Dreizehn Stunden
wollen.
»Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich hier bin. Ich suche mir jetzt ein ruhiges Plätzchen, wo ich mit ihr reden kann.«
»Ich komme zu dir, wenn ich fertig bin.«
Natasha, die bildschöne persönliche Assistentin, kam den Flur entlang. »Fransman!«, rief sie.
Griessel zog die Augenbrauen hoch.
»Was?«, fragte Dekker.
»›Fransman‹?«, fragte Griessel gedämpft.
Dekker zuckte mit den Schultern. »Das geht mir immer so, ich kann’s nicht ändern.«
»Ihr könnt euch ins Studio setzen, Fransman«, sagte Natasha. »Es dauert allerdings noch etwa zehn Minuten.«
Der Pferdeschwanztyp brachte ein Tablett mit einer Teekanne und Zubehör herein, stellte es drei Tische von Vusi entfernt ab
und ging wieder.
|177| Vusi stand auf und ging zum Tablett.
Genau so würden sich alle Mitarbeiter des Van Hunks verhalten. Unhöflich, ja, feindselig. Er würde nichts aus ihnen herausbekommen,
das war ihm klar. Es war die reinste Zeitverschwendung, die Maultier-Theorie ergab einen Sinn.
Er schenkte Tee in eine Tasse, rührte Zucker und Milch hinein und trug das Tablett an den Tisch, auf dem seine Sachen lagen.
Oliver Sands hatte berichtet, die Anderson habe sich irgendwann plötzlich verändert. Er setzte sich, stellte die Tasse ab,
blätterte in seinem Notizbuch und fand die Eintragung. Am Kariba-See. Da war sie plötzlich mürrisch und abweisend geworden.
Da hatte sie bestimmt die Drogen erhalten. Oder hatte sie bemerkt, dass sie weg waren? Konnte auch sein.
Sie und Erin Russel wollten das Zeug einfach so reinbringen. Touristen waren das neue Gold Südafrikas, also winkten die Zöllner
sie unbehelligt durch. Vielleicht hatten sie die Drogen schon aus Amerika mitgebracht oder aus Malawi oder Sambia. Vusi wusste
nicht genau, wie die Wege verliefen. Möglicherweise hatten sie so was nicht zum ersten Mal gemacht.
Doch dann war irgendetwas geschehen – oder sie hatten den Stoff an jemand anderen verkauft. Und sie waren in den Club gegangen
und hatten es Demidov gesagt oder Galia Federova oder dem Nachtmanager, Petr. Anschließend wollten sie in die Jugendherberge
zurückkehren, aber Demidov schickte ihnen seine Handlanger hinterher, um ihnen die Kehle durchzuschneiden – eine Jagd, die
irgendwann nach dem Verlassen der Langmarkstraat begonnen hatte. Sie erwischten Erin Russel oben an der Kirche und schnitten
ihr die Kehle durch.
»Das machen die so, die Russen. Damit beweisen sie, dass sie nicht mit sich scherzen lassen«, hatte Vaughn Cupido gesagt.
War Erin Russel die Anführerin gewesen? Oder hatte Rachel Anderson einfach nur Glück gehabt?
Es waren Demidovs Leute, die die Anderson hetzten. Die Frage war, wie man das beweisen und wie man sie aufhalten konnte.
Er streckte die Hand nach der Teekanne aus. Er musste noch |178| einmal versuchen, Griessel zu erreichen. Doch wieder meldete sich nur die Mailbox.
Jos Geyser sagte zu Griessel, er habe die Hände seines Pokkels dort im Wohnzimmer losgelassen, denn nun sei er vom Teufel
besessen gewesen. Er sei in seinen neuen BMW M3 gestiegen und von Milnerton-Rif aus hierher gefahren. An die Fahrt könne er
sich nicht mehr erinnern, so schlimm habe der Teufel in ihm gewütet. Er habe halb auf dem Bürgersteig geparkt, denn hier gebe
es ja nie Parkplätze, und dann sei er reingestürmt, bereit, Adam Barnard den Hals rumzudrehen. Er könne es nicht leugnen:
Wenn er Barnard hier vorgefunden hätte, hätte er etwas getan, wofür der Herr ihn gestraft hätte.
»Geben Sie zu, in Willie Moutons Büro gedroht zu haben, Adam Barnard umzubringen?«
»Ja, und vorher hatte ich dasselbe schon zu Natasha gesagt. Ich habe hässlich geredet. Gerade eben noch habe ich mich bei
ihr dafür entschuldigt. Sie hat es verstanden. Das mit dem Teufel.«
»Und dann sind sie zu Mouton gegangen.«
»Nein, zuerst war ich in Adams Büro, denn ich dachte, sie würden mich anlügen. Aber er war wirklich nicht da. Dann erst bin
ich zu Willie rein.«
»Und dann?«
»Ich habe ihn gefragt, ob er davon gewusst hätte, aber er verneinte, und da sagte ich, ich wolle Adam umbringen. Aber Adam
war nicht da. Was hätte ich tun sollen?«
»Was haben Sie getan?«
»Ich bin ihn suchen gegangen.«
»Wo?«
»Im Café Zanne und dem Bizerca Bistro.«
»Warum dort?«
»Weil er dort öfter hingeht. Zum Mittagessen.«
»Haben Sie ihn gefunden?«
»Nein, dem Herrn sei’s gedankt.«
»Und dann?«
»Dann ist der Teufel von mir gewichen.«
Griessel
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