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Drimaxid 04 - Antara

Drimaxid 04 - Antara

Titel: Drimaxid 04 - Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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noch mehr Zeit verlieren. Seine unerwartete Konfrontation mit Yates hatte ihn wachgerüttelt: Jeder weitere Tag – ja, sogar jede Stunde, die er hier verweilte – stellte ein unkalkulierbares Risiko dar.
    Er musste so schnell wie möglich von hier verschwinden!
    Mit schwielenübersäten Händen griff er nach der Karte. Es handelte sich um eine gelochte Leiterplatte aus Silizium, die mit elektrischen und pneumatischen Kontakten versehen war. In dem Mini-Irrgarten der aufgedruckten Schaltungen fand er mehrere kleine Druckknöpfe und Regelschalter, die so winzig waren, dass Adam fürchtete, sie abzubrechen, sollte er sie betätigten.
    Ein Blick auf die rot leuchtenden Ziffern der Digitaluhr, die draußen im Korridor hing, verriet ihm, dass der Augenblick günstig war. Yates hatte vor exakt fünf Minuten den Wächterraum verlassen. Damit blieben Adam genau fünfundzwanzig Minuten, um das Sicherheitssystem lahm zulegen, Barabbas und sich selbst zu befreien und in den Wächterraum einzudringen. Mehr als genug , wie er fand.
    Er sah sich nach einer improvisierten Waffe um, konnte aber nichts Brauchbares finden. Die Leiterplatte lag kalt in seinen Händen. Adam aktivierte die Störfrequenz. Einen bangen Moment lang geschah nichts.
    Dann flackerten die fahlen Leuchtstoffröhren an der Decke und erloschen allesamt auf einen Schlag. Das Bild der Projektoren an den Wänden verschwamm; aus den überdimensionalen Steinklötzen wurden einzelne Monitore, die einen tosenden Schneesturm aus schwarzen und weißen Pixelkörnern zeigten.
    In den Zellen der anderen Gefangenen wurden empörte Rufe laut. Adam hörte Fäuste an den Gitterstäben rütteln. Wüste Flüche hallten durch die Dunkelheit. Hektisch verglich er den Schaltplan auf der Leiterplatte mit der Anordnung der Zellen im Korridor. Er fand einen kleinen Druckknopf, der für seine Zelle bestimmt war, und betätigte ihn.
    Ratternd öffnete sich das Gittertor und Adam stürmte ins Freie. Das laute Brüllen der Gefangenen schwoll weiter an. Wurde lauter. Fordernder. Hände reckten sich ihm entgegen. Adam versuchte sich gerade in der Dunkelheit zu orientieren, als die blau schimmernde Notbeleuchtung aktiviert wurde. Vor ihm tauchte Stano auf, der sich erwartungsvoll an seiner Zellentür aufgestellt hatte.
    »Es scheint zu funktionieren«, bemerkte Big Black und ein gemeines Lächeln umspielte seine dicken Lippen. »Jetzt lass mich raus«, bat er Adam.
    »Es tut mir Leid«, erwiderte er entschuldigend und fuhr herum.
    Adam stürmte den Gang hinab, bis er Barabbas' Zelle erreicht hatte.
    »Du verdammter Verräter!«, kreischte Stano hinter ihm. »Mach endlich auf!«
    Big Black zerrte wie ein Besessener an seiner Zellentür. Der Stahl hielt, doch feiner Putz rieselte von der Decke herab. Adam sah sich nach den Wurmkameras um; sie baumelten regungslos von der Decke herab, wie Kadaver, die der Metzger zum Ausbluten aufgehängt hat.
    Suchend glitt Adams Finger über den Schaltplan und fand, wonach er gesucht hatte: den Schalter für Barabbas' Zelle. Er drückte den Miniaturdruckknopf und wartete, bis die Tür zur Seite gewichen war.
    »Verfluchter Mistkerl!«, schrie sich Stano die Seele aus dem Leib.
    Adam drang in die Dunkelheit hinter der Zellentür ein. Vor ihm tauchte Barabbas' Gestalt im blauen Schein der Notbeleuchtung auf. Adam warf einen nervösen Blick auf die Digitaluhr an der Wand. Zwanzig Minuten. Alles lief wie am Schnürchen.
    »Was glaubst du, tust du da?«, fragte Barabbas leise, in vorwurfsvollem Tonfall.
    Adam drängte sich näher an den Gefangenen heran.
    »Ich rette dich, du verdammter Narr!«, erwiderte er barsch. »Und jetzt beweg dich endlich! Wir haben nicht mehr viel Zeit!«
    »Ich werde dich nicht begleiten«, entschied Barabbas. »Geh alleine deiner Wege und lass mich in Ruhe.«
    »Hol mich hier raus!«, brüllte Stano hinter ihnen.
    Noch mehr Putz regnete von der Wand herab, gegen die Big Black sich stemmte. Die Muskeln des Riesen bebten vor Anspannung und seine schneeweißen Zähne knirschten. Adams Blick huschte gehetzt zwischen Barabbas und Stano hin und her.
    »Du musst mir vertrauen, Cory«, sagte er schnell.
    Barabbas fuhr auf: »Wie hast du mich eben genannt?«
    Die Temperatur in der Zelle schien um mehrere Grade zu fallen.
    »Barabbas …«, log Adam.
    Sein Atem gefror vor seinem Mund zu einer grauen Wolke des Schwindels.
    »Kennen wir uns?« Barabbas trat näher.
    Adam wich um dieselbe Distanz zurück. Sein Gegenüber zog die Augenbrauen zusammen

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