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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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herauskam.
    Die Streifenwagen rasten die Bo-Oranjestraat entlang, Blaulichter rotierten, und vier Fahrzeuge hielten mit quietschenden
     Reifen genau vor dem Restaurant. Türen wurden aufgerissen, blaue Uniformen quollen heraus. Auf der Beifahrerseite eines Wagens
     stieg eine kleine, dicke schwarze Frau mit einer großen Handtasche und einer Schusswaffe auf der Hüfte aus.
    Verbissen kam sie anmarschiert, die ganze Horde blauer Uniformen hinter ihr her.
    An den anderen Tischen in seiner Umgebung beobachteten einige Restaurantgäste stumm vor Staunen diese Prozession.
    Der junge Mann mit der Schürze erwartete sie auf der
stoep.
    »Sind Sie derjenige, der wegen des Mädchens angerufen hat?«, fragte die Frau, die das Kommando hatte.
    »Ja, das war ich.«
    »Erzählen Sie mir alles.« Sie hörte Füßescharren hinter sich, drehte sich um und sah die uniformierten Kollegen, deren amüsiertes
     Lächeln von ihrer grimmigen Miene weggewischt wurde.
    »Sie können nicht alle mit reinkommen. Warten Sie draußen!«

|182| 19
    Um siebzehn Minuten vor vier der amerikanischen östlichen Standardzeit – fünf Stunden nach Greenwichzeit und sieben Stunden
     nach Kapstädter Zeit – saß Bill Anderson vor dem Laptop auf seinem Schreibtisch und las Internet-Artikel über Südafrika. Seine
     Frau Jess ruhte mit einer Decke um die Beine gewickelt auf dem Ledersofa hinter ihm. Das schrille Läuten des Telefons ließ
     sie vor Schreck zusammenzucken.
    Bill Anderson nahm ab und meldete sich. Seine Stimme klang sehr besorgt.
    »Mr Anderson, mein Name ist Dan Burton. Ich bin der amerikanische Generalkonsul in Kapstadt«, stellte der Anrufer sich vor.
     Trotz der großen Entfernung war er glasklar und deutlich zu hören. »Ich habe von Ihrem Fall erfahren und kann mir vorstellen,
     was Sie durchmachen.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Wer ist es?«, fragte Jess Anderson, die aufgestanden war und sich neben ihren Mann gestellt hatte. Er hielt die Hand über
     das Mikrofon und flüsterte: »Der Generalkonsul in Kapstadt.« Dann hielt er das Telefon so, dass sie mithören konnte.
    »Ich möchte Ihnen sagen, dass ich soeben mit den Staats- und Provinzkommissaren der South African Police Services telefoniert
     habe. Zwar wurde Rachel bis jetzt nicht gefunden …«
    Bei diesen Worten entschlüpfte Jess Anderson ein leises Schluchzen, und ihr Mann legte ihr den Arm um die Schultern, während
     sie weiter zuhörten.
    »… aber man hat mir versichert, dass alle Hebel in Bewegung gesetzt würden, um ihr zu helfen. Noch während unseres Gesprächs
     werden alle Kräfte zusammengezogen. Man hat mir versichert, es sei nur eine Frage der Zeit …«
    »Vielen Dank, Sir, aber …«
    |183| »Normalerweise hätte der Botschafter Sie persönlich angerufen, aber er hält sich zur Zeit wegen eines offiziellen Besuchs
     im Norden auf, in der Provinz Limpopo. Zu meiner Aufgabe gehört es, alle Mitarbeiter der US-Regierung im Kapstädter Konsulardistrikt
     zu koordinieren, wo ich Kontakte zu hohen südafrikanischen Funktionären unterhalte, sowohl auf provinzieller als auch auf
     staatlicher Ebene …«
    »Mr Burton …«
    »Bitte nennen Sie mich Dan.«
    »Die größten Sorgen bereitet uns, was Rachel über die Polizei gesagt hat, als sie uns anrief.«
    »Ach ja?«
    »Sie sagte, sie könne sich nicht einmal an die Polizei wenden.«
    Der Generalkonsul schwieg einen Augenblick lang. »Hat sie gesagt warum?«
    »Nein, dazu hatte sie keine Zeit. Rachel schien sehr verängstigt zu sein, sie sagte: ›Sie sind hier.‹ Dann hörten wir nur
     noch seltsame Geräusche.«
    »Hat sie gesagt: ›Die Polizei ist hier‹?«
    »Nein … ich weiß nicht … Sie sagte: ›Sie sind hier, bitte hilf mir!‹ Aber wie sie über die Polizei gesprochen hat … Ich weiß
     nicht, irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sie ihr nicht vertraut. Inzwischen habe ich mich ein wenig im Internet informiert,
     und da heißt es, der Mann, der an der Spitze aller Polizeibehörden stand, sei der Korruption und der Rechtsbeugung angeklagt.«
    »Mein Gott!«, sagte Jess und blickte auf den Bildschirm ihres Mannes.
    »Nun …«, sagte der Generalkonsul, als müsse er diese Information erst einmal verdauen. »Ich weiß, was für einen Eindruck das
     erweckt, Mr Anderson, aber ich habe gute Gründe zu der Annahme, dass die Polizeibehörden in Kapstadt höchst kompetent und
     vertrauenswürdig sind. Natürlich werde ich den zuständigen Commissioner sofort anrufen und versuchen, weitere Informationen
     zu

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