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Drift

Drift

Titel: Drift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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zurück.
    »Eine Frage. Rückzug? Gibt’s einen Plan?« Das kommt von Darko. Er fixiert Marko, der zu Boden sieht und langsam den Kopf schüttelt. »Kein Plan. Jeder für sich, falls wir versprengt werden.«
    Josko will wissen, ob die zweite Gruppe zu der eigenen stoßen wird beziehungsweise stoßen will.
    »Wenn wir uns finden, gut, wenn nicht, egal.«
    Schweigen.
    »Schaut, Leute«, sagt Marko mit sanfter Stimme, »das hier ist Scheiße. Ist so. Aber wir werden unser Bestes geben. Wir müssen sie bremsen, der Schlange den Kopf abschneiden. Das schwächt sie am meisten. Drum müssen so viele Offiziere wie nur möglich dran glauben. Wenn wir es schaffen, haben wir ihnen enormen Schaden zugefügt und unsere Leute können handeln, bevor die sich wieder sinnvoll organisiert haben. Ich bete zu Gott, dass alles gutgeht. Und vergesst bitte eines nicht: Das Wichtigste ist, dass die zwei Scharfschützen durchkommen und ihren Job erledigen können.«
    Marko steht auf, einer nach dem anderen erhebt sich.
    |235| Die Spannung ist allen anzusehen, sie bewegen sich hölzern, steif, mit zusammengebissenen Zähnen.
    Der Mond kommt hinter einer dünnen Wolkendecke hervor und der Wald wird in sein Licht getaucht und scheint silbern und wie nicht von dieser Welt.

|236| EINZIMMERWOHNUNG
    »Oh Mann, oh Mann«, sagte Andreas und legte Martin den Arm um die Schulter.
    Martin wischte sich die Tränen aus den Augen und sah verstohlen um sich. An der Bar saß sonst niemand, nur ganz hinten, in einem der Séparées, knutschte ein Pärchen rum.
    »Hör mal«, sagte Martin mit schwerer Zunge zu Andreas. »Ich hau morgen früh nach Bern ab. Hab dort ’ne Bleibe für ein halbes Jahr.«
    »Wie denn das?«, fragte Andreas lallend.
    »Erzähl ich dir ein anderes Mal.«
    »Okay, wie du meinst.«
    »Aber ich kenne in Bern niemanden, muss mir drum jetzt sofort noch alles mögliche besorgen.«
    »Okay«, sagte Andreas und fummelte das Handy aus seiner Jacke. »Gib mir eine Minute.«
    Martin nickte und Andreas verschwand durch den schweren Vorhang vor der Eingangstür nach draußen.
    »Was kostet mich das Ganze?«, fragte Martin die gepiercte Barkeeperin.
    »Andreas hat schon bezahlt.«
    »Was? Wann?«
    »Vorhin, als du auf dem Klo warst.«
    »So was nenn’ ich einen Kumpel«, dachte er, »hört sich meine gequirlte Liebes-Kitsch-Kacke an und bezahlt auch noch die Drinks. Chapeau.«
    »Weißt du was?«, sagte er zur Barfrau, die die Augenbrauen hochzog und ihn fragend ansah.
    »Gib uns noch ’ne Runde auf meine Rechnung. Hier, ich bezahl auch gleich.«
    Die Gepiercte nahm das Geld, tippte die Bestellung in die Kasse und drückte Martin das Rückgeld in die Hand.
    |237| »Hier«, sagte er und gab ihr eine Zehnernote zurück, »die ist für dich.«
    »Danke schön«, sagte die Barkeeperin und lächelte ihn an.
    »Du hast ein schönes Lächeln, weißt du das?«, sagte Martin, was allerdings den Effekt hatte, dass sie sofort zu lächeln aufhörte und sich wegdrehte. Komplimente waren eindeutig nicht ihr Ding.
    »Okay«, sagte Andreas, als er sich zurück auf den Barhocker neben Martin setzte, sah das Bier und den Whisky und kapierte. Er nahm sein Glas und stieß mit Martin an.
    »Auf ex.«
    »Auf ex«, wiederholte Martin und sie tranken die Gläser leer.
    »Also. Wo war ich? Genau. Hey, Süße!«
    Die Barkeeperin drehte sich zu ihm um, alles andere als begeistert über die Bezeichnung »Süße«.
    »Sei so lieb und gib mir was zu schreiben, Zettel und Kuli, bitte.«
    Während er eine Nummer und einen Namen auf dem Zettel notierte, ließ er einen Wortschwall auf Martin niedergehen.
    »Also. Das ist das Beste, was ich dir im Moment bieten kann. Der Typ heißt Ali, is’ aber kein Türke, sondern Italiener, Alfonso heißt er eigentlich, findet aber Ali angsteinflößender, womit er angesichts der neuen Türkenmafia in der Stadt vermutlich gar nicht so unrecht hat. Und der hat Super-Zeug, Braunes und Weißes. Ruf ihn nachher an, sag ihm, was du brauchst, und er macht dir einen fairen Deal; hab ihm gesagt, du bist ’n Freund und er soll bloß keinen Scheiß abziehn. Er wird dir außerdem die Nummer von seinem besten Kontakt in Bern geben. Ich denke, damit wäre die Sache geritzt.«
    Er drückte Martin den Zettel mit Alfonsos aka Alis Nummer in die Hand und sah ihn an.
    Martin nickte, stand auf, umarmte seinen Freund und drückte ihn fest an sich.
    »Is’ ja gut, is’ ja gut«, sagte Andreas lachend und klopfte Martin auf den Rücken, »du würdest dasselbe

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