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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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sah sich
     die alte, zugewucherte Pergola näher an, studierte die Dichte des Gebüschs. »Ich Idiot!«, sagte er laut und malte sich aus,
     was geschehen sein könnte, welchen Weg sie genommen haben könnte, dachte an die dicke Polizistin am linken Blumenbeet …
    Er zog sein Handy aus der Jeanstasche, ohne das Haus aus den Augen zu lassen.
    Sie musste es sein. Das erklärte, warum sie so spurlos verschwunden war. Er war sich so gut wie sicher.
    Beinahe. Neunzig Prozent. Achtzig.
    Wenn er einen Fehler machte …
    »Scheiße!«
     
    Im Haus war es kühl und still.
    Sie befand sich in der Diele und lauschte ihrem eigenen Atem. An der Wand stand eine antike Kommode mit großem ovalen Spiegel
     darüber. Rechts und links davon hingen alte Schwarzweißfotos von bärtigen Männern in dunklen Holzrahmen.
    Sie ging einen Schritt vorwärts. Der Holzboden knarrte, und sie blieb stehen. Links erstreckte sich ein großer Raum, in den
     man durch zwei einfache Eingangspfosten gelangte. Sie beugte sich nach vorn, um hineinsehen zu können. Ein großer, schön gearbeiteter
     Holztisch und ein Laptop, der zwischen den Stapeln von Büchern und Dokumenten fast verschwand. Überfüllte Bücherregale an
     der Wand und drei große Fenster, von denen eines |251| einen Ausblick auf die Straße und den Zaun bot, über den sie gesprungen war. Auf dem Fußboden lag ein alter, abgetretener
     Perser in Rot, Blau und Beige.
    »Ich bin in der Küche.« Die Stimme des Mannes kam von rechts vorn, beruhigend zwar, aber dennoch erschreckend für sie.
    Bücher. Genau wie bei ihren Eltern zu Hause. Ein Büchermensch musste vertrauenswürdig sein.
    Sie ging weiter auf die Stimme zu. Ein Rucksackträger schleifte flüsternd über den Holzboden.
    Durch einen weiß gestrichenen Türrahmen gelangte man in die Küche. Er stand mit dem Rücken zu ihr an einem Tisch und war mit
     irgendetwas beschäftigt. Weißes Hemd, braune lange Hose, weiße Sportschuhe: Mit seinen schütteren weißen Haaren rund um die
     Glatze, die im Neonlicht glänzte, ähnelte er einem betagten Mönch. Er drehte sich um.
    »Ich bereite gerade ein Omelette zu. Möchten Sie auch etwas?«
    Er war älter, als sie vermutet hatte, ein wenig gebeugt und mit einem gütigen, tief zerfurchten Gesicht. Seine faltige Haut
     lag ihm wie eine Krawatte um den Hals, und Altersflecken bedeckten seine Kopfhaut und seine Hände. Die Augen hinter der Goldrandbrille
     waren wässrig, fahlblau und schalkhaft. Er legte den Löffel neben eine Rührschüssel, wischte sich die Hände an einem weißen
     Geschirrtuch ab und streckte ihr die Rechte hin. »Mein Name ist Piet van der Lingen«, sagte er und lächelte sie mit seinem
     weißen Gebiss an.
    »Freut mich«, sagte sie reflexhaft und schüttelte ihm die Hand.
    »Ein Omelette? Und vielleicht ein bisschen Toast dazu?« Er nahm den Holzlöffel wieder in die Hand.
    »Das wäre wunderbar.«
    »Du kannst deinen Rucksack gerne am Haken an der Tür aufhängen«, sagte er und zeigte zur Diele. Dann drehte er sich wieder
     zu seiner Rührschüssel um.
    Sie blieb stehen und konnte sich noch nicht überwinden, die Erleichterung zuzulassen, die Antiklimax, die Entspannung.
    »Und die Toilette ist hinten im Flur, die zweite Tür rechts.«
     
    |252| »Ich habe sie gesehen!«, sagte Barry ins Handy, mit größerer Gewissheit, als er empfand.
    »Wo?«
    »Sie ist ein Haus gegangen, nur einen Block vom Restaurant entfernt.«
    »Wirklich? Wann denn?«
    »Vor ein paar Minuten.«
    »Du hast sie gesehen?«
    »Es war reine Glückssache, ich habe sie nur aus den Augenwinkeln heraus gesehen, aber sie war es. Zweifellos.«
    »Aus den Augenwinkeln heraus? Was soll das denn heißen, verdammt?«
     
    Sie saßen im Aufnahmestudio. Fransman Dekker wollte ihr von dem Barnard-Fall erzählen. Inspekteur Mbali Kaleni sagte »Einen
     Augenblick« und schloss die Augen, denn sie wollte die Sache mit dem amerikanischen Mädchen aus dem Kopf bekommen. Sie war
     sich so sicher, dass sie das Mädchen aufspüren würde! Doch jetzt verdrängte sie sie aus ihren Gedanken. Sie öffnete die Augen.
     »Schieß los!«, sagte sie.
    Dekker fing an zu erzählen, nannte ihr Einzelheiten, blieb dabei aber sachlich, oberflächlich, mit gerunzelter Stirn.
    Seine Haltung erstaunte Mbali nicht weiter.
    Ihre männlichen Kollegen mochten sie nicht. Und derjenige, der sie am allerwenigsten mochte, war Fransman Dekker. Aber es
     kümmerte sie nicht, denn sie wusste, woran es lag: Die Männer fühlten sich im

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