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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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     von der Seilbahn, deren Kabinen scheinbar schwerelos über die rauen Felsen des Tafelbergs nach oben schwebten, an den verführerischen
     Rundungen des Leeukops und des Seinheuwels vorbei, über die blaue Bucht –, ein funkelndes Juwel, das sich bis zum Horizont
     erstreckte – bis zur Stadt direkt unter ihm. Doch er konzentrierte sich ausschließlich auf den Stadtrand.
    Vor ihm auf dem flachen Stein lag ein Stadtplan von Kapstadt. Er war auf der Seite mit Oranjezicht aufgeschlagen, dem Teil,
     der sich unter ihm erstreckte. Eine Brise fächelte in den Blättern, so dass er sie von Zeit zu Zeit abwesend mit dem Handballen
     glattstrich.
     
    Rachel Anderson stand langsam auf, wie eine Schlafwandlerin. Sie umrundete den Tannenholzstapel und blickte dann in Richtung |121| des Berges. Niemand zu sehen. Sie trat aus dem Schatten der Garage hervor und wandte sich nach rechts in Richtung Stadt. Sie
     ging über den Zement des Swimmingpoolrands, den Schieferweg und dann den Asphalt der Boschlaan, bis diese nur zehn Meter weiter
     in den Rugbyweg mündete. Sie war erschöpft und leer, sie konnte nicht mehr fliehen, sie würde ihren Vater anrufen, nur ruhig
     dahinspazieren und ihren Vater anrufen.
     
    Der junge Mann mit dem Fernglas erfasste sie genau in diesem Moment: eine kleine, einsame Gestalt. An den Jeansshorts, dem
     zartblauen T-Shirt und dem kleinen Rucksack erkannte er sie sofort.
    »Hab ich dich!«, sagte er laut.
    Er schwenkte das Fernglas zurück und stellte es genau auf sie ein, ging auf Nummer sicher, zog eilig sein Handy aus der Hemdentasche
     und suchte eine Nummer. Während der Apparat wählte, setzte er das Fernglas wieder an.
    »Ja?«, hörte er am Telefon.
    »Ich sehe sie. Wie aus dem Nichts ist sie plötzlich aufgetaucht.«
    »Wo ist sie?«
    »Da vorne, auf der Straße, sie geht nach rechts …«
    »Welche Straße, Barry?«
    »Verdammte Scheiße!«, sagte Barry, legte das Fernglas auf den Stein und zog den Plan heran. Er sah, dass der Wind erneut die
     Seite umgeblättert hatte. Hastig schlug er das Blatt um und begann, mit dem Finger die richtige Stelle zu suchen.
    »Da, es ist die erste Straße unten am Berg …«
    »Welche Straße, Barry?«
    »Ich bin ja dabei!«, erwiderte Barry heiser.
    »Jetzt mach schon! Wie heißt die Straße?«
    »Okay, okay – es ist die Rugby Road. Warte …« Er griff wieder nach dem Fernglas.
    »Die Rugby Road zieht sich um den ganzen Berg herum, du blöder Idiot!«
    »Ich weiß, aber jetzt biegt sie gerade links ab in die …« Wieder legte er das Fernglas hin und suchte verbissen auf der Karte.
     »Braemar. Das ist es.« Barry sah durch das Fernglas. »Braemar …« |122| Er hielt nach ihr Ausschau, erhaschte einen kurzen Blick von ihr. Ruhig und ohne Eile kam sie daherspaziert. Doch dann verschwand
     sie allmählich, als würde das Wohnviertel sie von den Füßen an verschlucken. »Mist, sie … Sie ist weg, sie ist einfach so
     verschwunden!«
    »Das kann nicht sein!«
    »Ich glaube, sie ist eine Böschung hinuntergegangen.«
    »Finde es raus!«
    Zitternd sah Barry auf der Karte nach. »Da sind Treppen. Sie geht die Treppenstufen hinunter zur Strathcona Road.« Er vergewisserte
     sich mit dem Fernglas. »Ja. Genau. Da ist sie.«
     
    Griessel stand mit Dekker und Cloete draußen auf dem Bürgersteig. Durch die Glastüren sahen sie, wie John Afrika in der Ambulanz
     Willie Mouton und seinen ernsten Anwalt beschwichtigte.
    »Es tut mir leid, Fransman«, sagte Griessel.
    Dekker sagte nichts; er starrte nur die drei Männer dort drinnen an.
    »Kann vorkommen«, sagte Cloete philosophisch, zog tief an einer Zigarette und sah sein Handy an, das eine dringende SMS nach
     der anderen empfing. Er seufzte. »Bennie kann nichts dafür.«
    »Ich weiß«, sagte Dekker. »Aber wir verschwenden wichtige Zeit. Jos Geyser könnte inzwischen längst in Timbuktu sein.«
    »
Der
Jos Geyser?«, fragte Cloete.
    »Wer?«, fragte Griessel.
    »Der Gospelsänger. Barnard hat gestern Morgen seine Frau im Büro gepimpert, und sie hat alles gebeichtet.«
    »Barnards Frau?«, fragte Griessel.
    »Nein, die Frau von Geyser.«
    »Melinda?«, fragte Cloete entsetzt.
    »Genau.«
    »Nein!« Cloete war schockiert.
    »Moment mal«, sagte Griessel.
    »Ich habe alle ihre CDs«, sagte Cloete. »Ich glaub das einfach nicht! Hat Mouton das wirklich herumposaunt?«
    »Du bist Gospel-Fan?«, fragte Dekker.
    |123| Cloete nickte flüchtig und schnippte seine Zigarettenkippe in hohem Bogen die Straße

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