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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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Entsetzen.
    »Das sind Biss- und Kratzwunden!«, rief Eve. »Verdammt, Albert, komm zur Besinnung! Du hast dir diese Verletzungen selber zugefügt.«
    Adam zuckte sichtbar zusammen, als die Psychologin ihn mit seinem »wahren« Namen konfrontierte. Viel schlimmer noch war aber die Reaktion, die ihre Worte in ihm auslösten.
    Vor seinem inneren Auge tauchten Bilder auf. Bilder, die ihn zeigten. Bewegte Bilder, auf denen zu sehen war, wie er sich wie ein Wahnsinniger auf dem Boden wälzte, seine Haut mit den abgebissenen, unförmigen Fingernägeln zerkratzte und sich wiederholt in den Arm biss, solange bis sein Mund mit seinem eigenen Blut verschmiert war.
    »Du bist es gewesen, Albert. Du hast dir diese Wunden selbst zugefügt. Es gab keine Elektroschocks und es gab auch keine Kälte oder Hitze in der Zelle, in der du erwacht bist. Die Temperatur war stets konstant.«
    Adam hatte das Gefühl jemand würde ihm den Boden unter den Füßen wegziehen. Er stürzte, ohne dabei wirklich zu fallen. Er fragte sich, ob er den Aufprall spüren konnte, wo er doch eigentlich gar nicht fiel …
    »Und … Ro… Ro… Roland?«
    Er hatte die Kontrolle über seine Stimme verloren. Sie sprang hektisch von hoch nach tief und brach schließlich ganz ab. Sein Unterkiefer zitterte unruhig.
    »Er hat niemals existiert. Das war alles deine Vorstellung.«
    »Unmöglich«, keuchte Adam.
    UN-MÖG-LICH.
    »Er hat die Luke geöffnet. Ohne ihn wäre ich niemals aus der Zelle entkommen«, erinnerte er sich.
    »Du hast dich selbst befreit. Ich habe es beobachtet. Was glaubst du, woher ich wusste, dass du die Türöffner manipulieren kannst?«, zerstörte Eve sein Argument. »Albert, so glaub mir doch. Roland hat es nie gegeben.
    Du hast ab und an von ihm gesprochen, aber ich dachte du wärst nur etwas durch den Wind. Du musst doch die Riegel und das Wasser gesehen haben, die du ihm gegeben hast. Er hat niemals etwas davon zu sich genommen. In der Ecke hat sich eine Wasserpfütze gebildet.«
    Bilder explodierten in Adams Kopf. Bilder, auf denen zu sehen war, wie er Krümel in die Ecke warf, wie eine senile Oma, die auf einer Parkbank neben einem See hockt und glaubt Enten zu füttern, dabei ist es Winter und alle Vögel sind bereits in den Süden geflogen.
    »Der Lüftungsschacht!«, fuhr Adam auf. »Du bist abgerutscht und wärst beinahe in den Generator gestürzt. Ich war wie erstarrt und konnte mich nicht bewegen. Du wärst gestorben, wenn Roland dich nicht gerettet hätte.«
    »Das war nur ein Teil von dir. Der andere hat sehr wohl gehandelt. Du kannst das unmöglich verdrängt haben. Du hast deine Jacke in den Schacht geworfen. Ich habe mich bei dir bedankt und du hast nachher gefroren, weil du nichts anhattest.«
    Adam erinnerte sich an die beißende Kälte. Und plötzlich auch an die anderen Bilder, die sein Verstand systematisch eliminiert hatte. Er, wie er nach vorne sprang, den dreckigen Stofffetzen von seinem Körper riss und in den Abgrund schleuderte. Eve hatte sich bei ihm mit einem Kuss bedankt. Seine Wange schien noch jetzt davon zu glühen.
    »Aber … Aber …«
    Oh oh, dir gehen langsam die Argumente aus. Lass dir etwas einfallen , flehte Rolands Stimme in seinem Kopf.
    »Der Türöffner«, sagte er. »Als wir aus dem Korridor geflüchtet sind hat Roland ihn kaputt gemacht. Ich kann das nicht gewesen sein, weil ich auf der anderen Seite des Raumes gestanden habe.«
    Eve schüttelte ihren Kopf.
    »Hast du aber nicht. Du bist als Letzter hereingekommen und hast mit einem Topf wie ein Irrer auf das Tastenfeld eingeschlagen. Wie ein Irrer.«
    »Roland hat den Fernseher zerstört«, murmelte er.
    Es war sein letztes Aufbäumen. Ein erbärmlicher Versuch alle Vorwürfe von sich zu weisen. Eve musste diese Situation nicht einmal erklären. Die dicke Mullbinde an Adams Hand sprach Bände. Er hatte den Fernseher eingeschlagen und die Schnittwunden stammten nicht von irgendwelchen Splittern, die durch den Raum gespritzt waren, sondern von seinem Schlag gegen die flache Mattscheibe.
    »Albert, du bist krank«, flüsterte Eve.
    »Nenn mich nicht so!«, kreischte Adam und schlug wuchtig gegen die Wand.
    Der Sichtschlitz flog zu und Eves Augen verschwanden. Aber nur für einen Moment. Die Klappe öffnete sich fast schlagartig wieder und die Augen kehrten zurück. Sie taxierten ihn, wie die blassen Linsen der Kameras, die ihm überhaupt keine Elektroschocks verpasst hatten.
    »Du bist schizophren«, sagte Eve erneut.
    »Aber ich dachte bei einem

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