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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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Manchmal blieben sie länger fort, vielleicht mussten sie etwas erledigen. Er glaubte, dass sie ihn damit nur quälen wollten. Jedes Mal weckten sie die Hoffnung in ihm, dass sie nicht zurückkehren würden. Nur um dann doch zurückzukehren.
    Und je länger sie fort blieben, desto größer wurde die Hoffnung in ihm, desto fester wurde sein Glaube, dass er sie nie wieder hören musste. Doch er hörte sie schließlich doch jedes Mal wieder. Sie kehrten zurück und es bereitete ihnen eine grausame Freude ihn nach hinten in den Schlamm zu schupsen, aus dem er sich gerade hoch gekämpft hatte.
    Als Adam die Augen öffnete, hörte er das lang gezogene Scharren. Hektisches Wühlen. Verzweifeltes, gieriges Graben. Diesmal sogar ein unmenschliches Hecheln. Aber vor allem das lang gezogene Scharren. Der dominante Laut in diesem anschwellenden Orchester aus bizarren Tönen.
    Sie waren zurückgekehrt.
    Wir kommen. Wir kommen , hörte er die lästernden Stimmen in seinem Kopf.
    Adam rümpfte die Nase. Sein Blick fiel auf sein Hemd und das Erbrochene darauf. Er wischte es mit spitzen Fingern ab. Einige »Brocken« klatschten feucht, als sie zu Boden fielen.
    Die Zelle war gänzlich von den Geräuschen erfüllt. Adam hatte das Gefühl er würde in einem Fass stecken, das einen Berghang hinab rollte. Er merkte nichts von der Drehbewegung, aber er spürte ein sanftes Vibrieren unter seinen Füßen und er hörte die ächzenden Laute, mit denen die Metallwand über den rauen Boden kratzte.
    Während seiner Zeit im Raumschiff hatte er die Geräusche mehr als nur einmal gehört. Er hatte versucht sie mit Worten zu beschreiben. Er hatte Metaphern gesucht, um das Unerklärliche ein klein wenig begreiflicher zu machen. Am Gelungensten fand er den Vergleich mit den spitzen Krallen, die über eine schwarze Schiefertafel gezogen werden.
    Zu den vertrauten Geräuschen gesellte sich auch das dumpfe Poltern. Lauter, eindringlicher als all die vielen Male zuvor. Als hätte sich die Lautstärke der einzelnen Klänge addiert und die Summe anschließend noch einmal um ein Hundertfaches potenziert. Adam war kein Mathematiker, aber Albert (der Anwalt) verriet ihm, dass eine sehr große Zahl dabei herauskam.
    War er überrascht?
    Eigentlich überraschte ihn nichts mehr. Adam war in den letzten Tagen (Wochen? Monaten? Jahren?) durch die Hölle gegangen.
    Er musste an den zeitlosen Aufenthalt in der ersten Zelle denken. An die morbiden Foltermethoden, teils von psychischer, teils von physischer Natur. Ihm fielen die Ungewissheit und der Hunger auf der Krankenstation ein. Die Flucht durch den Lüftungskanal mit Eves »Beinahetod« und den Rauchschwaden, in denen sie fast erstickt wären. Er dachte an Eves Tablettensucht, Rolands überhastetes Verschwinden, die verdorbenen Lebensmittel und das neuerliche Grauen, das auf der zweiten Krankenstation gelauert hatte. Die Rückkehr in die Isolation, das Misstrauen, Adams Selbstmordversuch und und und.
    Er brach die Aufzählung ab. Irgendwie schien sich ein System hinter all dem zu verbergen.
    Es gibt einen großen Plan, der hinter dem allem steckt. Er ist dir noch nicht ersichtlich und seihst ich kann bisher mir wenig begreifen. Nichts geschieht ohne Grund …
    Er hatte es nur noch nicht begriffen, aber er ahnte es. Er spürte es.
    Du spürst es, genauso wie ich es spüre. Du hast nicht so viel begriffen wie ich, weil du der Teil bist, der sich gegen alles wehrt und nicht über das Begreifliche hinausgeht. Aber du spürst es. Nicht wahr?
    War es so? Hatte er mit Roland den Teil von sich verloren, der das Unbegreifliche in seine Überlegungen mit einbezog?
    Ein Luftzug, eine lose Blechverkleidung, ein … ein … verdammt vielleicht etwas so banales wie eine Ratte im Lüftungsschacht , rang er nach Erklärungen für die entsetzlichen Geräusche.
    Logischen Erklärungen.
    Begreiflichen Erklärungen.
    Adam musste an seine Schizophrenie denken. Eve hatte die Kameras gesteuert. Es hatte keinen Funkenregen gegeben. Die Wunden an seinen Armen stammten von ihm selbst, genauso wie der Schnitt an seinem Handgelenk. Unheimlich, wenn man weiß, dass man sich so etwas angetan hat, und doch felsenfest davon überzeugt war, dass sich alles anders ereignet hat. Aber hatte es das?
    Ja, und das wusste er. Tief in ihm drin waren die Bilder. Wie alte, billige Ölschinken, die man erbt, im Keller abstellt und irgendwann einmal auf dem Flohmarkt verkauft. Eve hatte ihm dabei geholfen die Bilder zu finden und das Puzzle seiner

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