Drift
nicht fähig, die Information |278| zu verarbeiten. Unsicher, ob man gerade fantasiert hat, will man nachfragen, aber Marina kommt einem zuvor: »Ich will es nicht vor dir verstecken müssen. Ich nehme Heroin gegen die Schmerzen. Die Tabletten, die sie mir geben, nützen nichts.« Man weiß nicht, was sagen. Also schweigt man. Als Zeljko zurück ist und man angestoßen hat, bittet Marina Zeljko darum, ein paar Linien zu machen und er schaut sie erstaunt an, aber Marina beruhigt ihn: »Er weiß Bescheid.«
Zeljko räumt ein paar leere Flaschen zur Seite, wischt den freien Fleck mit der Hand ab und schüttet aus einem halb aufgefalteten Papierbriefchen braunes Pulver auf den Tisch. Mit ein paar schnellen Bewegungen hat er drei Linien zurechtgemacht und gibt Marina ein kurzes Plastikröhrchen. Sie geht um den Tisch herum und neben Zeljko auf die Knie. Sie snifft eine Linie hoch und Zeljko macht dasselbe und bietet einem das Röhrchen an. »Nein«, sagt Marina und schüttelt den Kopf. »Bitte tu das nicht«, sagt sie und Zeljko zieht die Hand mit dem Röhrchen zurück, aber man hält die offene Hand hin und er drückt einem das Röhrchen nach einem Blick zu Marina in die Hand. »Nimm nicht mehr als die Hälfte«, sagt Marina und man nickt. »Das Klo ist da vorne«, sagt Zeljko und zeigt auf die Tür zur Linken. Man sieht ihn fragend an. »Du hast noch nie?« Man schüttelt den Kopf. »Dann lass es lieber, Alter.« – »Lass es«, wiederholt Marina. Aber man will etwas nehmen und bückt sich über die Linie. »Nur die Hälfte«, sagt man. »Du wirst kotzen«, sagt Marina und man snifft die Hälfte des Pulvers die Nase hoch; eins, zwei, drei, vier, bumm! Ein Kribbeln, Hitze, losgelöst vom Körper, dann Brechreiz und Zeljko hilft einem auf, zieht einen vors Klo. »Kotz dich aus, dann ist’s vorbei. Passiert immer beim ersten Mal.«
Man klappt den Klodeckel hoch und kotzt das Bier raus, spült den Mund aus und hält sich am Lavabo fest, bis man abschätzen kann, ob man sich gleich noch mal übergeben wird. Konzentriert auf den Magen merkt man, dass es vorbei ist und man sich so leicht und warm fühlt wie noch nie im Leben. Und die Laune, die Laune |279| ist besser als nach Alkohol oder Kiffen, es ist unbeschreiblich. Man öffnet die Tür und betritt das Wohnzimmer, wo Marina und Zeljko einen erwartungsvoll anschauen. »Wow!«, sagt man und grinst und Zeljko klatscht lachend in die Hände und wirft sich in den Sessel zurück.
Marina lächelt schwach, sie scheint nicht so glücklich darüber, dass man etwas genommen hat. Man versucht, ihr einen ernsthaften, beruhigenden Blick zuzuwerfen, merkt ihrer Reaktion allerdings an, dass man kläglich versagt dabei, also lässt man den Gefühlen freien Lauf und grinst sie breit und vermutlich ziemlich blöd an und fragt, ob man die zweite Hälfte auch noch haben kann.
Stunden vergehen, man redet und redet und irgendwann verabschiedet sich Zeljko, er habe etwas zu erledigen, und man ist mit Marina allein. »Lass uns in mein Zimmer gehen«, sagt sie und man nimmt noch eine Linie und folgt ihr ins Zimmer, wo man sie von hinten umarmt und auf den Hals küsst. »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, flüstert sie und neigt den Kopf zur Seite, damit man an ihren Halsansatz kommt. »Doch, du kannst«, flüstert man ihr ins Ohr und nimmt ihre Brüste in die Hände. Augenblicklich hat man eine Erektion und drückt sie gegen ihren Hintern. Sie legt ihren Arm um einen, packt einen am Hintern und drückt sich an einen. »Wow«, sagt sie und man will wissen, was. »Die meisten kriegen keinen mehr hoch, nach so viel Heroin.«
Man hat keinen Gedanken daran verschwendet, dass die Droge eventuell einen Einfluss auf die Fähigkeit, einen Ständer zu bekommen, haben könnte, aber da der Ständer da ist und Marinas Arschbacken ihn mal mit mehr, mal mit weniger Druck umschließen, macht man sich keinen Kopf, sondern fasst ihr mit der rechten Hand zwischen die Beine und umschließt mit der linken ihren Hals. »Ich schäme mich«, sagt sie und man dreht sie zu sich herum. »Was? Wofür?« Sie hebt den linken Arm, ihren Oberarm, so dass der Teil des Pullovers unterhalb des Ellbogens leer nach unten |280| hängt. »Dafür«, sagt sie und Tränen steigen ihr in die Augen. »Marina«, sagt man, »du wirst das nie wieder sagen, du wirst das nicht einmal mehr denken, verstanden? Ich liebe dich, und zwar so, wie du bist. Wäre mir dasselbe passiert, du hättest mir jetzt eine Ohrfeige verpasst für so
Weitere Kostenlose Bücher