Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
zog fragend die Augenbrauen hoch.
    |179| »Es lag am Verkehr«, erklärte Jos Geyser. »Ich wollte nach Hause fahren, aber ich steckte im Stau. Anderthalb Stunden lang.
     Da hat mich der Teufel verlassen.« Wieder blickte er die Wand an und fügte hinzu: »Ich stand gerade vor einer Ampel in Paardeneiland,
     und ich weinte, weil der Teufel mich in Versuchung geführt und ich den Herrn enttäuscht hatte. Und Melinda. Meine Melinda
     …«
    »Sind Sie auf direktem Weg nach Hause gefahren, Jos?«
    Geyser nickte nur.
    »Besitzen Sie eine Schusswaffe?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wir werden Ihr Haus durchsuchen müssen, Jos. Wir haben Instrumente, mit denen wir nachweisen können, ob eine Waffe und Munition
     im Haus gewesen sind, auch wenn sie sich nicht mehr dort befinden.«
    »Ich habe keine Schusswaffe.«
    »Wo waren Sie seit gestern um Mitternacht?«
    »Bei Melinda.«
    »Wo waren Sie?«
    »Wir sind gestern Abend in die Kirche gegangen.«
    »In welche Kirche?«
    »The Tabernacle. In Parklands.«
    »Bis wann waren Sie dort?«
    »Ich weiß es nicht genau … Bestimmt bis halb elf.«
    »In der Kirche?«
    »Nach dem Gottesdienst waren wir noch beim Pastor. Zur Beratung.«
    »Bis halb elf.«
    »Ungefähr.«
    »Und dann?«
    »Dann sind wir nach Hause gefahren.« Er sah Griessel an und erkannte, dass das nicht genug war. Er verschränkte seine dicken
     Finger auf dem Tisch und blickte sie starr an. »Es war … schwer. Sie … Melinda … Sie wollte, dass ich sie umarmte … Ich …«
     Dann schwieg er.
    »Haben Sie letzte Nacht das Haus verlassen, Jos?«
    »Nein.«
    »Nicht einmal?«
    |180| »Nein, ich bin erst heute Morgen wieder hinausgegangen. Nachdem Willie angerufen hatte.«
    Griessel sah Geyser durchdringend an, erkannte die Naivität dieses Hünen, die kindliche Ehrlichkeit. Er dachte an die Tränen,
     die absolute Gebrochenheit, die Untreue seiner Frau. Er wusste nicht, ob er ihm glauben konnte. Dann dachte er an den Schaden,
     den Adam Barnard angerichtet hatte, bei Alexa, Jos und so vielen anderen. Das führte ihn zu seinem eigenen Seitensprung am
     Abend zuvor. Hastig stand er auf und sagte: »Ich muss Sie bitten, hier zu warten, Jos, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
     
    Fransman Dekker bat Melinda Geyser, auf einem der Stühle vor dem großen Mischpult im Aufnahmestudio Platz zu nehmen, doch
     als er die dicke, schalldichte Tür geschlossen hatte und sich umdrehte, stand sie noch immer aufrecht, als läge ihr etwas
     auf dem Herzen.
    »Bitte setzen Sie sich«, wiederholte er.
    »Ich kann nicht«, erwiderte sie, nervös und angespannt.
    »Mevrou, das Verhör kann sich eine Weile hinziehen. Es ist besser, wenn Sie sich hinsetzen.«
    »Sie verstehen nicht …«
    »Was verstehe ich nicht?« Er setzte sich auf einen Bürostuhl auf Rollen.
    »Ich … Bitte verzeihen Sie mir … Ich bin da etwas altmodisch …« Mit einer Geste versuchte sie, ihrer Erklärung Deutlichkeit
     zu verleihen.
    Dekker blickte fragend zu ihr auf.
    »Ich will … Ich kann nicht mit Ihnen über gestern reden …«
    Die Art, wie sie das sagte, machte ihn misstrauisch.
    »Mit mir?«, fragte er, die Stimme schneidend wie ein Messer.
    Dass sie seinem Blick auswich, bestätigte seine Vermutung.
    »Weil ich farbig bin?«
    »Nein, nein, ich kann nicht mit einem … Mann reden.«
    Dekker hörte es ihrer Stimme an. Sie klang in die Enge getrieben, er sah es auch an ihren Augenbewegungen. »Sie lügen!«, erwiderte
     er. Die Wut flammte so plötzlich in ihm auf, als habe jemand einen Schalter umgelegt.
    |181| »Nein, bitte, es ist ohnehin schon schwer genug.«
    Er stand von seinem Stuhl auf, so dass sie vor Schreck einen Schritt zurückwich.
    »Solche wie Sie …«, sagte er. Nur für einen Augenblick verlor er die Selbstbeherrschung, andere Worte stauten sich hinter
     dem Wall seiner Wut auf, seine Fäuste öffneten und schlossen sich, aber dann hatte er sich wieder unter Kontrolle, und er
     gab einen Laut von sich, der Unglauben und Verachtung ausdrückte.
    »Bitte!«, wiederholte sie.
    Er warf ihr noch einen letzten verächtlichen Blick zu, riss die Tür auf und versuchte, sie hinter sich zuzuknallen. Draußen
     auf dem Flur stand Griessel mit dem Handy am Ohr und sagte gerade: »Vusi, ich traue den Typen vom Organisierten Verbrechen
     nur so weit, wie ich sie werfen kann.«
     
    Barry saß auf der
Stoep
des Carlucci’s und hörte die Sirenen von unten aus der Stadt heraufkommen. Er sah, wie ein junger Mann mit Schürze sie ebenfalls
     hörte und

Weitere Kostenlose Bücher