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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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Schizo streiten sich zwei Persönlichkeiten um die Vorherrschaft im Körper.«
    Aber, aber, aber. Ausdruck seines Unverständnisses. Ausdruck seiner aufkeimenden Panik.
    »Bei dir ist es wohl eine besondere Form von Schizophrenie. Du projizierst die zweite Persönlichkeit aus dir heraus. Du materialisierst sie. Das ist gar nicht so selten. Kinder tun das oft, wenn sie sich einen unsichtbaren Freund einbilden«, erklärte die Psychologin.
    Roland, mein unsichtbarer Freund.
    »Verdammt, er ist niemals mein Freund gewesen. Er ist ein verdammter Sadist, der mich gestern beinahe dazu gebracht hätte mich umzubringen. Und heute wollte er, dass ich dich töte!«, knurrte Adam.
    Er hörte Eve schlucken.
    »Du bist krank «, wiederholte sie in beruhigendem Tonfall. Plötzlich war sie ganz die Psychologin. Eine Seite, die Adam bisher noch gar nicht kennen gelernt hatte. »Du darfst dir in keinem Fall einreden, dass du verrückt bist. Konfrontier dich mit der Tatsache, dass Roland nicht existiert. Es gibt Heilung für Leute wie dich. Medikamente.«
    Der Sichtschlitz wurde geschlossen und Adam blieb alleine in der Finsternis zurück. Er kauerte sich in der Ecke zusammen und sann über sein Leben nach. Über sein Anwalts-Dasein und seine Existenz als Soldat. Über die Geschehnisse im Fluchtschiff. Und über die im Sanatorium.
    Du bist verrückt. Du bist verrückt , verspottete ihn eine lästernde Kinderstimme in seinem Kopf.
    Adam schloss die Augen so fest, dass er bunte Lichtreflexe aufblitzen sah. Als er sie danach öffnete, war die Zelle noch immer da. Auch die Kinderstimme ließ sich dadurch nicht vertreiben.
    Du bist verrückt. Du bist verrückt , jaulte sie ketzerisch.
    »Ich … bin … nicht … verrückt …«, presste er mühsam hervor.
    Sein Atem raste. Alles ging viel zu schnell. Die Erlebnisse hatten sich in den letzten 24 Stunden regelrecht überschlagen. Richtig dramatisch war es aber erst seit den letzten 15 Minuten geworden, in denen sich alles noch einmal um 180° gedreht hatte. Adams Gedanken rasten. Sein Gehirn arbeitete wie ein ultramoderner Hochleistungsrechner, der mit einer noch ungelösten, mathematischen Aufgabe konfrontiert wird und kurz vorm Scheitern steht.
    Du bist verrückt. Du bist verrückt.
    Bleiche Kindergestalten, die einen wirren Ringelreihen um ihn tanzten und sich dabei an den Händen hielten. Er spürte, wie körperlose, kalte Hände ihn stießen. Zuerst nach vorne. Dann wieder zurück. Nach links und nach rechts. Wie Mobbing auf dem Schulhof. Er stolperte, wurde zurück auf die Beine gezerrt und weiter gestoßen.
    Du bist verrückt. Du bist verrückt.
    »Ich bin nicht verrückt!«, schrie Adam und massierte seine Schläfen.
    Er hatte das Gefühl sein Kopf wäre um die doppelte Größe angewachsen und stünde kurz vor der Explosion. Eine Ader trat sichtbar an seinem Hals hervor.
    Adam atmete.
    Atmete, nur um zu atmen.
    Lebte, nur um zu leben.
    Der Sichtschlitz wurde mit einem scharrenden Laut geöffnet. Eves Augen erschienen in dem schmalen Spalt. Adam konnte ihre helle Haut sehen. Ihre Wangenknochen. Ihre Ohren.
    »Hier.« Sie streckte ihre Hand vorsichtig durch den Schlitz hindurch.
    Adam konnte zuerst nicht erkennen, was sie zwischen ihren Fingern hielt. Er rutschte näher an die Luke heran und bemerkte, wie Eves Hand merklich zitterte. Er verharrte und studierte die kleinen, weißen Punkte zwischen ihren Fingern.
    Tabletten …
    Sterile Kapseln, die mit irgendeinem pharmazeutischen Wirkstoff gefüllt waren, der seine Sinne verwirrte, der ihn einschläferte, wie einen bissigen Hund, der seine Glieder lähmte und ihn hilflos machte.
    Nimm die Pillen. Nimm die Pillen.
    Du bist verrückt. Du bist verrückt.
    Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. In seinem Kopf heulte eine schrille Alarmsirene auf. Er hasste Medikamente. Er hatte sich schon bei seinem ersten Treffen mit Eve mit Händen und Füßen gegen die Tabletten gewehrt, die sie ihm damals gegen das Fieber geben wollte. Diese Einstellung hatte sich um keinen Deut verändert. Ganz im Gegenteil. Seine Abneigung gegenüber jeder Art von Pillen war größer den je.
    »Eine pro Tag. Es wird dir gut tun.«
    Du bist verrückt. Du bist verrückt , stimmten die grässlichen Kinderstimmen Eve zu.
    Sie streckte ihren Arm noch ein Stück nach vorne, sodass die Pillen direkt vor seinem Gesicht schwebten. Adam holte aus und schlug Eves Hand beiseite. Die junge Frau schrie auf, aber mehr aus Überraschung, als aus Schmerz. Sie zog ihren Arm sofort

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