Dreizehn Stunden
sich um. Einer trug eine Kamera um den Hals.
»Kommen Sie wegen des Barnard-Falls?«, fragte eine junge Frau mit sehr kurzen blonden Haaren.
»Sind Sie von der Zeitung?«, fragte Kaleni zurück.
»
Die Burger
«, antwortete die Frau. »Stimmt es, dass Jos und Melinda dort drin verhört werden?«
»Ich rede nicht mit den Medien«, grummelte Mbali Kaleni und wandte sich an die schwarze Empfangsdame. »Inspector Dekker.
Ngaphakati?
«
»Ja, er ist oben.«
»Bitte!«, rief ein anderer Journalist. »Sind die Geysers auch dort drin?«
Kaleni schüttelte nur den Kopf, als sie die Treppe hinaufstieg. »
Izidingidwane
.«
Rachel Anderson lag mucksmäuschenstill, aber sie hörte nichts.
Hatte er nur die Haustür auf- und zugemacht?
Sie wagte kaum zu atmen.
Dann nahm sie Schritte wahr, fast unhörbar, eins, zwei, drei, vier.
Stille.
»Die Polizistin hat mir erzählt, dass du Amerikanerin bist«, sagte die Stimme, die sie bereits vorher gehört hatte, auf Englisch.
Rachel schrak zusammen und erstarrte dann wieder, als ihr klar wurde, dass er mit ihr sprach.
»Ich habe gesehen, wie du über den Zaun gesprungen bist. Du musst große Angst haben. Und dann diese Männer im Land Rover …«
Seine Stimme verriet großes Mitgefühl, aber ihr Entsetzen darüber, dass er wusste, wer sie war, lähmte sie.
»Die Polizistin hat mir erzählt, dass diese Männer hinter dir her sind. Dass sie dir wehtun wollen.«
|244| Lautlos atmete sie durch den Mund.
»Du musst sehr verängstigt sein und sehr müde. Ich kann mir vorstellen, dass du nicht weißt, wem du vertrauen kannst. Ich
lasse die Tür unverschlossen. Wenn du hereinkommen möchtest, bist du herzlich willkommen. Ich bin allein. Meine Frau ist letztes
Jahr gestorben. Drinnen gibt es zu essen und zu trinken, und ich gebe dir mein Wort, dass kein Mensch erfährt, wo du dich
aufhältst.«
Beinahe wäre sie von ihren Gefühlen überwältig worden – Selbstmitleid und Dankbarkeit wallten in ihr auf und beinahe wäre
sie aufgesprungen.
Nein!
»Ich kann dir helfen.«
Rachel hörte seine Füße über den Boden schlurfen.
»Ich gehe jetzt rein und lasse die Tür unverschlossen.«
Es blieb eine Weile still, bis seine Schritte sich wieder von ihr entfernten.
Dann donnerte ein Kanonenschuss über die Stadt, und sie zuckte vor Schreck zusammen.
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|245| 12:00 – 12:56
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Fransman Dekker blieb einen Augenblick lang auf dem Flur von AfriSound stehen. Tief in Gedanken, einen Arm vor der Brust,
die andere Hand auf der Wange, starrte er die einfachen Muster des handgewebten Dhurrieläufers auf dem Boden an. Alle Türen
des Gangs waren geschlossen: Die Geysers saßen hinter ihm im Konferenzsaal, Mouton und sein Anwalt hielten sich im linken
Büro, der Buchhalter Wouter Steenkamp im rechten Büro auf.
Er musste Bloemfontein anrufen und fragen, was sie an Neuigkeiten hatten, er musste Jack Fischer und Partner kontaktieren,
er musste Barnards Büro durchsuchen und mit Natasha Abader über Barnards gestrige Termine sprechen. Er wusste nicht, was er
als Erstes tun sollte, aber auf Jack Fischer und Natasha Abader hatte er keine Lust. Die Detektei war weiß, alles ehemalige
Ermittler, die sofort zur Zeitung rannten, wenn sie den SAPS eins reinwürgen konnten. Natasha Abader wiederum stellte eine
Versuchung dar, die er nicht gebrauchen konnte. Die Geschichte über Adam Barnard, den Schürzenjäger, hatte ihm einen Spiegel
vorgehalten. So wollte er nicht sein. Er hatte eine gute, schöne, kluge Frau, die für ihn ihre Hand ins Feuer legen würde.
Dann donnerte die Kanone auf dem Seinheuwel und riss ihn aus seinem Gedankengang. Er blickte auf und sah, wie die fette Inspekteurin
Mbali Kaleni mit Unwettermiene durch den Empfangsbereich, das Foyer oder wie auch immer die Musikfuzzis das nennen mochten
auf ihn zumarschiert kam.
»
Fok!
«, fluchte er, leise und unterdrückt.
Bennie Griessel hörte den Kanonenschuss, als er über die Schwelle der Wache am Caledonplein trat. Jedes Mal erschreckte er
sich – er würde sich wohl nie daran gewöhnen. War es wirklich erst zwei Uhr? Dann sah er den langhaarigen Fotografen mit |248| suchendem Blick ins Foyer kommen, einen Packen Fotos in der Hand.
»Suchst du Vusi?«
»Ja«, sagte der Fotograf. »Eben war er noch da.«
»Er ist nach Table View. Du bist verdammt spät dran!«
»Wir hatten einen Stromausfall, wie soll ich denn bitte Abzüge machen, wenn ich keine Elektrizität habe?«,
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