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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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reden.«
    Griessel hielt Geyser die Hand hin. »Inspekteur Griessel«, berichtigte er.
    |157| Geyser ignorierte seine ausgestreckte Hand. »Warum?«, fragte er mit respektheischendem Stirnrunzeln.
    »Adam ist tot, Jos.«
    Die arrogante Miene Geysers war wie weggewischt. Griessel sah, wie er aschfahl wurde. Für einen Augenblick war es still im
     Zimmer.
    Melinda Geyser gab einen Laut von sich, aber Griessel ließ Jos nicht aus den Augen. Der große Mann wirkte ehrlich schockiert.
    »Was ist passiert?«, fragte Geyser.
    »Er wurde gestern Abend bei sich zu Hause erschossen«, sagte Mouton.
    »Oh, Heiland!«, rief Melinda Geyser.
    »Ich würde mich gerne unter vier Augen mit Ihnen unterhalten, Meneer Geyser«, sagte Griessel rasch, voller Besorgnis, dass
     der voreilige Mouton zu viel ausplaudern würde.
    »Melinda, möchtest du vielleicht in meinem Büro warten?«, fragte Mouton.
    Sie reagierte nicht.
    »Aber was soll ich denn mit alldem zu tun haben?«, fragte Geyser ärgerlich.
    »Möchten Sie sich nicht setzen, Meneer Geyser?«
    »Komm, Melinda«, sagte Mouton.
    »Ich bleibe bei Jos.«
    »Mevrou, ich befürchte, dass ich mich mit Ihrem Mann unter vier Augen unterhalten muss.«
    »Sie bleibt hier!«, sagte Geyser.
     
    Vusi fand die Managerin in einem kleinen, unordentlichen Büro, wo sich Akten und Stapel mit Rechnungen überall auf dem Schreibtisch
     und den Regalen türmten. Sie tippte Zahlen auf einer großen Handrechenmaschine ein. Blitzschnell huschten ihre lackierten
     Fingernägel über die Tasten. Vusi klopfte an den Rahmen der offenen Tür und fragte, ob sie die Managerin sei.
    »Ja?« Sie blickte auf. Um die vierzig, kurze schwarze Haare, markantes, aber hartes Gesicht.
    Vusi zeigte ihr seinen Ausweis und stellte sich vor.
    »Galina Federova.« Mit festem Griff schüttelte sie Vusi die |158| Hand. »Was kann ich für Sie tun?« Sie hatte denselben Akzent wie der Pferdeschwanztyp.
    Vusi erklärte ihr in groben Zügen, worum es ging.
    »Bitte setzen Sie sich«, sagte sie, halb befehlend, halb einladend, wobei das
please
bei ihr wie ein kurzes, kräftiges
plis
klang. Suchend hob sie die Rechnungen auf dem Tisch an. Sie fand Zigaretten und ein Einwegfeuerzeug, klappte das Päckchen
     auf und bot Vusi eine Zigarette an.
    »Nein, danke.«
    Sie holte sich eine heraus, steckte sie an, und während sie redete, quoll ihr der Rauch aus dem Mund. »Wissen Sie, wie viele
     Gäste wir gestern Abend hatten?«
    Nein, das wusste er nicht.
    »Vielleicht zweihundert, vielleicht auch mehr. Unser Club ist sehr beliebt.«
    »Ich verstehe. Aber irgendetwas muss vorgefallen sein, Mrs Federova.«
    »Sie können mich Galia nennen, so sagt man auf Russisch statt Galina.«
    »Sind Sie die Besitzerin?«
    »Nein, der Besitzer ist Gennady Demidov. Ich bin nur die Managerin.«
    Vusi zog sein Notizbuch aus der Innentasche seiner Jacke und schrieb mit.
    »Warum schreiben Sie das auf?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Bis wann haben Sie geöffnet?«
    »Montags schließen wir um zwölf.«
    »Und die Gäste müssen dann gehen?«
    »Nein. Wir lassen niemanden mehr rein, aber die Gäste, die schon drin sind, können bleiben. Wir schließen die Bar erst, wenn
     der Letzte gegangen ist.«
    »Heute Morgen um Viertel nach zwei, waren da noch Gäste bei Ihnen?«
    »Da müssen Sie Petr fragen, den Night-Manager.«
    »Könnten Sie ihn anrufen?«
    »Er schläft jetzt.«
    »Dann wecken Sie ihn.«
    |159| Es widerstrebte ihr offenbar. Sie zog an der Zigarette und blies den Rauch durch die Nasenlöcher aus wie ein Stier in einem
     Comic. Dann fing sie wieder an, die Rechnungen eine nach anderen anzuheben, auf der Suche nach dem Telefon. Vusi fragte sich,
     wie Leute tickten, die keine Ordnung hielten.
     
    Bennie Griessel trat näher an Jos Geyser heran. Er blickte zu dem Hünen auf, der jetzt entschlossen den Unterkiefer nach vorn
     reckte. »Meneer Geyser, Sie haben die Wahl: Entweder, wir beide setzen uns jetzt hier zusammen und unterhalten uns in aller
     Ruhe, oder …«
    »Regardt und ich bleiben bei dir, Jos, mach dir keine Sorgen«, unterbrach ihn Willie Mouton.
    »Nein«, erwiderte Griessel, aus dem Konzept gebracht. »So geht das nicht.«
    »Natürlich geht das so. Er hat das Recht …«
    Griessel drehte sich langsam um. »Meneer Mouton«, sagte er, mühsam beherrscht. »Ich weiß, dass Sie alle eine schwere Zeit
     durchmachen. Ich weiß, dass der Ermordete Ihr Kompagnon war und Sie sich wünschen, dass der Fall baldmöglichst gelöst wird.
    

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