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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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Normalerweise würde es gar nicht auffallen. An diesem verfluchten Tag hatte dieses Fingerzucken aber den Abzug eines verdammten Phasers durchgezogen, der einen tödlichen Laserstrahl in Rolands Herz geschossen hatte.
    Wie einen Pfahl in den Leib eines Vampirs.
    Roland hatte die Arme zur Seite gestreckt. Adam hatte das Bild des gekreuzigten Messias' in seinem Kopf gesehen. Er dachte darüber nach, ob Roland als Märtyrer gestorben war. Immerhin hatte er Adam das Leben gerettet und ihn aus dem Krater gezogen. Aber geopfert hatte er sich nicht. Roland hatte um mehr Zeit gefleht. Adam hatte den sehnlichen Wunsch nach Leben in seinen Augen gelesen.
    Er hatte diesen Wunsch zerstört.
    » Adam «, hörte er Roland rufen.
    »Ja?«, antwortete er.
    Er stand in diesem großen, leeren Raum, der der Zelle sehr ähnlich war, nur viel größer. Diesmal verwandelte sich die riesige, leere Halle allerdings nicht in das Todesplateau und es regnete weder Tabletten, noch Blut vom Himmel. Weil es diesmal keinen Himmel gab. Über seinem Kopf (sehr weit oben) machte er eine solide Betondecke aus. Man hatte ihn eingesperrt.
    » Adam «, heulte die Stimme durch den Raum.
    Sie schien von überallher zu kommen. Als würde der Wind sie zu ihm tragen, aber es wehte überhaupt kein Wind. Ob Roland (das Roland-Ding) zurückgekehrt war?
    War es vorbei? Hatte er gesiegt?
    Dann plötzlich: » Albert. «
    Und etwas … jemand in ihm antwortete: »Ja?«
    Warum nur? Warum tat er das? Warum?
    Die Erinnerungen in seinem Kopf verschmolzen. Erinnerungen an Alberts Schulzeit an einer Eliteakademie. Erinnerungen an das Leben im Internat und Alberts reiche Eltern, die ihn immer ignoriert hatten. Ein näselnder Chauffeur, der ihn in einem niegelnagelneuen Limousinengleiter am Wochenende nach Hause brachte.
    Plötzlich war da noch ein anderes Leben. Adam. Eine heruntergekommene Schule im Getto. Sein strenger Vater, der ihn in den dunklen Schrank sperrte. Die gläubige Mutter, die ihn in die Kirche zerrte und mit Ohrfeigen erzog. Brennende Mülltonnen. Autowracks. Adam, wie er rannte. Gefährliche Verfolger. Springen und Klettern über Stacheldrahtzäune. Baseballschläger.
    Wie ist das möglich? , fragte er sich.
    Deutete sich eine weitere, viel schlimmere Form der Schizophrenie an? Projizierte und materialisierte er jetzt nicht mehr, wie Eve es genannt hatte, sondern schuf eine zweite Persönlichkeit in seinem Inneren? Aber warum waren die Erinnerungen so real? Warum wiesen sie keine Lücken auf? Warum sah er plötzlich Bilder, wo bisher nur Leere gegähnt hatte?
    » Adam «, rief Roland und dieses Mal konnte er die Richtung lokalisieren. Es kam von links.
    » Albert «, erwiderte eine fremde Stimme von rechts.
    Vielleicht war es Eve. Vielleicht auch nicht.
    Adam war unentschlossen. Sollte er nach links gehen und das Leben des Soldaten wählen, das ihm eigentlich am Vertrautesten, aber möglicherweise nur eine Scheinexistenz war? Oder sollte er sich für »Albert« entscheiden, den wohlhabenden Anwalt, der durchgedreht und in einem Sanatorium gelandet war?
    »Adam« und »Albert« hallte es durch den Raum.
    Er war hin und her gerissen. Er war nicht im Stande diese Entscheidung zu treffen. Und während er diesen Gedanken dachte, formulierte er eine Frage. Eine Frage, die mit blutigen Großbuchstaben in seinem Kopf geschrieben stand:
    WER BIN ICH?
     
    *
     
    Aufwachen. Atmen. Atmen, als wäre er aus dem Traum wie aus einem See aufgetaucht und hätte die ganze Zeit, während er auf den Grund des Traumes hinunter geschwommen war, die Luft angehalten.
    Die Zellenwand ragte vor ihm aus dem Boden und schien ihn schief anzulächeln, wie ein böser Clown mit einem sadistischen Grinsen auf den Lippen. Adam trat mit dem Fuß dagegen, dass es nur so schepperte. Seine Wut verrauchte nicht. Der Tritt, der seiner Aggression Ausdruck verleihen sollte, machte den Zorn nur noch schlimmer. Er wollte härter zutreten. Zuschlagen. Bis die Fingerknöchel bluten.
    Aber so sehr würde er nicht mehr ausrasten. Er hatte sich unter Kontrolle. Nach vielen Tagen und Wochen der offensichtlichen Umnachtung und unkontrollierten Entgleisung waltete und schaltete er wieder in dem Mensch namens »Adam« (oder wie der Name auch immer lauten mochte).
    Nachdenklich studierte er seine Körperfunktionen. Sein Atem raschelte. Adam hustete. Liegt wahrscheinlich an der Kälte , schlussfolgerte er. Dennoch war seine Kleidung schweißgetränkt. Auch für dieses Problem fand er schnell eine Erklärung.

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