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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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Fluchtschiff und das Sanatorium. Da gibt es etwas und ich werde diesen Hinweisen nachgehen. Ich werde die Wahrheit herausfinden. Doch ich werde es ohne dich tun.« Dann fügte er etwas leiser hinzu: »Es tut mir Leid.«
    Rolands Gesichtszüge entgleisten. Er lief rot an und verzog seinen Mund zu einem grimmigen Lächeln.
    »Das traust du dich nicht«, behauptete er.
    Adam begann ihn langsam zu eliminieren . Paradoxerweise ging dies überraschend einfach.
    »Das ist nur meine Einbildung«, summte Adam leise vor sich hin. »Dich gibt es nicht.«
    Er konzentrierte sich einfach darauf, dass Roland oder genauer gesagt das »Roland-Ding« nicht existierte und schon verschwammen die Konturen des Kriegers.
    »Tu das nicht, Adam!«, kreischte Roland.
    Er löst sich auf , bemerkte Adam.
    »Nicht!«
    Der Krieger warf sich nach vorne und kroch auf Adam zu. Seine Kräfte schienen zu schwinden. Er streckte seine Hand nach Adam aus, aber sie glitt einfach durch ihn hindurch. Roland hatte sich endlich in das Gespenst verwandelt, das er schon die ganze Zeit über gewesen war.
    »Du brauchst mich«, hechelte der Krieger. »Du kannst nicht ohne mich leben. Deine Angst, die Verzweiflung, die Einsamkeit … Sie werden dich vernichten.«
    »Das ist nur meine Einbildung«, wiederholte Adam den Refrain seines Singsangs und ließ die zweite Strophe darauf folgen. »Du existierst nicht wirklich.«
    »AHHH«, gellte Roland und rollte sich über den Boden, als würde sein Körper in Flammen stehen.
    Er war inzwischen fast ganz durchsichtig. Man konnte ihn kaum noch erkennen. Seine Bewegungen erlahmten. Adam spürte, dass er breitbeinig über einem Sterbenden stand. Die Spitze des imaginären Schwertes in seinen Händen zielte auf Rolands Kehle. Er musste nur noch zustoßen und dem Spuk ein für alle Mal ein Ende bereiten.
    »Das ist nur meine Einbildung. Du bist nicht real.«
    Roland verschwand endgültig. Da war nur noch seine Stimme, die durch die Zelle hallte.
    »Du hast mich getötet, weil sie es von dir verlangt hat. Dabei hast du es mir versprochen. Geschworen hast du, dass du mich nicht tötest. Du bist ein verdammter Lügner. Ich komme zurück und werde ich deine Seele holen. Das verspreche ich dir.«
    Adam hatte Roland eliminiert .
    Albert war von der Schizophrenie geheilt.

 
    Adam II
     
    Vorbei , echote es durch seinen Kopf. Ich habe gesiegt. Doch das befreiende Gefühl von Erfolg, das die schwere Last von seinen Schultern nehmen sollte, blieb aus. Erleichterung? Keine Spur. Triumph? Er fühlte nichts.
    Vorbei. Ich habe gesiegt.
    Die Worte hatten etwas Endgültiges. Dumpf und hohl klangen sie in seinem Kopf wider. Sie fühlten sich nicht wie ein strahlender Sonnenaufgang, sondern eher wie das Ende der Welt an.
    Ist es vorbei? , fragte er sich plötzlich. Habe ich gesiegt?
    Roland oder das Ding, das wie Roland ausgesehen, wie Roland geredet, wie Roland gehandelt hatte (verdammt, das wie Roland gewesen war!) gab es nicht mehr.
    Er hatte dieses Wesen nicht immer gesehen, einmal war es sogar davongelaufen, wahrscheinlich um ihm seine Abhängigkeit vor Augen zu führen, doch er hatte es immerzu gespürt. Der Dämon hatte die ganze Zeit in seinem Kopf gesessen, wie ein stechender Schmerz, den man manchmal stärker und manchmal schwächer fühlt, aber der doch immer da ist.
    Nun gähnte eine Leere an der Stelle, die diese mysteriöse, böse Wesenheit einst ausgefüllt hatte. Ob sie sich jemals wieder schließen würde? Sie erinnerte ihn an eine Narbe, wie die an seinem Unterarm, die er sich als kleines Kind zugezogen hatte, als er von einer automatischen Schaukel gefallen war. Ein kleiner, weißer Wurm, der sich in der Haut festgebissen hatte.
    Er musste wieder an Roland denken (den echten Roland!) und an die bestialische Weise, wie er umgekommen war. Tot! Von dem pulsierenden Laserstrahl bei lebendigem Leib verbrannt. Aber stimmte das? War Roland nicht schon viel früher verendet? Zum Beispiel als der schwarze Scherenschnittmann ihn mit seiner verdorbenen Hand berührt hatte? Als die Fingernägel sich in seinen Hals gebohrt hatten? Als die bizarren, schwarzen Wespen unter seine Haut gekrochen und seine Augen schwarz geworden waren? Hatte er dabei nicht außer seiner Seele auch zumindest einen Teil seines Lebens verloren?
    Adam hatte seine Todesschreie gehört. Er würde sie niemals vergessen können. Roland war durch seine Hand gestorben. Durch seinen Finger, um genau zu sein. Es war eine so unbedeutende Bewegung gewesen. Ein Zucken.

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