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Drift

Drift

Titel: Drift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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für mich tun, stimmt’s?«
    Martin ließ ihn los und verdrückte ein paar Tränen.
    |238| »Mensch, sieh zu, dass du wieder auf’n Damm kommst, ist ja nicht zum Mitansehen.«
    Martin lachte und nickte.
    »Gib mir ein paar Wochen, dann kommst du mich in Bern besuchen, Deal?«
    »Deal.«
    Die beiden gaben sich die Hand und umarmten einander.
    »Dann würd ich sagen, du hockst dich jetzt ins erste Taxi und fährst zum Bahnhof Enge. Dort ruf Ali an, alles Weitere läuft dann von allein. Und ich hau mich jetzt aufs Ohr. Muss morgen früh raus und hab irgendwie so ’ne leise Ahnung, dass ein fetter Kater auf mich wartet.«
    Und damit stand er auf, klopfte Martin noch mal auf die Schulter und ging zum Ausgang.
    »Andreas!«, rief Martin ihm nach.
    Andreas blieb stehen und drehte sich um.
    »Was?«
    »Vielen Dank. Für alles.«
    »Geht klar.«
    Er schob den Vorhang zur Seite und verschwand in die Nacht hinaus.
    »Willst du noch was? Ich mach nämlich gleich zu.«
    Martin überlegte, aber das ging der Barfrau zu lange. Sie nahm ein Shot-Glas, füllte es mit Whisky und stellte es auf den Tresen.
    »Hier, geht auf mich.«
    Martin nickte. »Danke.«
    »Bitte, gern geschehen.«
     
    »So, da wären wir«, sagte der Taxifahrer und hielt vor einer der vielen Tramhaltestellen am Bahnhof Enge an. »Macht einundzwanzigneunzig.«
    Martin gab ihm fünfundzwanzig und stieg aus.
    Während er die Nummer von Ali eintippte, sah er zu, wie das |239| Taxi in Richtung See abbog und hinter dem massiven Gebäude einer Versicherungsgesellschaft verschwand.
    »Ali.«
    »Hi Ali. Hier Martin. Kollege von Andreas. Ich ruf an wegen den CDs.«
    »Hi Martin. Was für CDs und wie viel Stück?«
    »Zehn Mal Rock, fünf Mal House.«
    »Okay.«
    »Andreas sagt, siebenhundert für alles.«
    »Keine Chance, vergiss es. Neun.«
    »Okay, machen wir acht. Deal?«
    »Deal.«
    »Wo und wann?«
    »Park hinterm Versicherungsgebäude. Du weißt wo?«
    »Klar. Beim Teich?«
    »Beim Teich. Zehn Minuten.«
    »Okay. Bis dann.«
    Sie legten auf und Martin ging Geld abheben. Anschließend suchte er sich ein Taxi, ließ sich zum See fahren und spazierte gemächlich in Richtung eines der schönsten Parks der Stadt, wo er sich mit Ali verabredet hatte. Kaum Dealer, daher auch wenig Polizei.
    Fünf Minuten nach der abgemachten Zeit tauchte der Dealer auf. Martin prüfte Qualität und Menge und gab Ali das Geld.
    »Meine Nummer hast du ja«, sagte Ali. »Und weil du ein Freund von Andreas bist, kannst du auch jederzeit bei mir vorbeikommen. Was Besseres findest du in der ganzen Stadt nicht, das garantier ich dir.«
    »Okay«, sagte Martin und wollte sich schon verabschieden, als er sich an den Kontakt in Bern erinnerte.
    »Andreas sagt, du hast ’ne Nummer für mich. In Bern.«
    »Ach ja, stimmt. Hätte ich glatt vergessen«, sagte Ali.
    Er las die Nummer von seinem Handy ab und Martin tippte sie in seins.
    |240| »Und wie heißt der Typ?«
    »Bruno. Top-Profi. Wenn du sauber drauf bist, so wie jetzt, wirst du nie Probleme mit ihm haben.«
    »Gut. Super. Vielen Dank.«
    »Bye-bye«, sagte Ali und verschwand.
    Martin nahm einen Geldschein aus dem Portemonnaie, rollte ihn zusammen und nahm einen kleinen Schnupf Koks und Heroin direkt aus den Minigrips: Das Zeug war phänomenal – beides. Er steckte die Grips ein und entrollte die Note, steckte sie in die Hosentasche und machte sich auf den Weg aus dem Park. Auf der Hauptstraße angelangt, hätte er problemlos ein Taxi nehmen können; innerhalb weniger Minuten fuhren drei, vier an ihm vorbei. Aber er war so gut drauf, dass ihm nach Spazieren war. Also wechselte er die Straßenseite und ging am See entlang, bis er schließlich links abbiegen musste, um an der Limmat auf den kleinen Weg zu kommen, der ihn am Fluss entlang mehr oder weniger direkt zum Hotel bringen würde.
    Martin sah auf die Uhr und begann zu planen. Es war kurz nach vier. Das hieß, die ersten Züge würden in etwa zwei Stunden fahren, was wiederum bedeutete, dass er einen kleinen Umweg über die Langstraße machen würde, wo noch ein Laden offen war, der Alkohol auch zu dieser Uhrzeit noch zu fairen Preisen verkaufte. Er würde sich eine Flasche Whisky kaufen, sie mit aufs Zimmer nehmen, sich den einen oder anderen Schluck und Schnupf gönnen und vielleicht das eine oder andere Interviewtape anhören, bevor er sich nach Bern zu seinem neuen Zuhause aufmachte.
    An der Stelle angekommen, wo er zur Langstraße und dem Laden hätte abbiegen müssen, dämmerte

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