Dreizehn Stunden
Fall.«
In seinem Büro im vierten Stock der Alfredstraat 24 in Groenpunt hörte John Afrika, wie sich die eiligen Schritte des Provinzkommissaris
näherten. Er war gerade dabei, ein Fenster zu öffnen, denn ohne Klimaanlage war es stickig.
Afrika seufzte. Noch mehr Schwierigkeiten. Im Stehen erwartete er seinen Chef.
Diesmal klopfte der kleine Xhosa nicht an, er hatte es zu eilig, war zu besorgt. »Es heißt, sie hätte Angst vor der Polizei«,
platzte er heraus, kaum hatte er das Büro betreten. Er ging zum Schreibtisch und stützte sich mit beiden Händen darauf ab,
wie jemand, der unerwartet von Erschöpfung übermannt wird.
»Kommissaris?«, fragte John Afrika. Er hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte.
»Der Generalkonsul behauptet, Rachel Anderson habe zu ihrem Vater gesagt, sie könne nicht zur Polizei gehen.«
»Sie kann nicht zur Polizei gehen?«
|216| »Der Vater meint, sie habe geklungen, als vertraue sie der Polizei nicht.«
»Mist!«, schimpfte John Afrika und setzte sich an seinen Schreibtisch.
»Genau«, stimmte der Provinzkommissaris zu.
Die Buitengracht war ein Alptraum. Auf allen fünf Fahrstreifen war der Verkehr zum Erliegen gekommen. Griessel schlenderte
zwischen den Autos hindurch, froh, dass er zu Fuß unterwegs war. Sein Handy klingelte. Bestimmt der Kommissaris, der wissen
wollte, wo er steckte. Aber das Display zeigte, dass es Dekker war.
»Fransman?«
»Die reinste Seifenoper, Bennie«, seufzte Dekker und gab Griessel die wichtigsten Informationen über seine Vernehmung von
Melinda Dekker durch, den ganzen Weg bis an die Ecke Prestwich-/Albertstraat.
»Verdammt!«, sagte Griessel schließlich. »Was hat sie gesagt – wo waren sie gestern Abend?«
»Bis elf Uhr waren sie in der Kirche, The Tabernacle in Parklands, danach waren sie zu Hause. Melinda hat auf dem Sofa geschlafen,
Jos im Schlafzimmer, aber sie waren bis heute Morgen zu Hause. Und sie besitzen keine Schusswaffe.«
»Das hat er auch behauptet.« Es konnte sein, dass Geyser bezüglich der Schusswaffe log. Schließlich hatte er die ganze Nacht
Zeit gehabt, sie loszuwerden. »Fransman, sag Jos, dass du das Haus durchsuchen willst.«
»Ich habe es im Nationalregister überprüfen lassen. Auf sie ist keine Schusswaffe zugelassen.«
»Ich will ja auch gar nicht, dass ihr Haus durchsucht wird. Beobachte einfach, wie sie reagieren. Verwende den üblichen Trick
mit dem Durchsuchungsbeschluss.«
»Was für einen Trick?«
»Du sagst: ›Wir können einen Durchsuchungsbeschluss beantragen, aber wenn Sie uns Ihre Zustimmung erteilen, ist das gar nicht
nötig.‹«
»Okay. Aber dieser Ex von Melinda, Bennie, der könnte es gewesen sein. Dieser ganze Fall ist ein einziger Zirkus! Ich rufe |217| jetzt mal in Bloemfontein an und frage, ob die vielleicht etwas finden können. Jos und Melinda lasse ich jetzt gehen.«
»Ja, tu das. Oder setze sie noch eine Weile in den Konferenzraum, bis du etwas aus Bloemfontein gehört hast. Und rede mit
deiner sexy Freundin am Empfang. Wo war Barnard gestern Abend? Finde seinen Terminkalender, durchsuche das Büro, sieh dir
seine E-Mails an …«
Im ersten Moment reagierte Dekker nicht. Dann sagte er: »Okay«, klang aber nicht besonders begeistert.
»Entschuldige, Fransman, ich reiße schon wieder alles an mich.«
»Ich versuche zu chillen, Bennie, ich versuche zu chillen.«
Vusi Ndabeni sagte am Telefon zu Vaughn Cupido: »Ich frage mal eben nach der E-Mail-Adresse.« Dann ging sie zu dem jungen
Mann in der Schürze hinüber, der auf der
stoep
beim übrigen Personal saß.
»Haben Sie hier E-Mail? Unsere Sondereinheit Organisiertes Verbrechen schickt Fotos von ein paar Leuten, die ich Ihnen gerne
vorlegen möchte.«
»Ja, wir haben E-Mail. Die Adresse lautet: Info at Carlucci’s Punkt co.za. Aber sie wird Ihnen nicht viel nützen.«
»Warum?«
»Wir haben keinen Strom. Der PC funktioniert nicht.«
Vusi ließ die Schultern hängen, aber er sagte zu Cupido: »Schick auf jeden Fall schon mal die Bilder, Vaughn, hier ist die
Adresse …«
Die dicke Inspekteurin Mbali Kaleni gesellte sich zu ihm und fragte den jungen Mann: »Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie
die Nummer des Land Rovers richtig erkannt haben?«
»Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass der Anfang CA und dann vier, eins, sechs lautete.«
»Die Kollegen sagen, es gebe keinen Land Rover Discovery mit dem Kennzeichen CA vier, eins …«
»Es war kein
Weitere Kostenlose Bücher