Dreizehn Stunden
erwähnte noch, er wolle gleich nach Hause, weil sich Alexandra nicht wohlfühlte, er mache sich ein wenig Sorgen
um sie. Und Jos Geyser hat da auf ihn gewartet, egal, was er Ihnen erzählt hat. Ich bin zwar kein Ermittler, aber sehe es
seinen Augen an, dass dieser Kerl zu allem fähig ist.«
»Vusi, uns läuft allmählich die Zeit davon«, sagte Bennie Griessel am Gartentor zu seinem Kollegen. »Ich habe Mat Joubert
gebeten zu kommen.« Als er den Gesichtsausdruck Ndabenis sah, fügte er hinzu: »Ich weiß, aber vergiss jetzt mal den Kommissaris,
wir müssen das Mädchen finden! Ich habe eine Bitte an dich: Bring alles über den Peugeot in Erfahrung! Das Kennzeichen kann
gefälscht sein. Außerdem müssen wir es überprüfen. Ist mir egal, was du dafür tun musst, aber es werden sicher nicht Hunderte
von den Kisten am Kap herumfahren. Vergiss den Tatort, vergiss alles andere, der Transporter gehört dir.«
Vusi nickte, angestachelt von Griessels Eile.
»Mat Joubert kann sich um den Tatort kümmern. Ich will sie finden, Vusi, das ist alles, was ich im Moment will. Ich werde
sie finden! Ich laufe nur einmal schnell durch das Haus und sehe nach, ob es etwas Wichtiges gibt. Anschließend müssen wir
herausfinden, woher die wussten, dass sie hier war. Irgendwie… Ich weiß nicht, aber ich möchte wissen, wen sie sonst noch
angerufen hat.«
»In Ordnung, Bennie.«
»Danke, Vusi«, sagte er. Er drehte sich um, ging ins Haus und |337| rekonstruierte hastig den Tathergang. In der Diele: Sie hatten die Bleiglasscheibe in der Tür eingeschlagen und die Tür geöffnet,
dann waren sie hereingestürmt. Hier hatten sie auf den alten Mann geschossen. Links lag ein geräumiges Arbeitszimmer, vielleicht
das frühere Wohnzimmer. Darin stand ein großer Arbeitstisch mit zahllosen Dokumenten und einem Telefon. Ein Stuhl lag daneben
auf dem Boden, umgestoßen. Hatte das Mädchen von hier aus angerufen?
Er ging den Flur entlang, schaute in die Schlafzimmer hinein. Nichts Auffälliges. Auf dem Rückweg warf er einen Blick ins
Gästebad. Dem Geruch nach war es erst vor kurzem benutzt worden. Er fuhr mit einem Finger durch die Badewanne. Nass. Jemand
hatte sich innerhalb der letzten ein, zwei Stunden hier gewaschen. Das Handtuch war feucht. Er roch daran. Seife. Nichtssagend.
Dann sah er sich die Badewanne genauer an. Im Abfluss lagen Haare, zwei lange dunkle Haare. Rachels? Er ging hinaus. Sie hatte
gebadet. Dafür hatte sie sich Zeit genommen. Das bedeutete, dass sie großes Vertrauen in den alten Mann gesetzt hatte. Er
musste herausfinden, wie er hieß.
Wieder durchquerte Griessel die Diele und ging in die Küche. Alles peinlich sauber. Er sah, dass die Hintertür offen stand,
und eilte hinaus, wobei er genau aufpasste, wo er hintrat. Er sah das Blut draußen, eine langgezogene Spur auf dem Plattenweg
und Spritzer auf dem Rasen. Sein Herz krampfte sich zusammen. Widerstrebend hockte er sich hin und inspizierte die Blutspuren.
Mein Gott, sie hatten ihr die Kehle durchgeschnitten! Bei dem Gedanken durchfuhr ihn ein schmerzlicher Stich.
Nein, das konnte nicht sein. Er hatte Evelyn Marais gefragt, und sie hatte gesagt, das Mädchen habe nur Blut an den Händen
gehabt.
Ja, an der Hand, an der rechten Hand, bis hier.
Nirgends sonst?
Nein.
Aber die Blutspuren hier draußen sagten etwas anderes.
Griessel sprang auf und rannte los, in der Hoffnung, dass sie noch nicht weg war. Er eilte durch das hintere Gartentor, links
in die Belmontstraat, dorthin, wo die wachsende Menge der |338| Schaulustigen sich hinter dem gelben Band an der Ecke drängte, zurückgehalten von uniformierten Kollegen. Er hielt nach dem
Tazz Ausschau. Er stand noch da, aber es sah aus, als wolle sie gerade losfahren. »Entschuldigung, Entschuldigung!«, rief
er, als er sich durch die Umstehenden drängte. Der Tazz fuhr los. Gerade noch rechtzeitig konnte er auf den Kotflügel schlagen.
Erschrocken schaute die Frau auf, sah ihn und blieb stehen.
»Juffrou!«, keuchte er außer Atem. Sie kurbelte das Fenster herunter, schob die Sonnenbrille hoch und legte den rechten Arm
auf den Kotflügel. »Entschuldigung!«, schnaufte er.
»Schon gut«, sagte Evelyn Marais und sah ihn mit ihren blauen Augen fragend an.
»Das Mädchen …« Er rang nach Luft. »Sind Sie ganz sicher … dass sie das Blut … nur am Arm hatte?«
Sie schaltete den Motor aus, schloss die Augen und blieb sicher eine halbe Minute lang so sitzen.
Weitere Kostenlose Bücher