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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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Seine Stirn glühte.
    Fieber , bemerkte er. Diesmal spüre ich es.
    Ob es dasselbe Fieber war, das ihn auch in der anderen Zelle gequält hatte? Damals hatte noch das Roland-Ding in seinem Kopf gesessen und die Anzeichen der Erkrankung, genauso wie viele andere Sachen, eliminiert . Ob das Fieber eine Art Zeichen war? Nur für was?
    Er spürte, dass sich etwas veränderte. Es ging langsam und es war nicht möglich diese Veränderung mit den Augen oder anderen Sinnesorganen wahrzunehmen. Dennoch fühlte er es tief in sich drin. Etwas veränderte sich. Die Wände schienen zu zerfließen. Die Welt verformte sich.
    Adam musste an Rolands Worte denken.
    Es gibt einen großen Plan, der hinter dem allem steckt. Er ist dir noch nicht ersichtlich und selbst ich kann bisher nur wenig begreifen. Nichts geschieht ohne Grund …
    Ob es mit dem Fieber genauso war? Gab es dafür eine bestimmte Erklärung? Ja, du hast dich unterkühlt , versuchte sein logischer Menschenverstand ihm einzureden. Doch Adam hatte sich schon mit dem Gedanken angefreundet, dass mehr hinter all dem steckte.
    Du spürst es, genauso wie ich es spüre. Du hast nicht so viel begriffen wie ich, weil du der Teil bist, der sich gegen alles wehrt und nicht über das Begreifliche hinausgeht. Aber du spürst es. Nicht wahr?
    Adam wollte aufstehen, aber alles drehte sich vor seinen Augen und er sank zurück. Er betrachtete seine Hand und plötzlich wuchsen fünf zusätzliche Finger aus dem weißen Verband. Er zwinkerte und sie verschwanden.
    Was geht hier vor? , fragte er sich.
    Seine Lippen waren zu schwach um die Frage zu artikulieren. Er spürte, wie sein eigener Urin sich in seine Hose ergoss. Ein dunkler Fleck bildete sich in seinem Schritt. Beißende, gelbe Flüssigkeit rann an seinen Beinen herab.
    Ich bin schwach. So schwach.
    Adam hatte noch niemals Drogen genommen, aber er war sich plötzlich sicher, dass man sich genauso fühlen musste, wenn man high war. In seiner Welt gab es viele Drogen. Die meisten besaßen unaussprechliche Namen und waren verboten. Man rauchte sie, man spritzte sie, man schluckte sie. Mit Sicherheit gab es noch viel mehr Möglichkeiten, aber dieser Teil gehörte nicht zu seinem Leben. Weder zu dem von Adam, dem Soldaten, der sich regelmäßig so genannten »Fremdsubstanztests« unterziehen musste, noch zu dem von Albert, dem Anwalt, der nur ein wenig gekokst hatte.
    Etwas veränderte sich.
    Der Raum schien sich zu drehen, als befände sich Adam im Inneren einer riesigen Kaffeemühle. Ihm wurde schwarz vor Augen, aber nur für einen kurzen Augenblick. Es kam einem Augenzwinkern gleich. Als er die Lider aufschlug, hatte der Raum aufgehört zu rotieren. Adam spürte ein unangenehmes Übelkeitsgefühl in sich aufsteigen. Er würgte, doch es gelang ihm nicht den Brechreiz hinunterzuschlucken.
    Speichel und Erbrochenes drängten sich seinen Hals hinauf und sprangen aus seinem Mund. Er krümmte sich und stieß bei jedem Zusammenzucken eine neue Fontäne aus. Der undefinierbare Brei rann an seiner Brust herab. Adam roch den ekelhaften Gestank und ihm wurde schlecht davon. Er erbrach. Als würde sein Innerstes nach außen gekehrt.
    Etwas will aus mir heraus , befürchtete er.
    Doch er irrte.
    Es steckte kein Parasit in seinem Körper, der aus der körperlichen Hülle herauswollte, sondern es war er selbst, der diesem Leben, dieser (Schein-)Welt, entkommen wollte.
    Was hat das zu bedeuten? , fragte er sich.
    Seine maßlose Verwirrung verdrängte das Übelkeitsgefühl. Klebrige Spucke tropfte von seinem Mundwinkel herab, der leicht bibberte.
    Was hat das zu bedeuten?
    Adam rappelte sich mit zitternden Händen auf. Es gelang ihm nicht mehr seine Glieder zu lenken. So musste sich ein Spastiker fühlen. Er war ein Gefangener in seinem eigenen Körper. Sein linker Fuß rutschte weg. Es schien fast so, als wollte er sich selbst einen Streich spielen.
    Wie in Zeitlupe neigte er sich zur Seite und sein Kopf prallte krachend gegen die Zellenwand. Es klang, als würde jemand auf ein Blechdach schlagen. Adam verdrehte die Augen, sodass man nur noch das Weiße sah.
     
    *
     
    Er erwachte. Es handelte sich nicht um das Erwachen in einem Traum oder die Rückkehr in eine vergessene Erinnerung, sondern um ein wirkliches »Zu-Sich-Kommen«.
    Warum er das so genau wusste?
    Weil er sich von ganzem Herzen wünschte, dass er träumte. Aber dem war leider nicht so.
    Sie waren zurückgekehrt.
    So wie sie immer zurückgekehrt waren. Immer und immer und immer wieder.

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