Dreizehn Stunden
Verwertungsgebühren müssen nach Deutschland
transferiert werden, der Songschreiber und das deutsche Label müssen ihren Anteil erhalten. Aber dann kommt so ein Unabhängiger
daher und findet jemanden, der einen der von Adam übersetzten Songs covert – verstehen Sie?«
»Ich glaube«, antwortete Dekker, überaus fasziniert.
»Und in dem Fall muss Adam bezahlt werden, der deutsche Künstler und sein Label müssen bezahlt werden, aber der Unabhängige
behauptet, er hätte ja nur fünftausend Stück herstellen lassen. Und er ist fein raus, denn es gibt keine offiziellen Verkaufszahlen,
schließlich macht er alles allein, ohne Buchhalter.«
»Deswegen fallen die Schecks so dick aus.«
»Und dann kommt dieser Idiot hier an und behauptet, wir hätten ihn über den Tisch gezogen!«
»Soll er doch seine eigenen CDs rausbringen, dann wird er schon sehen. Soll er doch selbst die zweihunderttausend für das
Studio blechen und seine eigenen vierhunderttausend für eine Fernseh-Werbekampagne ausspucken.«
|332| »Amen«, sagte Groenewald. »Erzähl ihm von den Passwörtern und den PDF-Dateien.«
»Genau«, sagte Mouton. »Fragen Sie Sakkie Nell mal, ob die Unabhängigen ihm eine passwortgeschützte PDF-Datei schicken.«
Steenkamp malte einen dritten Stern.
PDF.
»Bei uns in Südafrika gibt es nur drei, vier CD-Großhändler, die die CDs an die Händler weiterverkaufen: Musika, Look & Listen,
Checker’s und Pick’n Pay Hypers. Adam hatte ein Vertriebsnetz aufgezogen, das heute eine unabhängige Gesellschaft ist – AMD,
African Music Distribution, an der wir eine vierzigprozentige Beteiligung besitzen. Genau wie andere Großhändler führen sie
Buch über jede verkaufte CD und schicken alle drei Monate eine passwortgeschützte PDF-Datei mit den Verkäufen des jeweiligen
Künstlers an mich. Wir regeln daraufhin die Bezahlung des betreffenden Künstlers.«
»Noch ehe wir das Geld von den Großhändlern erhalten«, fügte Mouton hinzu.
»Stimmt. Wir bezahlen sie aus unserer eigenen Tasche und tragen das ganze Risiko. Dazu maile ich dem Künstler die PDF-Datei
weiter, genau so, wie ich sie vom Großhändler erhalten habe, so dass ihm alle Angaben vollständig vorliegen. Und niemand kann
mit der Datei Schindluder treiben, denn wir haben das Passwort nicht.«
»Und jetzt sagen Sie mir, wo wir da betrügen sollen?«, fragte Mouton.
»Es ist unmöglich«, sagte Groenewald.
»Weil wir zu verdammt ehrlich sind, das ist unser Problem.«
»Aber lasst ihn ruhig seine eigenen kleinen CDs rausbringen. Dann kann er auch die ganzen Nebenkosten bezahlen. Wir sprechen
uns noch.«
»Amen«, bestätigte sein Anwalt.
|333| 35
John Afrika hatte am Telefon getobt und geschrien und verlangt: »
Du
rufst ihren Vater in Amerika an, Bennie, du wirst ihn anrufen, denn ich bringe das nicht fertig, verdammt noch mal, wie zum
Teufel, ich bin unterwegs,
Jissis,
Bennie, wie konnte das bloß passieren?« Dann knallte er den Hörer auf, und Griessel stand mit dem Mobiltelefon in der Hand
da und fragte sich, ob wohl Jack Fischer und Partner einen Job für einen Alkoholiker hatten, der es schaffte, zwei Fälle an
einem Tag zu verbocken. Er hatte gute Lust, das Handy an die Wand zu werfen. Doch er ließ nur den Kopf hängen, starrte zu
Boden und dachte, dass er genauso gut saufen konnte, denn was half schon ein klarer Kopf? Bis Vusi außer Atem reingerannt
kam und schnaufte: »Bennie, die Typen saßen in dem Transporter, mit dem wir beinahe den Frontalzusammenstoß hatten, wir haben
eine Augenzeugin!«
Sie traten hinaus auf den Bürgersteig, wo eine Frau auf sie wartete. Auf den ersten Blick war sie unscheinbar: Sonnenbrille,
Anfang dreißig, ein bisschen blass und schüchtern. Sie sprach mit leiser Stimme, melodiös und zutiefst ernsthaft und überzeugt.
Sie sagte, ihr Name sei Evelyn Marais und sie habe alles gesehen.
Sie sei aus dem Carlucci’s herausgekommen, auf dem Weg zu ihrem Auto, das sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt
hatte. Sie zeigte auf einen roten Toyota Tazz, mindestens zehn Jahre alt. Sie habe Schüsse gehört. Da sei sie mitten auf der
Straße stehen geblieben. Sie sprach ruhig und deutlich und ohne Hast, aber ihr war anzumerken, dass sie sich nicht wohl dabei
fühlte, derart im Mittelpunkt zu stehen. »Die ersten Schüsse klangen gar nicht wie Schüsse, eher wie Silvesterkracher. Erst
später ist mir klargeworden, was es war. Dann habe ich genauer hingesehen.
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