Dreizehn Stunden
Aber die Ermittlungen sind meine Arbeit. Und ich muss Sie bitten zu gehen, damit ich meine Arbeit erledigen kann.«
Willie Mouton lief rot an. Sein Adamsapfel hüpfte auf und nieder, die Frequenz seiner Bandsägenstimme stieg. »Er hat das Recht
auf einen Anwalt, und er ist gestern in meinem Büro gewesen. Regardt und ich müssen dabei sein.« Hinter Mouton betrat Groenewald,
der Anwalt, den Konferenzraum, als wüsste er, dass seine Unterstützung gebraucht wurde.
Bennie rang um Geduld, aber es fiel ihm schwer. »Meneer Geyser, dies ist eine Befragung, keine Verhaftung. Möchten Sie, dass
Meneer Groenewald bei Ihnen bleibt?«
Geyser blickte hilfesuchend zu Melinda. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er ist Willies Anwalt.«
»Ich kann Sie aber auch vertreten«, bot Groenewald höflich und bescheiden an.
»Ich bestehe darauf!«, keifte Mouton. »Wir beide …«
|160| Bennie Griessel wusste, dass es Zeit wurde, Mouton mundtot zu machen. Und dafür gab es nur einen Weg. Zielstrebig ging er
auf den Glatzkopf zu, die offizielle Formel bereits auf der Zunge, doch der sonst so zurückhaltende Anwalt reagierte überraschend
schnell und sprang zwischen die beiden Männer.
»Willie, wenn er dich jetzt wegen Behinderung der Staatsgewalt einsperrt, kann ich nichts für dich tun.« Er fasste Mouton
fest am Arm. »Komm, wir warten in deinem Büro. Jos weiß, wo ich zu finden bin, falls er mich brauchen sollte.«
Mouton blieb stehen. Sein Mund arbeitete, aber es kam nichts heraus; sein Blick blieb herausfordernd auf Griessel geheftet.
Groenewald zerrte an seinem Mandanten, und Mouton folgte ihm zur Tür, wo er über die Schulter rief: »Du hast Rechte, Jos!«
Dann waren die beiden verschwunden.
Griessel atmete tief durch und wandte sich an das Sängerehepaar. »Meneer Geyser …«
»Wir waren gestern Abend in der Kirche«, sagte Melinda.
Griessel nickte langsam und fragte: »Meneer Geyser, wünschen Sie einen Rechtsbeistand?«
Geyser blickte seine Frau an. Sie schüttelte fast unmerklich den Kopf. Griessel erkannte die Dynamik zwischen den beiden.
Sie war diejenige, die das letzte Wort hatte.
»Nein, ich brauche niemanden«, sagte Jos. »Kommen Sie, bringen wir es hinter uns. Ich weiß, was Sie denken.«
»Mevrou, würden Sie bitte in Meneer Moutons Büro warten?«
»Nein, ich setze mich vorne in die Lounge.« Sie ging auf Jos zu, fasste ihn an einem kräftigen Arm und sah ihn vielsagend
an. »Bärchen«, sagte sie. Neben ihrem Mann wirkte sie klein, aber Griessel sah, dass sie größer war, als er sie geschätzt
hatte. Sie trug eine Jeans und eine meergrüne Bluse in der Farbe ihrer Augen. Griessel vermutete, dass ihre Figur zehn angesetzte
Kilos zuvor sensationell gewesen war.
»Schon gut, Pokkel«, sagte Jos, aber es herrschte eine gewisse Spannung zwischen ihnen.
Einmal blickte sie sich um, dann schloss sie leise die Tür.
Griessel zog sein Handy hervor und schaltete es aus. Er blickte |161| zu Geyser auf, der mit gespreizten Beinen neben dem ovalen Tisch stand.
»Setzen Sie sich, Meneer Geyser. Bitte.« Er zeigte auf einen der Stühle, die mit dem Rücken zur Tür standen.
Jos rührte sich nicht. »Sagen Sie mir zuerst eines: Sind Sie ein Sohn des Herrn?«
|162| 17
Im vierten Stock eines unauffälligen Gebäudes, der Nummer 24 an der Alfredstraat in Groenpunt, eilte der Provinzkommissaris
der SAPS: Wes-Kaap hastig den langen Flur entlang.
Er war ein Xhosa, klein, in voller Uniform, aber momentan ohne Jackett, die Ärmel des blauen Hemdes bis zu den Ellbogen aufgekrempelt.
Vor der offenen Tür des Büros von John Afrika, des Distriktkommissaris: Fahndung und Verbrechensaufklärung blieb er stehen.
Afrika telefonierte gerade, hatte aber seinen Vorgesetzten gehört und winkte ihn herein. Er sagte »Ich rufe dich zurück« und
legte auf.
»John, der Nasionale Kommissaris hat mich eben angerufen. Wissen wir von einem amerikanischen Mädchen, das letzte Nacht ermordet
wurde?«
»Ja, wir wissen von ihr«, antwortete John Afrika gelassen. »Ich habe schon darauf gewartet, dass die Scherereien losgehen.«
Der Provinzkommissaris setzte sich Afrika gegenüber. »Die Freundin des Mädchens hat vor einer halben Stunde ihren Vater in
Amerika angerufen und behauptet, jemand wolle sie ermorden.«
»Von hier aus?«
»Von hier aus.«
»Mist. Hat sie gesagt, wo sie ist?«
»Offenbar nicht. Der Vater sagte, sie musste flüchten, bevor sie ihm alles erzählen konnte.«
»Ich werde
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