Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
Discovery.«
    »Ach?«
    »Ich habe Ihrem Kollegen gesagt, dass es ein Defender war. Mit langem Radstand. Nagelneu.«
    |218| »Männer«, bemerkte Kaleni kopfschüttelnd.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte der junge Mann mit der Schürze.
    »Hat nichts mit Ihnen zu tun«, sagte Kaleni und zog ihr Handy hervor. »Sondern mit den Schwachköpfen, mit denen ich zusammenarbeite.«
     Sie rief die Wache am Caledonplein an und musste es lange klingeln lassen, ehe jemand abnahm. Sie verlangte, mit dem Konstabel
     verbunden zu werden, der zuerst nach dem Kennzeichen gesucht hatte.
    »Es ist kein Land Rover Discovery, sondern ein Defender. Sie müssen das Kennzeichen noch einmal überprüfen.«
    »Geht nicht«, erwiderte der Konstabel.
    »Warum nicht?«
    »Stromausfall.«
     
    Bennie Griessel keuchte und schwitzte, als er John Afrikas Büro betrat – durch die Hitze draußen, die vier steilen Treppen,
     weil der Aufzug ohne die verflixte Elektrizität nicht funktionierte, und durch den inneren Druck, der auf ihm lastete.
    Der Provinzkommissaris saß John Afrika gegenüber. Beide blickten Griessel mit ernsten Gesichtern an.
    »Tag, Kommissaris.« Griessel schaute auf seine Uhr, sah, dass es erst fünf nach halb zwölf war, und wunderte sich, weil er
     das Gefühl hatte, es sei bereits drei Uhr nachmittags. »Morgen, Kommissaris«, verbesserte er sich.
    Der kleine Xhosa stand mit tiefernster Miene auf, reichte Griessel die Hand und sagte: »Herzlichen Glückwunsch, Kaptein Griessel.«
    Es kam zu unerwartet. Griessel schüttelte die Hand seines Vorgesetzten und sah John Afrika verwirrt an, der ihm zuzwinkerte
     und ebenfalls sagte: »Herzlichen Glückwunsch, Bennie.«
    »Äh …«, sagte Griessel und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Äh …« Dann: »Verdammt, Kommissaris!«
    Der Xhosa lachte, fasste Bennie an der Schulter und sagte: »Jetzt setzen Sie sich erst Mal hin, Kaptein, denn ich vermute,
     dass Sie sich ihre Beförderung heute redlich verdienen werden.«
     
    |219| Im Garten des viktorianischen Hauses, bei den drei Turnschuhabdrücken im weichen Boden, hielt Jimmy, der große, magere Kriminaltechniker,
     die Plastiktüte mit dem Zahnarztzement auf und sah zu, wie der dicke Arnold vorsichtig das abgemessene Wasser hineingoss.
    »Sie ist so fett, dass es heißt: ›Bitte nicht in Gruppen auf die Waage steigen‹, wenn sie sich wiegt«, lästerte Arnold. »So,
     fertig, jetzt durchschütteln.«
    »Wenn sie nur nicht so verdammt herrisch wäre«, seufzte Jimmy, zog die Tüte zu und schüttelte sie. »Ich meine, du bist ja
     auch nicht gerade zart gebaut, aber wenigstens bist du kein Widerling.«
    »Soll ich das jetzt als Kompliment auffassen?«
    »Ich meine ja nur«, sagte Jimmy und schüttelte die Tüte mit großer Konzentration. »Ich möchte nur mal wissen, was zum Teufel
     sie mit diesen Fußabdrücken will. Wir wissen doch, von wem sie stammen. Sie pisst gegen den Wind, das ist alles.«
    »Das Zeug ist jetzt fertig. Jetzt musst du es kneten.«
    Jimmy nahm die Tüte in beide Hände und knetete die grüne Paste.
    »Ich bin nicht annähernd so fett wie sie.«
    »Du bist größer, das ist der Unterschied«, sagte Jimmy. »Bereite die Form vor.«
    Arnold nahm eine längliche Form, stellte sie so ein, dass sie über den linken Fußabdruck passte, und drückte sie vorsichtig
     im Boden an. Dann verteilte er behutsam ein wenig Talkumpuder in der Spur. »Gieß rein«, sagte er.
    Jimmy öffnete das Säckchen, hielt es in der Mitte des Abdrucks nach unten und ließ die Paste herauslaufen.
    »Ich habe nur einen langsamen Stoffwechsel, das ist mein Problem«, sagte Arnold. »Aber die ist verfressen, ich habe gehört,
     dass sie von morgens bis abends frittiertes Hühnchen von Kentucky Fried Chicken mampft.«
     
    Nur zehn Meter von den neben den Fußspuren knienden Kriminaltechnikern entfernt, konnte der alte Mann hinter der Spitzengardine
     des viktorianischen Hauses sie zwar nicht hören, aber er |220| konnte sie sehen. Genauso, wie er das Mädchen gesehen hatte, das über den Zaun gesprungen war, den Land Rover, der kurz darauf
     vorbeigefahren war, mit zwei jungen Männern darin, die sich suchend umblickten. Und dann die Konstabels, die bald darauf entschlossen
     die Bo-Oranje hinuntergelaufen waren, und die schwarze Ermittlerin, die erst nachdenklich am weißen Gartenzaun gestanden und
     später am Blumenbeet die Ermittlungen eingeleitet hatte.
    Er wusste, nach wem sie suchten. Und er wusste, wo sie sich verbarg.

|221|

Weitere Kostenlose Bücher