Drimaxid 03 - Hypnos Feinde
Surrend und stampfend kam Hypno näher und blieb nur wenige Meter vor Adam stehen, so dass dieser befürchten musste, der Asiat würde ihn wie ein außer Kontrolle geratener Riesenroboter über den Haufen rennen.
»Hypno?«, fragte er verstört.
»Mein guter Endymion, du bist zurück!«
Hypno breitete seine Arme in einer rührenden Geste aus und wollte Adam umarmen; er sah wie ein verzweifelter Vater aus, der seinen verlorenen Sohn nach Jahren der Sorge und Ungewissheit wieder Zuhause begrüßen durfte.
»Ich kenne Sie nicht«, sagte Adam hart.
Und ich heiße nicht Endymion , fügte er rasch in Gedanken hinzu.
Sein Körper bebte. Er musste sich beherrschen, um Hypno die Worte nicht ins Gesicht zu schreien.
»Aber erinnerst du dich denn nicht mehr an mich? Du hast dich vor zwei Monaten bei mir vorgestellt und wolltest mein persönlicher Sekretär werden. Ein Schreiberling aus armem Hause«, seufzte Hypno ergriffen. »Trotzdem hast du mich mit deinem Eifer überzeugt. Ich war bereit, dich einzustellen, doch du bist im Morgengrauen davongelaufen. Ich schätze, das ist der normale Wahnsinn, der Künstler von Zeit zu Zeit packt. Es gibt nur noch wenige kluge, frei denkende Geister wie dich in unseren bescheidenen Reihen. Aber nun bist du ja zurückgekehrt. Und wie ich sehe, hast du mir mein Töchterlein zurückgebracht.«
Adams Blick wanderte zwischen Selene und Hypno hin und her. Die beiden sahen sich überhaupt nicht ähnlich und es gab auch keine Parallelen, was ihren Charakter anging, soweit er das beurteilen konnte.
»Es ist also wahr. Du bist Hypnos Tochter.«
Die Worte waren an Selene gerichtet.
»Das hast du weise erkannt«, antwortete Hypno an ihrer Stelle. »Selene ist die Prinzessin des Futureanervolks. Sie ist meine Tochter. So wie ich der Sohn von Nyx und Erebus bin.«
»Und so wie Thanatos, der Verbannte, dein Bruder ist«, knurrte Selene.
»Thanatos?« Adam horchte interessiert auf. »Warum nennst du ihn den Verbannten? Wer ist dieser Thanatos?«
»Thanatos ist der Tod.« Hypno spie die Worte regelrecht aus.
Es schien so, als wolle Selene etwas darauf erwidern, entschied sie sich dann aber doch dagegen und schwieg. Adam bemerkte, dass er die Gründe für Selenes Flucht aus der Futureanerfestung noch immer nicht kannte. Möglicherweise war dieser Thanatos ein ausschlaggebender Faktor gewesen. Er würde sie später danach fragen.
Eine bedächtige Stille breitete sich zwischen ihnen aus.
»Aha«, machte Adam mit einiger Verspätung.
Er kam sich reichlich dumm dabei vor. Sein Einwurf zeugte nicht von herausragender Klugheit. Es ging ihm einfach nur darum, das Schweigen zu brechen. Er konnte es einfach nicht ertragen.
»Ich bräuchte jetzt erst einmal etwas Alkoholisches, um das hier zu verdauen«, scherzte er und deutete ein schiefes Grinsen an.
»Wir leben ›Straight Edge‹«, entgegnete Selene mit kühler Stimme.
»Was bedeutet das?«, fragte Adam, obwohl er glaubte, diese Formulierung schon einmal gehört zu haben.
»Wir rauchen nicht. Wir trinken nicht. Wir haben keine wechselnden Sexpartner«, zählte Selene die Grundregeln der ›Straight Edger‹ auf. »Einige von uns sind Vegetarier oder gar Veganer. Aber das ist nicht unbedingt nötig, denn …«
»Schon gut.« Adam machte eine wedelnde Handbewegung. »Kein Alkohol. Ich habe schon verstanden. Irgendwie war mir die Lebensweise der Präterianer lieber.«
»Zählt zu der Lebensweise, die du da vermisst, auch das gegenseitige Abschlachten im Kampf um die Führungsrolle? Grenzenlose Triebhaftigkeit, die zu schmutzigen Affären führt? Maßlosigkeit, Sittenlosigkeit und die sadistische Freude am blutigen Schauspiel zweier sich gegenseitig auffressenden Mutanten? Und natürlich der Kerker?« Selenes Augen blitzten vor Wut.
»Kein Alkohol«, wiederholte Adam überzeugt. »›Straight Edge‹ ist klasse! Ich glaube, ich habe es begriffen.«
Selene schmunzelte. Die Worte, die sie eben benutzt hatte und die Erinnerung an ihre Gefangenschaft im Kerker der Präterianer, die diese in ihm wachriefen, hielten ihn davon ab, dieses Lächeln zu erwidern.
»Gegenseitiges Abschlachten? Kampf um die Führungsrolle? Schmutzige Affären? Was höre ich da?«, fragte Hypno neugierig.
»Ich bin müde«, hörte Adam sich sagen.
Er fühlte sich überhaupt nicht müde. Er war nicht einmal schläfrig. Es schien so, als hätte jemand anderes (vielleicht Albert? Oder Endymion?) durch seinen Mund gesprochen.
Zu seiner Überraschung nickte Hypno
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