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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Allgemeinen von ihrer Tüchtigkeit bedroht und
     von ihren moralischen Grundsätzen und ihrer Ehrlichkeit eingeschüchtert. Sie trank nicht, rauchte nicht, fluchte nicht. Sie
     nahm kein Blatt vor den Mund. Die SAPS waren kein Ort zum Süßholzraspeln, dafür waren die Aufgaben zu immens und die Umstände
     zu schwierig. Sie sprach aus, was sie dachte. Sie kritisierte ihre Überheblichkeit, die zu oft hinderlich war. Ihren ständigen
     Sexismus und Rassismus. Ihren Mangel an Arbeitseifer. Ständig hieß es: »Kommt, lasst uns schnell den Grill anwerfen«, oder:
     »Lust auf ein Bierchen?«, wie Jungs, die noch nicht erwachsen geworden waren. Zu viel Geschwätz im Büro, über Sport, Politik |253| und Sex. Dann sagte sie geradeheraus, dass sich das nicht gehörte. Und sie hassten das.
    Aber Dekker hasste sie noch aus anderen Gründen. Vor ein paar Wochen hatte sie ihn erwischt. Im Flur mit seinem Handy. Als
     er glaubte, niemand würde ihn hören, flüsterte er einer gewissen Tamaryn wolllüstige Worte zu, obwohl seine Frau Crystal hieß.
     Als er wieder ins Büro geschlichen kam, war sie aufgestanden, hatte sich vor seinem Schreibtisch aufgebaut und gesagt: »Ein
     Ehemann sollte seiner Frau treu sein.« Er hatte sie nur angesehen. Sie hatte hinzugefügt: »Betrug hat vielerlei Gestalt.«
     Dann war sie gegangen. Seitdem sah sie den Hass in seinen Augen. Weil sie es wusste und verurteilte.
    Aber sie war hier um zu arbeiten. Deswegen hörte sie aufmerksam zu. Und sie antwortete ihm auf Englisch, obwohl er Afrikaans
     sprach. Denn sie wusste, das hasste er auch.
     
    Rachel Anderson schloss die Badezimmertür hinter sich. Sie musste wirklich dringend. Sie öffnete die Jeansshorts, zog sie
     mit Unterhose bis unter die Knie und setzte sich. Die Erleichterung war groß und das Plätschern so laut, dass sie sich fragte,
     ob er es hören konnte. Sie sah sich im Badezimmer um. Die Wände waren hellblau, das Porzellan der Einrichtung schneeweiß.
     Die alte, restaurierte Badewanne auf Füßen stellte eine unglaubliche Versuchung dar – warmes, schäumendes Wasser, das die
     schreckliche Taubheit und die dumpfen Schmerzen aus ihrem Körper vertreiben würde –, aber sie war noch nicht bereit dafür.
     Außerdem bereitete der alte Mann eine Mahlzeit zu.
    Als sie fertig war, bückte sie sich zum Waschbecken, drehte die Hähne auf, nahm die Seife und wusch sich die Hände, spülte
     das geronnene Blut, den Schlamm und den Schmutz darunter, den Felsen, Pflanzen, Wände und Böden hinterlassen hatten. Sie sah
     zu, wie das dreckige Wasser ablief. Sie mischte Warm und Kalt in den zusammengelegten Händen und wusch sich das Gesicht. Mit
     dem Seifenstück schäumte sie ihre Wangen, ihre Stirn, den Mund und das Kinn ein und wusch sie ebenfalls sauber.
    Das dunkelblaue Handtuch war frisch gewaschen und rau. Sie fuhr sich langsam damit durch das Gesicht und hängte es |254| ordentlich wieder zurück. Erst dann sah sie in den Spiegel, aus alter Gewohnheit, fasste automatisch nach ihren Haaren und
     strich sie zurück.
    Sie sah mitgenommen aus. Furchtbar. Ihre Haare waren schmutzig. Einige Strähnen hatten sich aus dem Zopf gelöst und hingen
     ihr um das Gesicht. Ihre Augen waren blutunterlaufen, und um den Mund zeichneten sich Müdigkeitsfalten ab. Ihr Kinn wies einen
     Schnitt auf, umgeben von einem hellvioletten Bluterguss. Auch über ihre Stirn zog sich eine dünne, blutige Schramme, wo auch
     immer sie sich die zugezogen hatte. Ihr Hals und ihr zartblaues T-Shirt waren verdreckt.
    Ich lebe.
    Der Gedanke erfüllte sie mit tiefer Dankbarkeit. Dann stiegen plötzlich Schuldgefühle in ihr auf, denn Erin war tot, die liebe
     Erin, und die Trauer schwappte über sie hinweg wie eine Flutwelle, abrupt, überwältigend. Diese furchtbare Schande, dass sie
     sich über ihr Überleben freuen konnte, während Erin tot war! Sie lockerte ihren Schutzpanzer und ließ zum ersten Mal zu, dass
     sie die Geschehnisse noch einmal durchlebte: sie und Erin, die verzweifelt wegrannten. Erin lief vor ihr her. An der Kirche
     stützte sie sich mit einer Hand auf der Mauer ab und sprang über die spitzen Gusseisenstäbe. Ein fataler Fehler!
    »Nein!«, hatte sie geschrien, war ihr aber blindlings gefolgt und mühelos über die Mauer gesprungen. Erin war stehen geblieben,
     auf einem schmalen Weg, der über das Kirchengelände führte, zwischen den tiefen, dunklen Schatten großer Bäume. Rachel hatte
     erkannt, dass sie in der Falle saßen. Sie war an

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