Dreizehn Stunden
erhalten. Im Übrigen habe ich mir erlaubt, Ihre Telefonnummer an die Behörden weiterzugeben. Der Commissioner hat mir versichert,
dass der Beamte, der die Ermittlungen |184| leitet, Sie sobald wie möglich anrufen und über sämtliche Entwicklungen auf dem Laufenden halten wird. Sein Name ist … Ghreezil,
ein gewisser Inspector Benny Ghreezil.«
»Frag ihn nach Erin«, flüsterte Jess Anderson.
»Mr Burton, Erin Russel … Haben Sie etwas von Erin gehört?«
»Zu meinem größten Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass Miss Russel letzte Nacht ermordet wurde, Mr Anderson.« Seine Frau
ließ die Decke von ihren Schultern gleiten, legte die Hände um die Schultern ihres Mannes, presste ihr Gesicht in seinen Nacken
und fing an zu weinen.
Inspekteur Mbali Kaleni erklärte den Kollegen, das Carlucci’s-Restaurant gelte als Tatort. Zuerst ließ sie es rundherum mit
gelbem Flatterband absperren. Dann ließ sie das Restaurant räumen und versammelte das Personal sowie die Gäste um die Tische
draußen auf der Veranda, wo zwei Konstabels ihre Namen, Adressen und Aussagen aufnahmen.
Kaleni befahl einem Sersanten, die Spurensicherung zu rufen, um die Hinter- und Außentüren auf Fingerabdrücke zu untersuchen.
Sie bat den jungen Mann mit der Schürze, der das ganze Geschehen beobachtet hatte, zusammen mit einem Konstabel in einem Streifenwagen
zur Wache am Caledonplein zu fahren, um dort bei der Erstellung von Phantombildern der Angreifer zu helfen. Der junge Mann
erwiderte, das gehe nicht, weil er für das Restaurant verantwortlich sei. Sie fragte, ob er eine Vertretung kommen lassen
könne, und er versprach, es zu versuchen.
»Beeilen Sie sich«, sagte sie in ihrer herrischen Art. »Wir haben keine Zeit.«
»Haben Sie die Nummer überprüft?«, fragte er sie.
»Welche Nummer?«
»Die Autonummer des Land Rovers. Ich habe sie teilweise erkannt. Das habe ich schon den Männern gesagt, die eben hier waren.«
»Ich werde meine Kollegen danach fragen.«
Bevor der junge Mann sich entfernen konnte, fragte sie ihn, |185| ob er ihr noch einmal bestätigen könne, in welcher Richtung das Mädchen und ihre Verfolger gelaufen seien. Er zeigte mit dem
Finger die Straße hinunter, aber Kaleni hob ihre Patschhand. »Nein, kommen Sie mit und zeigen Sie es mir«, sagte sie, setzte
ihre sportliche Adidas-Sonnenbrille auf und verließ das Restaurant. Sie gingen bis an die Ecke Bo-Oranjestraat / Belmontstraat.
Der junge Mann zeigte in Richtung Stadt.
»Nur, um ganz sicherzugehen: Haben Sie sie in diese Richtung laufen sehen?«
»Nein, wie gesagt, da ich sie nicht in irgendeine andere Richtung habe laufen sehen, muss sie die Bo-Oranjestraat entlang
geflüchtet sein. Die Typen sind durch das Restaurant zurückgerannt, haben mich aus dem Weg gestoßen, sind bis zur nächsten
Ecke gerannt und dann wieder zum Land Rover zurückgekehrt. Dann sind sie in dieselbe Richtung losgefahren.«
»Sie waren jung?«
»Ja.«
»Was heißt ›jung‹?«
»Weiß nicht genau, so Anfang zwanzig.«
»Durchtrainiert und fit?«
»Ja.«
Sie nickte und deutete mit einer Handbewegung an, dass er gehen könne. Dann rief sie den Sersanten an, der die Aussage aufgenommen
hatte. Er bestätigte, dass er das Kennzeichen des Land Rover über Funk durchgegeben hatte.
»Funk die Kollegen mal an und frage, was sie herausgefunden haben.«
Er nickte und ging zu einem Streifenwagen.
Kaleni blickte erneut die Straße hinunter.
Warum waren sie zum Land Rover zurückgekehrt? Zwei junge Männer, die seit zwei Uhr morgens ein Mädchen jagten. Sie musste
todmüde sein, aber trotzdem verfolgten die Männer sie nicht zu Fuß, sondern kehrten zu ihrem Fahrzeug zurück? Das ergab doch
keinen Sinn.
Kaleni wischte sich den Schweiß von der Stirn, verschob den Trageriemen ihrer großen schwarzen Handtasche auf ihrer Schulter
und stemmte die Hände auf die Hüften, nicht ahnend, |186| dass die Kollegen hinter ihr sie beobachteten und hinter vorgehaltener Hand grinsten und tuschelten.
Sie drehte sich langsam um die eigene Achse und starrte in jeden der abgehenden Straßenzüge. Wieder wischte sie sich den Schweiß
ab.
Sie hatten sie aus den Augen verloren, so musste es gewesen sein. Wenn sie gesehen hätten, wohin sie lief, hätten die Angreifer
sie weiterhin zu Fuß verfolgt. Das Mädchen war verschwunden: Deswegen hatten sie den Wagen geholt.
Kaleni rief nach zwei Konstabels, die an einem Streifenwagen lehnten. »Sie und
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