Drimaxid 04 - Antara
unglaublicher Ehrfurcht aus. Adam fühlte sich unwohl in seiner Haut.
»Setz dich, ich hole uns etwas zu essen.« Gregorio deutete auf einen freien Tisch in der entfernten Ecke der Kantine.
Adam ging los. Der Weg quer durch den Raum wurde zu einem wahren Spießroutenlauf; er spürte die neugierigen Blicke der Soldaten wie Messerstiche in seinem Rücken. Den Kopf zwischen den Schultern eingezogen, setzte er sich. Unter den Soldaten gab es kaum Frauen. Nur ein oder zwei Exemplare, die jedoch derart muskulös gebaut waren, dass sie kaum unter den männlichen Kriegern auffielen.
Nach einer halben Ewigkeit, wie es Adam vorkam, kehrte Gregorio zu ihm zurück und setzte sich ihm gegenüber. Statt einem Tablett mit einer dampfenden Schüssel brachte ihm der Soldat Rationspackungen: Riegel in goldener Folie, Dosengetränke.
Mit einem hörbaren Zischen öffnete er eines der Behältnisse und reichte es Adam. Er nippte vorsichtig daran. Wie der Aufdruck versprach, enthielt die Dose prickelnde Zitronenlimonade. Er nahm einen tiefen Schluck. Gregorio gab ihm einen der Riegel. Adam aß ihn schwermütig. Er schmeckte nach Orange.
»Wie kann das sein?«, fragte er leise.
»Was meinst du?«, hakte Gregorio nach.
Adam warf einen Blick in die Runde.
»All diese Parallelen … Ich bin hier noch nie gewesen – und trotzdem habe ich das Alles schon einmal gesehen«, verriet er dem Soldat.
Gregorio neigte den Kopf nachdenklich zur Seite.
»Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung«, meinte er.
»Jetzt bin ich aber gespannt.« Adam beugte sich interessiert nach vorne.
»Die D RIMAXID -Welten wurden von Balthasars Phantomkriegern programmiert. Wieso soll es da verwunderlich sein, dass sie Elemente aus den Raumschiffen der feindliche Flotte enthalten?« Gregorio sah ihn erwartungsvoll an.
»Du hast Recht.« Adam würgte den letzten Rest des Riegels hinunter. »Im Grunde ist es gar nicht verwunderlich …«
Er leerte die Dose und warf seinem Gegenüber einen flehenden Blick zu. Gregorio verstand die Geste und erlaubte ihm, sich zu erheben.
»Ich bringe dich in deine Unterkunft zurück«, beschloss der Soldat.
Adam klopfte seinem Führer dankbar auf den Arm. Er hielt es nicht länger aus, den forschenden Blicken der anderen Soldaten ausgesetzt zu sein. Keiner von ihnen hatte auch nur ein lautes Wort gesagt, seit sie den Raum betreten hatten.
Ich grüße Euch, böser Jesus , raunte eine gemeine Stimme in Adams Bewusstsein. Huldigt den Messias …
In Gregorios Begleitung verließ er die Kantine und fühlte sich erst besser, nachdem die Schleuse sich hinter ihnen geschlossen hatte.
Huldigt den Messias! , verspottete ihn die körperlose Stimme.
Die Blicke der Soldaten schienen ihm zu folgen.
*
Die darauf folgenden Stunden wären sinnvoll genutzt gewesen, hätte Adam sich zum Schlafen niedergelegt, um seine verbrauchten Kräfte zu erneuern. Das konnte er aber nicht tun. Schatten der Schlaflosigkeit in der zerstörten Nachkriegswelt plagten ihn. Diesmal lag es allerdings weniger an der Angst vor den silbernen Giganten , dass Adam keinen Schlaf fand, sondern vielmehr daran, dass verschiedene Sorgen und Zweifel ihn innerlich aufwühlten.
Unruhig wälzte er sich auf der Liege hin und her. Dachte über seine Vergangenheit nach. Konfrontierte sich mit seinen verloren gegangenen Existenzen. Setzte sich kritisch mit seinem neuen Leben auseinander – was ein deprimierender, langwieriger Vorgang war. All die vielen neuen Informationen und das unglaubliche Wissen über die Wahrheit spukten in seinem Kopf umher und ließen ihm keine Ruhe.
Nervös fuhr er sich mit der Zunge über die ausgetrockneten Lippen. Ein unangenehmes Taubheitsgefühl breitete sich in seinem Mundraum aus, wie anästhesiert. Er schluckte und bekam einen Krampf im Hals, der sich langsam auf seinen ganzen Körper ausbreitete. Adam hechelte stark.
Wütend über die ungewohnt heftigen Reaktionen seines Körpers stand er auf und ging verstört in dem kleinen Raum auf und ab. Zweimal stieß er sich das Knie an der Liege an. Zornig verließ er die Kajüte und kletterte durch die Schleuse in den Gang hinaus. Der schmale Flur lag leer und verlassen vor ihm.
Adam wandte sich nach links und warf einen Blick in den leeren Raum, in dem er mit Hypno gesprochen hatte. Außer ihm gab es niemanden zwischen weißen Wänden, Boden und Decke. Schnell verließ er den Raum wieder und wählte einen der Aufzüge. Vergeblich suchte er im Inneren der Kabine nach einem
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