße, aus einer langen Garageneinfahrt heraus. Griessel trat mit voller
     Wucht auf die Bremse. Der Opel ging vorne in die Knie, die Reifen quietschten und qualmten. Griessel wich nach links aus und
     knallte mit den Rädern gegen den Randstein. »Scheiße«, sagte er, roch die versengten Reifen und stieß zurück, ganz knapp an
     der Front des Toyotas vorbei. Für Bruchteile von Sekunden sah er den jungen Mann am Steuer: große, erschrocken aufgerissene
     Augen. Dann schaute er sich den Corsa genauer an: War die Windschutzscheibe zersplittert? Er wendete, stellte sich quer auf
     die Straße, hielt hinter dem weißen Kleinwagen an, sprang aus dem Dienstwagen heraus und hörte nur noch, wie der Toyota mit
     aufheulendem Motor in Richtung Stadt raste. Er warf ihm einen flüchtigen Blick hinterher. Blödes Arschloch! Er sah die Hausnummer
     auf dem Holzzaun. Sechs. Patronenhülsen, er roch Kordit. Hier war etwas Schlimmes passiert! Einschusslöcher in der Windschutzscheibe
     des Corsas und im Fenster auf der Fahrerseite. Jemand saß in sich zusammengesunken am Steuer. Scheiße!
    »Es ist Mbali!«, rief Vusi, der die andere Tür aufriss.
    Dann erkannte auch Griessel sie. Das Kinn lag ihr auf der Brust, die Kopfstütze war blutverschmiert.
    »
Jissis!
«, stöhnte Griessel, riss die Tür auf und legte ihr die Finger an die Halsschlagader. Aber er rutschte ab, alles war glitschig
     vom vielen Blut. Dann sah er die Wunde unterhalb ihres Ohrs, Kieferknochensplitter, weiße Bröckchen, und eine pulsierende
     Ader, die rhythmisch dicke rote Flüssigkeit herauspumpte.
    »Den Notarzt! Schnell! Sie lebt!«, rief er, lauter als beabsichtigt, mit wild klopfendem Herzen. Er zog an ihrer Schulter,
     ganz vorsichtig, bis er es geschafft hatte, sie umzudrehen, schob die Arme unter ihren Achseln hindurch und fühlte noch mehr
     Blut weiter unten. So behutsam wie möglich zog er sie aus dem Auto und legte sie auf den Bürgersteig. Vusi kam angerannt,
     das Handy in der Hand.
    Kaleni hatte zwei Wunden, von denen die am Kopf am heftigsten blutete. Griessel sprang auf, suchte nach seinem Taschentuch,
     fand es, bückte sich zu Mbali Kaleni hinunter und drückte das Stück Stoff gegen die Wunde. Er hörte Vusi reden, drängend.
     Er |322| wechselte die Hand, drückte das Taschentuch mit der Linken weiter an die Wunde und holte sein Handy hervor. Er hörte einen
     Wagen um die Ecke biegen, mit Vollgas in die Belmontstraat rein, aber er konnte sich nicht so weit drehen, um ihn zu erkennen,
     und sah nur noch das Heck verschwinden. Er blickte Kaleni an, sie würde es nicht schaffen, der Notarzt würde zu spät kommen.
    »Hilf mir!«, sagte er zu Vusi. »Ich bringe sie ins Krankenhaus.«
    Vusi kniete sich zu ihm und sagte mit ruhiger Stimme: »Sie sind unterwegs, Bennie.«
    »
Jissis
, Vusi, bist du sicher?«, fragte er, den Blick auf das Display seines Handys geheftet,

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