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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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nicht.
    Plötzlich wurden die Geräusche wieder laut. Das lang gezogene Scharren. Gebogene Krallen, die über massiven Stahl scharren. Die bizarren Laute kamen von oben und hatten seit dem letzten Mal an Lautstärke und Intensität zugenommen. Ein gieriges Kratzen und Graben. Ein dumpfes Rumoren und Poltern.
    Keiner von ihnen traute sich etwas zu sagen. Sowohl Roland, als auch Adam schwiegen bedächtig. Beide hatten sie den Blick gehoben. Beide warteten sie nur darauf, dass sich direkt über ihnen der Höllenschlund auftat und der leibhaftige Antichrist in die Krankenstation herabschwebte. Nichts von alldem geschah.
    Das lang gezogene Scharren dauerte noch ungefähr fünf Minuten an, dann verstummte es schlagartig. Roland legte sich auf eine der Krankenliegen und schloss die Augen. Adam studierte seine angespannten Züge.
    Was weiß er darüber?
    Adam würde es heute wohl nicht mehr erfahren. Appetitlos stopfte er den restlichen Riegel in sich hinein und spülte ihn mit dem verbliebenen Wasser hinunter. Dann tat er es Roland gleich und ließ sich auf einer der Krankenliegen nieder. Er war überhaupt nicht müde, was dazu führte, dass er noch lange wach lag und seinen düsteren Gedanken nachhing, ehe er schließlich doch einnickte.
     
    *
     
    »Halt deinen Rücken gerade!«, schrie ihm ein Anweiser so laut ins Ohr, dass Adam ein schrilles Piepsen hörte.
    Seine Haltung versteifte sich. Adam hielt die Pistole in seinen Händen so fest, als wäre er mit ihr verwachsen. Der solide Stahl wurde zu einer Verlängerung seiner Arme.
    »Du zitterst, Soldat.« Der Anweiser flüsterte, was noch schlimmer als das ohrenbetäubende Geschrei war. »Wenn du jetzt schon hier im Training zitterst, was ist dann erst, wenn du auf dem Schlachtfeld stehst und einer von ›denen‹ steht dir gegenüber? Was machst du dann?«
    Adam presste die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und ließ sich nicht von den Worten des Anweisers ablenken. Dieser alte Haudegen wollte ihn nur provozieren.
    »Na, hast du Angst, Soldat? Hörst du ›sie‹ schon kommen? Siehst du das Blut deiner Kameraden spritzen? Riechst du ›ihren‹ widerlichen Gestank?«
    Jedes Wort traf ihn wie ein Peitschenhieb. Verzerrte Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf. Erinnerungen daran, wie »sie« ihre Wohnung gestürmt und seinen Vater und seine Mutter in Stücke gerissen hatten. Er war geflohen und hatte Unterschlupf bei der Armee der United Planets gesucht, die ihn für »tauglich« erklärt hatte.
    Tauglich , dachte er und schmunzelte.
    Was für ein dämlicher Ausdruck. In Wirklichkeit war es die Bezeichnung für einen abartigen Prozess wie das Kennzeichnen von Vieh, das zum Schlachter gebracht werden soll.
    Tauglich …
    Die Armee der United Planets sandte ihn zum 1. Sturmtrupp. » Kanonenfutter « nannte man die Soldaten dieser Einheit auch, aber natürlich nur hinter vorgehaltener Hand. Schließlich blieben die nachfolgenden Trupps von allem verschont, was der 1. Sturmtrupp aus dem Weg räumte. Also erfüllten sie durchaus einen Nutzen und genossen eine gehörige Portion Respekt.
    »Du bist ein erbärmliches Nichts, Soldat!«, fuhr der Anweiser damit fort, das Standard-Beschimpfungsprozedere durchzuziehen.
    Adam musste sich beherrschen um nicht gähnen zu müssen. Viel zu oft hatten ihn die Anweiser schon verbal zusammengestaucht und auch physisch angegriffen. Die Worte prallten von ihm ab, wie Gewehrkugeln von einem Panzer.
    »Willst du hier bis in alle Ewigkeit wie angewurzelt stehen bleiben?«, fragte der Anweiser und verpasste ihm einen derben Stoß in den Rücken.
    Adam taumelte einen Schritt zur Seite und sein Finger betätigte den Abzug. Er schoss nur ein einziges Mal. Der ohrenbetäubende Knall, mit dem sich die Übungswaffe entlud, kam nicht aus der Waffe, sondern aus einem Lautsprecher neben dem flachen Bildschirm der 3D-Schussübungssimulationseinheit.
    Der Anweiser maß Adam mit einem herablassenden Blick und lachte hässlich.
    »Von so einem leichten Stoß lässt du dich aus dem Gleichgewicht bringen?«
    Er zündete sich eine Zigarre an, zog genüsslich daran und blies Adam den blauen Dunst ins Gesicht.
    »Jämmerlich«, sagte er und wandte sich um.
    Seine schlurfenden Schritte entfernten sich. Adam ließ das alles wortlos über sich ergehen. Er legte die Pistole beiseite und betätigte den Knopf für die Auswertung. Die Zielscheibe auf dem Bildschirm vor ihm zoomte heran. Adams virtuelle Kugel hatte die Scheibe direkt in der Mitte getroffen.
    Die

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