Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
Schlamassel war das geringste
     Problem.
    »Bennie!«, meldete sich Joubert, denn er erkannte die Nummer.
    »Mat, ich brauche dich.«
    »Bin schon unterwegs.«
     
    Der Buchhalter Wouter Steenkamp lachte, und Willie Mouton, der lang und dünn an der Wand lehnte, stieß ein höhnisches Schnauben
     aus. Anwalt Groenewald schüttelte resigniert den Kopf, als hätte er das schon tausend Mal gehört.
    »Was gibt’s denn da zu lachen?«, fragte Fransman Dekker.
    Steenkamp lehnte sich auf seinem Thron vor dem Rechner zurück und legte die Fingerkuppen aneinander. »Glauben Sie etwa, Iván
     Nell sei der erste Sänger, der behauptet, ausgenommen zu werden?«
    Dekker zuckte mit den Schultern. Woher sollte er das wissen?
    »Das ist doch immer dasselbe«, bemerkte Willie Mouton abfällig.
    »Jedes Mal«, pflichtete ihm Steenkamp bei und verschränkte die Finger, drehte die Handflächen nach vorne und streckte die
     Arme, so dass die Knöchel knackten. Er neigte den Kopf rückwärts gegen die Stuhllehne. »Immer wenn sie auf einmal einen Haufen
     Geld verdienen.«
    »Wenn sie den ersten Scheck bekommen, dann heißt es: ›Mein Gott, vielen Dank, ich hab noch nie so viel Geld auf einmal gesehen.‹«
     Moutons äffte in aufreizender Weise Nells Stimme nach. »Dann sind wir ihre Helden, und sie sind uns ja so dankbar!«
    »Aber das hält nie lange an«, fiel Steenkamp ein.
    »Nein, sie tun das nämlich nicht für die Kuuunst!«
    »Es geht ihnen nur ums liebe Geld.«
    »Und je mehr sie einnehmen, desto habsüchtiger werden sie.«
    »Denn jetzt brauchen sie ein dickes Haus, eine voll automatisierte Riesenvilla, dann ein Strandhaus und einen Sound-Equipment-Bus
     mit einem schicken Foto von ihnen darauf. Alles muss |328| größer und besser sein als bei den anderen, und um das alles zu unterhalten, brauchen sie ein Scheißhaus voller Geld.«
    Groenewald nickte langsam. Steenkamp lachte wieder: »Es dauert keine zwei Jahre, dann sitzen sie hier in meinem Büro und fragen:
     ›Aber was sollen diese Abzüge von meiner Gage, und warum kommt da so wenig raus?‹ Dann sind sie uns plötzlich kein bisschen
     dankbar mehr. Bis dahin haben sie längst vergessen, was für arme Schlucker sie waren, bevor sie bei uns unterschrieben haben.«
     Er hatte die Hände jetzt in den Schoß gelegt und drehte mit den Fingern der rechten Hand seinen Trauring an der linken.
    »Iván Nell hat gesagt …«, begann Dekker.
    »Wissen Sie, wie er mit richtigem Namen heißt?«, fragte Mouton, löste sich von der Wand und kam auf ihn zu. »Sakkie Nell.
     Isak. Daher stammt das ›I‹ in Iván. Und wehe, man vergisst den Akzent auf dem á.« Mouton öffnete die Tür. »Ich geh mir mal
     einen Stuhl holen.«
    »Iván Nell hat gesagt, er habe Ihre Zahlen mit den Beträgen verglichen, die er mit Sammelalben bei Independent-Leuten verdient
     habe.«
    Diesmal fiel sogar der Anwalt mit einem empörten Schnarchlaut in den Chor der Entrüstung ein. Steenkamp rückte auf seinem
     Stuhl nach vorn und wollte loslegen, aber Mouton unterbrach ihn: »Warte, Wouter, vergiss mal deine Rede nicht, ich will auf
     keinen Fall die Pointe verpassen!« Er ging in den Flur hinaus.
     
    Bennie Griessel stand im Eingangsportal, nervös und unter Hochdruck. Er wollte jetzt nicht zu sehr in die Untersuchungen hier
     verwickelt werden, sondern sich auf Rachel konzentrieren und versuchen, sie wiederzufinden.
    Er zog Gummihandschuhe über und betrachtete die Blutspuren auf dem geschmackvollen silberblauen Teppich, auf dem der alte
     Mann angeschossen worden war. Auf dem Fußboden lagen Bleiglassplitter.
    Er musste ihren Vater anrufen.
    Wie zum Teufel hatten sie sie gefunden? Woher wussten sie, dass sie hier war? Sie hatte von diesem Haus aus angerufen.
Mein Name ist Rachel Anderson. Mein Vater hat gesagt, ich soll Sie anrufen.
|329| Sie hatte erst mir ihrem Vater gesprochen und dann mit ihm. Wie lange hatte er bis hierher gebraucht? Zehn Minuten? Neun,
     acht? Höchstens zwölf. Wie hatten die anderen es geschafft, innerhalb von zwölf Minuten hierherzufahren, Mbali anzuschießen,
     den alten Mann zu verletzen und Rachel wegzutragen?
    Und wie sollte er das alles ihrem Vater erklären? Der Mann der ihn gefragt hatte:
Sagen Sie mir, Captain: Kann ich Ihnen vertrauen?
    Und er hatte geantwortet: »Ja, Mr Anderson. Sie können mir vertrauen.«
    Dann werde ich es tun. Ich vertraue Ihnen das Leben meiner Tochter an.
    Wie hatten sie Rachel gefunden? Das war die einzig wirklich wichtige Frage, denn

Weitere Kostenlose Bücher